Der Goldene Weg des Open Access zum funktionalen Publikationswesen. Handlungsoptionen für die Universität Wien

Nora Schmidt

nora.schmidt@univie.ac.at

http://orcid.org/0000-0002-7105-9515

21. Februar 2014

Version 1.0

Lizenz: Creative Commons Namensnennung 4.0 International

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Universität Wien befindet sich in einem Open-Access-Strategieentwicklungprozess. Nun wird geprüft, ob die von der Universitätsbibliothek implementierten Infrastrukturen und Services um eine stärkere Förderung des Goldenen Wegs des Open Access erweitert werden sollen, auch, um an internationale Entwicklungen anzuschließen: Die Anzahl von Open-Access-Journals steigt, es werden zunehmend institutionelle Publikationsfonds zur Förderung der hier mitunter anfallenden article processing charges (APCs) eingerichtet und institutionelle Publikationsservices ausgebaut.

Ziele und Argumentationslinie: Um entscheiden zu können, ob und wie die Universität hier aktiv werden soll, wird zunächst eruiert, inwiefern das derzeit noch vorherrschende Subskriptionsmodell gegenüber dem Open-Access-Publizieren für die Wissenschaftskommunikation nachteilig ist. Eine Analyse der während des Publizierens ablaufenden, Kosten produzierenden Prozesse und der Meinungen der Forschenden sollen helfen, abzuschätzen, inwiefern derzeit Spielraum zur Veränderung des Publikationswesens besteht. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Geschäftsmodelle des Goldenen Wegs werden abgewogen, um bei der Konzeption von Förderungen differenzieren zu können: Author-Pay-Modell, institutionelle Mitgliedschaften, Overlay-Modell sowie das häufig für ein “goldenes” Modell gehaltene Hybrid-Modell. Auch die besonderen Voraussetzungen des Open-Access-Publizierens von Monographien werden untersucht. Diese ersten beiden Kapitel liefern vor allem Argumentationshilfen. Die sich dann anbietenden Handlungsoptionen – die Einrichtung eines Publikationsfonds und die Ausweitung der Publikationsservices – werden in ihrer Bedeutung und in dem mit ihnen verbundenen Aufwand dargestellt. Das abschließende Kapitel formuliert konkrete Handlungsempfehlungen für die Universität Wien. Ziel ist die Skizzierung einer die Wissenschaftskommunikation avancierenden, nachhaltigen und effizienten Entwicklungsförderung des Publikationswesens durch eine in ihrem regionalen und gesamtgesellschaftlichen Kontext betrachtete Institution.

Methodologie: Die Studie stützt sich in erster Linie auf eine intensive Auswertung der Literatur. Die Beschreibung der Dysfunktionalität des Publikationswesens wird durch die systemtheoretische Analytik der Provenienz Niklas Luhmanns ermöglicht. Wichtige Schlussfolgerungen zu Positionen österreichischer Forschender mit Hilfe der Daten aus der SOAP-Studie gezogen werden. Die Daten aus der Forschungsdokumentation der Universität Wien 2011 erlauben u.a. die Andeutung des erforderlichen Umfanges eines möglichen Publikationsfonds. Ein Vergleich der Listenpreise von Springer-Open-Choice-Journals untermauert die Argumentation zum Hybrid-Modell. Bedeutung: Es existiert keine umfangreiche Auswertung der Literatur zum Goldenen Weg des Open Access. Auch wurde bislang kein Papier veröffentlicht, anhand dessen ein diesbezüglicher Strategieentwicklungsprozess an einer konkreten Institution verhandelt wurde. Die zugrunde liegende These der Dysfunktionalität des Publikationswesens wurde zwar vielerorts in anderen Worten postuliert, jedoch nicht ausgeführt oder unter der Anwendung einer soziologischen Analytik begründet. Die fragwürdige Methodologie der Studien in Anschluss an John Houghton, die bislang als Argumentationsgrundlage für die Verfolgung des Goldenen Wegs eingesetzt wurden, konnte herausgestellt werden, um dem ökonomisch-quantitativen einen eher heuristischen Ansatz gegenüberzustellen. Die Empfehlungen können zwar größtenteils allgemeine Gültigkeit beanspruchen, sind aber speziell auf die Ausgangslage an der Universität Wien zugeschnitten.

Zentrale Ergebnisse:

Vorwort

Im Frühjahr 2012 beauftragte das Rektorat der Universität Wien die Universitätsbibliothek mit der vorliegenden Studie. Die Autorin dankt allen, die sich am Diskussionsprozess, der die Entstehung begleitete, beteiligten. Die zahlreichen Hinweise auch externer AnsprechpartnerInnen halfen der Autorin, die vorliegenden Schlüsse zu ziehen. Der Stand der ausgewerteten Literatur ist aufgrund der Intensität dieses Diskussionsprozesses nicht identisch mit dem Veröffentlichungszeitpunkt der Studie, sondern liegt eher in der Mitte des Jahres 2013. Es ist jedoch geplant, immer wieder Aktualisierungen vorzunehmen. Allerdings zeigte sich während des Literaturstudiums, dass die Auseinandersetzung mit dem Open-Access-Publizieren unter einem Theoriedefizit leidet. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Insofern mag der verzögerte Anschluss an den Diskurs verzeihlich sein.

