Manfred Rühl kann als wissenschaftliches Urgestein unserer Disziplin bezeichnet werden. Sein Werk steht vor allem für den Beginn einer systemtheoretischen Fundierung der modernen Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Mit Rühl hat die „Ausarbeitung einer systemtheoretischen Beschreibung des Journalismus“ begonnen (Löffelholz 2000: 51). Die Grundlage dafür lieferte er bereits in seiner Dissertation „Die Zeitungsredaktion als organisiertes soziales System“ (1969). In seiner Habilitationsschrift „Journalismus und Gesellschaft“ (1980) elaborierte und erweiterte er diese Position durch den Blick auf die gesamtgesellschaftliche Funktion des Journalismus. Gemeinsam mit Franz Ronneberger legte er zwölf Jahre später eine ebenfalls systemtheoretisch argumentierende „Theorie der Public Relations“ (1992) vor. Das Gespräch mit Manfred Rühl fand am 28. Juni 2013 in Wien statt. Prof. Dr. Manfred Rühl Manfred Rühl wurde am 31.Dezember 1933 in Nürnberg geboren. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Lehre als Industriekaufmann. Daneben Tätigkeit als freier Mitarbeiter für Presse und Rundfunk. Das Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften schloss er 1960 mit dem Examen als Diplom-Volkswirt ab. Anschließend wissenschaftlicher Assistent an der Universität Erlangen-Nürnberg. 1968 Promotion zum Dr. rer. pol. 1978 Habilitation. 1969/70 Scholar-in-Residence an der Annenberg School for Communication der University of Pennsylvania in Philadelphia. Anschließend Projektleiter am Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der Universität Erlangen-Nürnberg. 1976 wurde Rühl auf eine Professur für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim berufen, wo er den ersten Aufbaustudiengang für Journalistik im deutschen Sprachraum betreute. Von 1983 bis 1999 war er Lehrstuhlinhaber für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Journalistik an der Universität Bamberg. Manfred Rühl lehrte zeitweise auch als Gastprofessor an den Universitäten Mainz und Zürich. 1980 bis 1982 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Mehrere Jahre wirkte er als Fachgutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft und weitere Wissenschaftsorganisationen. Das Video-Gespräch mit Manfred Rühl Rühl hat seine fachlichen Spuren zunächst in der Journalismusforschung hinterlassen. Sein wirtschaftswissenschaftliches Studium, die damals neue (funktionalistische) Systemtheorie Niklas Luhmanns aber auch seine früheren berufliche Erfahrungen im Journalismus ließen in ihm die Auffassung von der Wichtigkeit der Organisationsperspektive (8 Min.) reifen. Ein nicht zu übersehender Impuls zu seiner wissenschaftlichen Arbeit ging also von seinem (beruflichen) Kontakt mit der journalistischen Praxis aus. Auch gegenwärtig sind für ihn mit Blick auf die neuen internetbasierten Kommunikationsmöglichkeiten, wie etwa den „Bloggerismus“, Herausforderungen der Journalismusforschung (7 Min.) nicht zu übersehen, wenngleich die Organisationsperspektive dadurch keineswegs obsolet wird. Im Gegenteil: Genau diese systemische Position ermöglicht es nach Rühl, die besonderen Leistungen und die besonderen Wirkungen, also die gesellschaftlichen Funktionen des Journalismus (5 Min.) erkennbar zu machen. Wenn Rühl seinen Blick auf Journalisten richtet, dann fokussiert er nicht Personen, sondern soziale Handlungssysteme bzw. Rollen. Er geht in diesem Gesprächsteil (Person oder System, 5 Min.) auch auf neuere theoretische Versuche ein, die System- und Handlungstheorie verbinden wollen. Public Relations (PR) kann man – so Rühl – nicht ohne direkten Bezug auf die jeweiligen soziohistorischen Bedingungen angemessen definieren. Er blendet daher zunächst einmal zurück in die Zeitspanne der frühen 1970er Jahre, als sich Franz Ronneberger, Carl Hundhausen und Albert Oeckl im deutschsprachi-gen Raum bemühten, den Begriff Public Relations (6 Min.) näher zu fassen. Wie schon für Journalismus, so gilt im Rühl’schen Sinn auch für PR: Sie lässt sich nicht vorrangig an Akteuren studieren. Die Frage, ob Figuren wie z.B. der Prophet Moses unter PR-Aspekten zu thematisieren wären, stellt sich dann auch gar nicht mehr, wenn man PR als „emergierendes“ Phänomen (10 Min.) versteht. Mit Blick auf demokratisch und industriell organisierte Wohlfahrtsgesellschaften erklärt Rühl sodann, warum er, wenn er PR als autopoietisches System (3 Min.) begreift, durchaus die Praxis im Fokus hat. Schließlich kommt neben der kommunikationswissenschaftlichen auch die ökonomische Perspektive zur Geltung, wenn er Public Relations aus einer Mikro-, Meso- und Makro-perspektive betrachtet und über Aufgaben, Leistungen und Funktionen von Public Relations (6 Min.) nachdenkt. Abschließend reflektiert Manfred Rühl über den Stellenwert der Ausbildung für Kommunikationsberufe (6 Min.) und über den Gegenstand der Kommunikationswissenschaft (13 Min.) ganz allgemein. Dabei geraten auch die Globalisierung von Kommunikation durch Internet und Social Media in den Blick. University of Vienna -- University of Vienna (1552001) Manfred Rühl – im Gespräch mit Roland Burkart und Walter Hömberg: Kommunikationswissenschaft audiovisuell Bobrowsky, Manfred (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien) hdl:11353/10.1209505 https://phaidra.univie.ac.at/o:1209505 2013-06-28 video/quicktime Journalismus, Journalismusforschung, Organisation, Organisationsperspektive, Funktionen des Journalismus, Bloggerismus, Systemtheorie, Person und Sys-tem, Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations (PR), Öffentlichkeitsarbeit / PR und Journalismus, Begriff Public Relations, PR als emergierendes Phänomen, PR als autopoietisches System, Funktionen der Public Relations, Ausbildung für Kom-munikationsberufe, Gegenstand der Kommunikationswissenschaft Universität Wien -- Universität Wien (1552001) multimedia deu Bobrowsky, Manfred (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien) Burkart, Roland (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien) All rights reserved