An der Universitätsbibliothek Wien wurde zur Unterstützung der Autorin eine Arbeitsgruppe gebildet. Folgende Mitglieder der AG Open Access waren daran beteiligt: Guido Blechl, Juan Gorraiz, Christian Gumpenberger und Wolfram Seidler. Darüber hinaus haben frühere Versionen dieser Studie kommentiert: Brigitte Kromp (UB Wien), Falk Reckling (FWF), Maria Seissl (Direktorin UB Wien) und Susanne Weigelin-Schwiedrzik (Vizerektorin Universität Wien). Während der Konzeptionsphase der Studie gaben Caroline Sutton (OASPA) und Lars Bjørnshauge (SPARC Europe) bei einem internen Workshop an der Universitätsbibliothek Wien am 5.-6.,Dezember 2012 wichtige Hinweise.

Der Text der Studie liegt in unterschiedlichen Formaten vor. Ausgangsformat war LaTeX, das über Markdown nach HTML und schließlich nach EPUB konvertiert wurde. Bei diesem Vorgang mussten einige geringfügige Änderungen des Wortlauts vorgenommen werden. Dies betrifft jedoch ausschließlich die Formulierung von internen Verweisen, die für das PDF seitenorientiert konzipiert war.

Einleitung: Wie verläuft der “Goldene Weg des Open Access”?

Open Access hilft Barrieren in der täglichen Arbeit von ForscherInnen zu vermeiden und ermöglicht wissenschaftlichen Bibliotheken, ihr Budget effizienter einzusetzen. Statt der Medien- bzw. Lizenzerwerbung könnten die Unterstützung und der Aufbau in- und externer Services der Informationsverbreitung und -erschließung zum zentralen Kostenfaktor werden. Der Goldene Weg bezeichnet das Vorgehen, eine wissenschaftliche, qualitätsgeprüfte Erstpublikation (version of record) im Internet frei zugänglich zu machen, ohne dass InteressentInnen Hürden begegnen, z.B. einer Zahlungsaufforderung (siehe z.B. Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen (2012) und Harnad et al. (2008)). Zu der einfachen Zugänglichkeit kommt, dass Publikationen auch ohne Beschränkung genutzt und weiterverbreitet werden können sollten (mehr dazu im Abschnitt über die Chancen durch Open Access. Da in erster Linie in Zeitschriften qualitätsgeprüfte Beiträge publiziert werden, wird der Goldene Weg häufig in engem Zusammenhang mit diesem Publikationstyp gesehen; es kann jedoch ebenso gut auf dem Goldenen Weg publizierte Monographien. Bereits heute ist das Wachstum der Anzahl von Publikationen durch die führenden Open-Access-Verlage als exponentiell zu beschreiben.1 Diese Studie geht der Frage nach, ob und wie eine Universität die Etablierung des Goldenen Wegs des Open Access unterstützen sollte.

Die entstehenden Kosten für die Qualitätssicherung, die technische Zurverfügungstellung und andere sogenannte Mehrwertprozesse tragen beim Goldenen Weg häufig die Institution der AutorIn oder sie selbst (Author-Pay-Modell). Allerdings berechneten laut Selbstauskunft nur 32% der Zeitschriften, die im April 2013 im Directory of Open Access Journals (DOAJ) verzeichnet waren, solche Gebühren.2 Die übrigen verzeichneten Zeitschriften bestreiten ihre Kosten hauptsächlich aus Mitteln der Institution, an der die HerausgeberInnen wissenschaftlich arbeiten. Der Goldene Weg wird bereits an vielen Universitäten und Forschungsinstituten unterstützt: Publikationsfonds werden eingerichtet und zumeist an deren Bibliotheken verwaltet, um die ForscherInnen dabei zu unterstützen ihre Publikationen weithin sichtbar zu machen – nicht zuletzt auch für die Sichtbarkeit der Institution selbst. Mit einem Publikationsfonds wird auch impliziert, dass die Institution die Publikation als den letzten Schritt des Forschungsprozesses ansieht und nicht als etwas, das zwischen Forschung und Recherche extern geschieht.

Die Symptome dafür, dass das Publikationswesen unter dem Paradigma des Subskriptionsmodells als dysfunktional, liegen auf der Hand: Bibliotheken geraten angesichts ständig wachsender zu lizenzierender wissenschaftlicher Informationsmengen und Preissteigerungen in Budgetprobleme, Verlage müssen immer mehr Ressourcen in Verhandlungen mit Bibliotheken und Konsortien investieren, AutorInnen möchten entgegen geläufigen Verlagsverträgen auch nach der Publikation über Nutzungsrechte an ihren Werken verfügen, ZeitschriftenherausgeberInnen müssen sich den Geschäftsmodellen der führenden Verlage anpassen oder gegen übermächtige Konkurrenten antreten, obwohl das Internet durch eine einfachere und günstigere Distribution die Markteintrittschancen signifikant erhöht haben sollte, und schließlich erkennen WissenschaftsmanagerInnen und Fördernde, dass die vorherrschenden Methoden der Einflussmessung von Forschung an den Realitäten einer durch das Internet revolutionierten Wissenschaftskommunikation vorbeigeht. Im Gegensatz zum Subskriptionsmodell für Zeitschriften trägt das vorherrschende Geschäftsmodell zur Publikation von Monographien weniger zur Dysfunktionalität des Publikationswesens bei. Hier zeigen die Absatzprobleme der Verlage, dass der Druck auch von kleinen Auflagen zunehmend riskanter wird. Die strukturellen Grundlagen dieser Symptome zu analysieren ist notwendig, um die Komplexität des Publikationswesen3 zu verstehen und Handlungsempfehlungen für eine Universität aussprechen zu können, die nachhaltig für alle Player zu funktionalen Veränderungen beitragen.

Ein Abschnitt ist der kritischen Betrachtung bereits vorliegender Studien gewidmet, die statt theoretischer Anstrengungen eher ökonomische Kalkulationen vornehmen und allerlei Einschränkungen ihrer Gültigkeit notwendig hinnehmen, eben weil das Publikationswesen ein weltweites System ist, in das sowohl Wissenschaft als auch Politik sowie Wirtschaft, Rechtssystem und Öffentlichkeit involviert sind. Die Wechselwirkungen sind zu komplex, um sie in Gleichungen unterzubringen, in die mit vertretbarem Aufwand erhebbare Daten eingesetzt werden könnten. Es muss in dieser Studie also Ziel sein, mit Hilfe der vorhandenen Literatur, ergänzt durch die Analyse von Teilaspekten auf der Grundlage vorhandener Daten, ein möglichst genaues Bild von dem Hintergrund zu zeichnen, vor dem Universitätsleitungen möglichst tiefgehend begründete Entscheidungen für oder gegen die Förderung verschiedener Entwicklungen des Publikationswesens zu treffen haben, die unter dem Titel “Goldener Weg des Open Access” zusammengefasst werden können.

Mit den in ihrer Methodologie also mit Vorsicht zu rezipierenden “Houghton-Studien” ((2009) und (2012); Cook et al. (2011); Swan (2012); Swan and Houghton (2012) sowie Finch (2012)) ist der Goldene Weg allerdings stark in den Fokus von politischen Entscheidungsträgern, insbesondere in UK, sowie Forschungsfördernden und -einrichtungen getreten. Diese Studien gelangen durchweg zum Schluss, dass eine vollständige, weltweite Umstellung der Verlage auf den Golden Weg des Open Access – vorausgesetzt, die Publikationsgebühren bleiben ungefähr auf dem bislang üblichen Niveau – langfristig durch die Einsparung von Subskriptionskosten und Verwaltungsaufwand zu einem Sinken der Gesamtkosten des Publikationswesens führen werde – bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum durch die verbesserte Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen für Unternehmen (siehe hierzu die Zusammenfassung der Cook-Studie). Wenn also nach alternativen Geschäftsmodellen gesucht werden soll, die eine nachhaltige Entwicklung in die gewünschte Richtung versprechen, ist es unumgänglich, zunächst die während der “Produktion” anfallenden Kosten zu kennen. Darüber hinaus werden die gründlichsten Überlegungen zur Förderung eines bestimmten Geschäftsmodells vergebens sein, wenn nicht auch die die Forschenden vom Nutzen einer Umorientierung auf das Open-Access-Publizieren überzeugt sind. Eine Auswertung der SOAP-Studie mit einem Schwerpunkt auf Österreich soll abschätzen helfen, ob diesbezüglich die notwendigen Voraussetzungen herrschen (siehe den Abschnitt über die SOAP-Studie).

Mit diesen Grundlagen wird es möglich, die verschiedenen Open-Access-Geschäftsmodelle insbesondere nach ihrem Vermögen zu beurteilen, die Dysfunktionalität des Publikationswesens bearbeiten zu können (siehe den Abschnitt über Geschäftsmodelle). Die Frage nach möglichen Geschäftsmodellen umfasst jedoch nicht nur die Teilfragen, ob, wann und in welcher Höhe Gebühren anfallen und welcher Akteur sich für welche Aufgaben im Publikationsprozess verantwortlich zeichnet, sondern auch, inwiefern die Prozessgestaltung kontingent ist und Raum für Innovationen bietet. Dies können alternative peer-reviewing-Formate sein oder ein Abwenden vom Zeitschriften-Format. Auch gibt es Spielräume bei der Wahl der Lizenz, die nicht nur die Bedingungen der lesenden, sondern auch der über die Zitation hinausgehenden verarbeitenden Nutzung mehr oder weniger offen regeln kann, denn ein Open-Access-Label allein verrät dies noch nicht (siehe den Abschnitt über die Chancen durch Open Access).

Das Author-Pay-Modell, das häufig als Umleitung der Finanzströme kritisiert wird, die sich am Ende zu einem guten Teil in den Profiten der Verlage und Fachgesellschaften wieder finden würden, ist zweifelsfrei das vorherrschende Modell. Wenn Forschungseinrichtungen sich dann durch Mitgliedschaften an bestimmte Verlage binden, um Ermäßigungen auf Publikationsgebühren zu erhalten, hat dies weitreichende Konsequenzen. Deshalb kann man hier nicht von einer besonderen Form der Abrechnung für das Author-Pay-Modell sprechen, sondern von einem eigenständigen Geschäftsmodell (genaueres dazu hier). Neben der Einnahmequelle Publikationsgebühren kann das Publikationswesen aber auch auf andere Weise mit Ressourcen versorgt werden: Das Prinzip “publish first, filter later” meint, dass zunächst ein Manuskript veröffentlicht wird, das dann, nachdem es vielleicht bereits rezipiert wurde, über einen Qualitätssicherungsprozess Eingang in ein “Overlay-Journal” findet – als Link (siehe Abschnitt zum Overlay-Modell). Vielfältige Funktionen, die bislang durch konventionelle Prozesse des Verlagsbetriebs abgedeckt wurden, können auch zeitschriftenextern z.B. von hochspezialisierten Dienstleistern oder durch eine softwaregestützte community übernommen werden. In einem kurzen Abschnitt soll auch erläutert werden, weshalb – soviel sei vorweg genommen – ein hybrides Publizieren, das den “Freikauf” von Artikeln, die in einem Subskriptionsjournal erschienen sind, ermöglicht, zur Bearbeitung der Dysfunktionalität des Publikationswesens nur begrenzt etwas beitragen kann.

Je genauer eine Institution definiert, welche Vision von der Beschaffenheit eines Publikationswesens sie verfolgt, desto erfolgreicher wird der Einsatz der im Anschluss zu definierenden und weltweit vielfach implementierten Strategiebausteine sein: einerseits Publikationsfonds und andererseits die Unterstützung von verlegerischen Tätigkeiten an der Universität ohne oder mit punktueller Inanspruchnahme von externen Verlagsdienstleistungen. Diese auch “in-kind support” genannte Strategie (Crow 2009) bietet sich insbesondere an, wenn die Institution bereits den Grünen Weg des Open Access verfolgt und mit einem Repositorium über die grundlegende technische Infrastruktur verfügt. Der Erfolg einer solchen Strategie ist trotz vielfältiger internationaler Erfahrungen schwer kalkulierbar. Hier Prognosen aufzustellen hieße, Entwicklungen einer höchst komplexen Organisation wie einer Universität sowie eines weltweit operierenden Wissenschaftssystems, das noch dazu stark an politische Entscheidungen und an das Prozessieren der öffentlichen Meinung gekoppelt ist, vorhersagen zu wollen. Um jedoch Empfehlungen aussprechen zu können, scheint es erforderlich, die genannten Strategiebausteine vor dem Hintergrund der Organisationsstrukturen und des bestehenden Open-Access-Publikationsverhaltens einer konkreten Universität, hier der Universität Wien, exemplarisch zusammenzuführen. An der Universität Wien sind die Open-Access-Services operativ – wie an vielen anderen Forschungseinrichtungen – an der Bibliothek verortet. Warum dies nahe liegt und welche weiteren Gremien für den Erfolg der Strategie sinnvoll sind, soll neben den erwähnten Aspekten nach Art eines Fallbeispiels unter dem Titel "Kontext Universität" erläutert werden.

Die vorliegende Studie gibt, um ihr Ziel noch einmal zusammenzufassen, in ihrem Fazit Argumentationshilfen und Handlungsempfehlungen zu folgender Frage: Wie kann eine große, forschungsorientierte Universität mit breitem Fächerspektrum den notwendigen “Paradigmenwechsel” im wissenschaftlichen Publikationswesen (z.B. Bauer et al. (2012)) angesichts bestehender Open-Access-Geschäftsmodelle am nachhaltigsten und effizientesten lancieren?

1 Ein krankendes Publikationswesen und seine Heilungsprognosen

Die Verlagsbranche verzeichnet ständig steigende Gewinne, weshalb es für diese wenig attraktiv erscheint, auf ein anderes Geschäftsmodell umzusteigen. Es sind jedoch auch andere Akteure im Spiel, die ihre Interessen einbringen: Bibliotheken sind als wichtigste Kundinnen der Verlage durchaus nicht machtlos; Forschende empören sich regelmäßig über die Geschäftspraktiken von einigen kommerziellen Verlagen; auch politische Regungen sind mancherorts zu vernehmen. Inwiefern sind dies Symptome einer systemischen Dysfunktionalität?

Zwar sind so harte Diagnosen in der wissenschaftlichen Literatur nicht anzutreffen, aber über die Symptome wird durchaus immer wieder geklagt. Dass die mangelnde Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen sich nicht nur negativ auf den wissenschaftlichen, sondern auch auf den wirtschaftlichen Fortschritt auswirkt, scheint insbesondere die britische Regierung und die von ihr finanzierten Fördereinrichtungen zu motivieren, die Kosten und Vorteile v.a. des Goldenen und des Grünen Wegs des Open Access vergleichend zu simulieren, so dass politische Entscheidungen zur Förderung einer Umstellung des Publikationswesen auf andere Geschäftsmodelle leichter fallen (siehe exemplarisch jene in Großbritannien).

Doch wie aussagekräftig sind Simulationen eines neuen Publikationswesen auf Grundlage der Daten des alten? Welche Daten liegen überhaupt vor? Um auf die Darstellung und Bewertung der verschiedenen Open-Access-Geschäftsmodelle in den folgenden Abschnitten vorzubereiten, soll zumindest eine Vorstellung davon entwickelt werden, welche Kosten im Publikationswesen anfallen. Schließlich soll auch anhand der Meinungen der Forschenden zu Open Access das dahingehende Veränderungspotential des Publikationswesens abgeschätzt werden (siehe den Abschnitt über die SOAP-Studie).

1.1 Dysfunktionales Publikationswesen

Wissenschaftswachstum

Die Wissenschaft wächst exponentiell – sowohl die Anzahl beteiligter Individuen als auch der Publikationen, und zwar seit zwei Jahrzehnten jährlich um etwa 3,3% (Ware and Mabe 2009). Im Jahre 2008 wurden 1,5 Mio. Artikel veröffentlicht. Der Grund für diese große und ständig wachsende Zahl liegt nahe: Die Anzahl der ForscherInnen verzeichnet genau das gleiche Wachstum, denn das globale Bildungsniveau steigt; im Jahr 2009 gab es auf der Welt 5,5-10 Mio. ForscherInnen – je nach Definition. Etwa 20% von diesen hatten mehr als einen Beitrag veröffentlicht. Wenn dieser Trend sich fortsetzt – und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass dies nicht geschieht –, wird das Publikationswesen nicht mehr wie bisher funktionieren können. Auf dem Markt gibt es zwar genügend Kaufinteressenten, bald jedoch keinen mehr, der bereit ist, die Preise zu zahlen, die auf diesem Markt nach den folgenden Analysen erhoben werden müssten, um kostendeckend oder gar gewinnbringend zu arbeiten.

Zeitschriftenkrise

Die Preissteigerungen vieler Verlage führten zur sogenannten Zeitschriftenkrise. In der Periode 1975-95 stiegen die Zeitschriftenpreise, auch bei Non-Profit-Verlagen4, um 200-300% (Tenopir and King 2000); in den Jahren 1963-90 verteuerten sich Zeitschriften um das Anderthalbfache gegenüber gebundenen Büchern – während das allgemeine Preisniveau um 6,1% stieg (University Libraries and Scholarly Communication. A StudyPrepared for The Andrew W. Mellon Foundation 1992). In den letzten Jahren steigt der Preis für Subskriptionen von wissenschaftlichen Zeitschriften, ob nun gedruckt oder elektronisch, weiterhin regelmäßig um inflationsbereinigte 3,5% (Kyrillidou and Morris 2011). Die aktuellen Preissteigerungen mögen in Bibliotheken noch durch Budgetumschichtungen zu kompensieren sein, während der Zeitschriftenkrise jedoch waren viele WissenschaftlerInnen – aber auch Bibliotheken – gezwungen, ihre Zeitschriftenabos zu kündigen. Dies gab letztendlich einen Anstoß zum Entstehen der Open-Access-Bewegung, was nicht allseits als positiv zu wertender Kausalzusammenhang betrachtet wird: Stefan Gradmann (2007) merkt an, dass “die Geburt von Open Access aus dem Geist der Zeitschriftenkrise für Open Access wahrscheinlich sogar eher schädlich gewesen ist, insofern hierdurch eine dauerhafte Fixierung von Open Access auf ein Verwertungsmodell der wissenschaftlichen Publikation begründet worden ist, das eigentlich im Interesse einer wahrhaft innovativen Publikationspraxis aufgegeben werden sollte.”

Der Parasit

Innovativ wäre die Etablierung von Diensten, die eher die Verbreitung der wissenschaftlichen Informationen verbessern, statt die Verlagsprofite. Dieser “Widerspruch zwischen Verwertungs- und Verbreitungsmodell” (Gradmann 2007) bzw. -paradigma begründet die Dysfunktionalität des Publikationswesens für die Wissenschaft, deren Kommunikationsfluss durch die verlagsgesetzten Grenzen der Verbreitung gestört wird. Man kann hier von einem parasitären Operieren sprechen, weil dies zu Gunsten der wirtschaftlichen Kommunikation geschieht. Der Begriff des Parasiten wird hier in der Tradition von Michel Serres (1981) verwendet: Der Parasit wird als ausgeschlossenes Drittes wieder eingeschlossen. Grundsätzlich ausgeschlossen ist die wirtschaftliche Orientierung der Wissenschaftskommunikation. Wissenschaft muss sich als primär vom Erkennen von Wahrheiten geleitet beschreiben, um nicht ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen. In Wirklichkeit entscheidet jedoch vor allem ein Reputationsmechanismus darüber, was diesem Anspruch genügt. Dieser Mechanismus ist in hohem Maße durch Entscheidungen von Publishern dirigiert, die wiederum in erster Linie wirtschaftlich funktionieren müssen. Diese Tatsache wird im Wissenschaftssystem – mit mehr oder weniger Widerwillen – akzeptiert. Somit wird der Parasit als ausgeschlossenes Drittes wieder eingeschlossen, um eine Funktion der zusätzlichen Filterung und damit der Reduktion von Komplexität zu erfüllen.

Sichtbarkeit & Reputation

Die Sichtbarkeit – ein entscheidendes Merkmal eines Publikationswesens unter dem Verbreitungsparadigma – ist aktuell nicht sehr stark an Reputation gekoppelt: Einen Artikel in einem High-Impact-Journal5 zu veröffentlichen, bedeutet längst nicht, dass er häufiger gelesen und zitiert wird, als wenn er in einem Low-Impact-Journal publiziert worden wäre.6 Dennoch überträgt sich die Reputation der Zeitschrift, die durch einzelne “Flagschiff-AutorInnen” erzeugt wurde, auf die AutorIn des wenig sichtbaren Artikels, denn in Evaluationen zählt eben nicht die Sichtbarkeit, sondern der Impact des Journals. Dieser unbefriedigende Zustand, der die wissenschaftliche Kommunikation behindert, führt zur Forderung nach article level metrics. Andererseits besteht Hoffnung, dass der Flagschiff-Effekt auf den impact factor sich etwas abschwächt, wenn sich die Praxis von Ökonomen, die mit den höchstgerankten Einrichtungen assoziiert sind, verbreitet: Für sie ist es nicht mehr obligatorisch, sich überhaupt einem peer reviewing zu unterziehen (Ellison 2011). Sie haben auch mit ihren persönlichen Homepages oder in Working-Paper-Reihen den größtdenkbaren Einfluss auf die wissenschaftliche Kommunikation.

Imperfekter Markt

Seit einiger Zeit wird allseits, sogar in der Europäischen Kommission (Dewatripont et al. 2006), von “Markt-Imperfektionen” im Publikationswesen gesprochen. Der Zeitschriftenmarkt sei in sofern kein kompetitiver, freier Markt im Sinne Adam Smiths, als AutorInnen, GutachterInnen und EinkäuferInnen zumeist öffentlich finanziert sind. Des Weiteren seien KonsumentIn und ProduzentIn personell identisch und richten ihr Verhalten in der jeweiligen Rolle aber nach anderen Werten: Natürlich ist in beiden Rollen die Bedeutung, die Reputation der Zeitschrift entscheidend, aber es kommen weitere Werte hinzu: ProduzentInnen ist vor allem ein faires, transparentes und schnelles Auswahlverfahren wichtig. Außerdem darf die Publikation nichts kosten. LeserInnen möchten einen gut redigierten, bestenfalls mit Zusatzfunktionalitäten ausgestatteten Text, wie z.B. Verlinkungen und separate, exportierbare Referenzen. Im Grunde sind jedoch die Bibliotheken diejenigen, die den Preis zahlen und diese wiederum haben noch einmal andere Werte, wie Aufnahme von Titeldaten in feinster Granularität. Bibliotheken vermitteln den Markt, was ein Preisbewusstsein bei den Endkonsumenten unwahrscheinlich macht. All diese Merkmale weisen Ähnlichkeiten zu jenen des Gesundheitsmarkts auf (ebd.). Auch dort ist es äußerst schwer, in den Markt einzutreten.

Ohne an dieser Stelle zu tief in eine wirtschaftssoziologische Diskussion einzusteigen, die noch keinen mehrheitsfähigen Marktbegriff hervorgebracht hat (siehe Baecker 2006), soll kurz angedeutet werden, inwiefern aus systemtheoretischer Sicht7 von einem imperfekten Markt bzw. sogar einem parasitären Operieren der medien- und lizenzvertreibenden Verlage am Wissenschaftssystem gesprochen werden kann: Ein Markt wird durch die gegenseitige Beobachtung von Unternehmen (vgl. White 1981) – durch Konkurrenz – in drei Dimensionen grundiert: In sachlicher Dimension geht es um technische Produktqualität und Preis, in sozialer um Verlässlichkeit z.B. im Hinblick auf Ethik, Recht sowie – hier besonders relevant – Reputation. In zeitlicher Dimension schließlich bindet sich die Unternehmensvergangenheit und Zukunftsfähigkeit in der Gegenwart. Beobachtungen entlang dieser Dimensionen konstruieren Identitäten, die z.B. im Marketing des Unternehmens eingesetzt werden. Als Konstruktionen des jeweiligen Beobachters, beispielsweise des Konkurrenzunternehmens, bleiben sie jedoch nach außen hin intransparent. Begreift man den Markt als Umwelt des Wirtschaftssystems, können hier lediglich Beobachtungen von Preisen relevant werden, denn diese steuern die Zahlungen, in denen das Medium der Wirtschaft – Geld und seine funktionalen Äquivalente – Form gewinnt. Solange also Zahlungen stattfinden, ja sogar wahrscheinlicher werden, “funktioniert” das Wirtschaftssystem.

Verlage können als Produzenten zwar Preise bestimmen, aber die Konsumenten vergleichen die Produzenten nicht nach den Preisen ihrer Produkte, sondern die wissenschaftliche Kommunikation bestimmt, welches Produkt von den Bibliotheken angeschafft werden muss. Bibliotheken sind gezwungen, den Preis zahlen, der durch die Verlage bestimmt wurde, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen wollen, eine möglichst umfassende Versorgung mit wissenschaftlichen Informationen für ihre KundInnen gewährleisten zu können. Verlage bieten keine austauschbaren Produkte an, denn jede Publikation ist singulär. Würden Verlage stattdessen Services wie die Nutzung der technischen Infrastruktur zur Publikation, Organisation des reviewings, Layout ect. als Produkt anbieten, wären diese durchaus austauschbar. Verlage könnten so über die Qualität ihrer Services und deren Preise konkurrieren. Erst dann könnte man von einer wirtschaftstypischen Konkurrenz sprechen. Derzeit findet jedoch vielmehr eine Konkurrenz der Verlage um Markenreputation statt, die nichts anderes als ein Wettstreit um die Reputation bestimmter AutorInnen ist, die sich dann auf den Verlag überträgt. (Die Übertragung ist bidirektional.) Die Produkte werden aus einem für den Verlag kostenfreien “Rohstoff” gefertigt. Dieser Rohstoff ist nicht etwa das Wissen des Forschenden (vgl. Brintzinger 2010), sondern eingereichte Manuskripte. Je mehr Manuskripte eingereicht werden, desto höher die Ablehnungsquote, desto mehr Aussicht auf hochrangige AutorInnen und damit Reputation. Es gilt also umgekehrt zur Normalwirtschaft: Je größer das Ressourcenreservoir, desto höher die Aussicht auf Profitsteigerung. Informationsprodukte sind seit der “digitalen Revolution” nicht mehr per se knapp, weil sie sich nicht verbrauchen und ohne nennenswerte Mehrkosten nahezu von allen Menschen, die über die benötigte Infrastruktur verfügen, gleichzeitig verwendet werden könnten. Damit trotzdem wirtschaftliche Prozesse in Gang kommen, müssen die Verlage Verknappungsmechanismen – Zugangsbeschränkungen – einsetzen (vgl. Sutton 2011).

Zeitschriften hätten nach Carl und Theodore Bergstrom (2006) zwei Möglichkeiten, ihren Profit zu maximieren: Preiserhöhungen – und die Inkaufnahme einer geringeren Nachfrage, dies jedoch eingeschränkt, da das Produkt kaum verzicht- und nicht austauschbar ist – oder die Erhöhung der Verbreitung. Lukrativer sei Ersteres, weil dem Preis kaum Grenzen gesetzt sind: Die Nachfrage nach einem etablierten Journal wird erst bei einem extrem hohen Preis ausbleiben. Selbst wenn dann die Verbreitung soweit zurück geht, dass am Ende die Profite wieder sinken: Bis dahin sei viel Geld verdient worden.

Von einer durch Marktimperfektionen bedingten wirtschaftlichen Dysfunktionalität kann also nur insofern die Rede sein, als solche Spekulationen höchst riskant sind. Inwiefern flexible Angebote von Verlagsservices und die entsprechende Konkurrenz um die günstigsten Preise für vergleichbare Produkte Zahlungen wahrscheinlicher machen, wurde in den unten zu referierenden Studien zu kalkulieren versucht. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein flexiblerer Markt mit leichteren Eintrittsmöglichkeiten Innovationen fördert, die umsatzsteigernd wirken können. Inwiefern durch Open-Access-Geschäftsmodelle jedoch die wissenschaftliche Dysfunktionalität – und um die geht es hier vor allem – bearbeitet werden kann, ist Ziel, im Abschnitt über Geschäftsmodelle aufzuzeigen.

Preise & Qualität

Vergleicht man die Preise pro Seite, kosten kommerzielle Zeitschriften bis zu fünf mal so viel wie nicht-kommerzielle (hier im Fach Ökologie): “The higher prices of for-profit journals do not reflect higher quality. In fact, non-profit journals tend to be older, more prestigious, and more highly cited than their for-profit counterparts (C. T. Bergstrom and Bergstrom 2006).” Um den Preis mit der Verbreitung, die häufig für Qualität (hier “usefulness”) einsteht, in Zusammenhang bringen zu können, wurde von den Bergstroms ein Index erstellt, der auf der einen Seite alle Zitationen von Artikeln aus der jeweiligen Zeitschrift der Jahre 2002/03 im Jahr 2004 misst, und auf die andere Seite den Subskriptionspreis stellt: Ein positiver Zusammenhang zwischen den beiden Variablen ist bei profitorientierten Zeitschriften sehr deutlich (durchschnittlich $ 4.33 pro Seite), während Non-Profit-Zeitschriften kaum teurer sind ($ 0.78), wenn Ihre Artikel häufiger zitiert werden. Eine qualitativ hochwertige Zeitschrift scheint also nicht grundsätzlich höhere Kosten und damit Preise zu produzieren. Wohl aber nutzen profitorientierte Verlage natürlich das Prestige einer hochwertigen Zeitschrift, um einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen.

Allerdings sei mit in die Rechnung einzubeziehen, dass diese Journals gegenüber den Non-Profit-Zeitschriften selten Gebühren von den AutorInnen verlangen (häufig bieten sie jedoch auch deren Erlass an, wenn es die wirtschaftliche Lage der AutorInnen erforderlich macht). Die Kosten pro Seite wurden also noch einmal anders errechnet: Die Kosten pro Seite wurden also noch einmal anders errechnet: Die Subskriptionkosten und die AutorInnengebühren – jeweils pro Seite – werden durch die Anzahl der subskribierenden Bibliotheken geteilt. Nach dieser Rechnung bleiben die profitorientierten Zeitschriften drei Mal so teuer. Auch beim Umstieg auf zusätzliche elektronische Ausgaben ändere sich an diesem Muster nichts. In jedem Fall sei ein deutlicher Zusammenhang zwischen einem günstigen Preis und der Verbreitung eines Journals zu erkennen. Da die Preise von Non-Profit-Zeitschriften niedriger sind, lässt sich dieser Zusammenhang vor allem dort nachweisen. Man kann davon ausgehen, dass Bibliotheken es vor ihren Trägern eher rechtfertigen können, einen hohen Preis zu zahlen, wenn häufig aus einer bestimmten Zeitschrift zitiert wird. Wenn man nun Subskriptionshäufigkeiten dem Preis pro Zitation gegenüber stellt, zeigt sich, dass schon bei einem vergleichsweise geringen Preis pro Zitation die Bereitschaft der Bibliotheken, eine Zeitschrift zu abonnieren, deutlich sinkt. Lediglich einige wenige vergleichsweise teure For-Profit-Zeitschriften werden von Bibliotheken recht häufig bestellt. Ein hoher Preis wirkt also offenbar abschreckender, als hohe Zitationsraten anziehend wirken. Dies mag damit zusammenhängen, dass fixe Budgetgrenzen zu Entscheidungen verleiten, die der Quantität im Bestand den Vorzug gegenüber der Qualität geben. Dies ist jedoch Spekulation, da neben vielen anderen Faktoren häufig die Nachfrage der NutzerInnen den Ausschlag bei der Subskription einer bestimmten Zeitschrift gibt. Wenn man davon ausgehen kann, dass sich das hier für die Ökologie festgestellte Verhältnis der Preise von kommerziellen und Non-Profit-Zeitschriften auf andere Disziplinen übertragen lässt, arbeiten die Non-Profit-Zeitschriften(-Verlage) wesentlich effizienter. Wie an anderer Stelle noch belegt werden wird, sind sie in der Lage, eine hohe Profitrate bei vergleichsweise geringen Preisen zu erwirtschaften.

Historisches

Die Hauptkunden der kommerziellen Verlage – die Bibliotheken – fungieren ihrem Auftrag nach als Vehikel der wissenschaftlichen Kommunikation. Wie oben bereits näher ausgeführt wurde, sind sie mit der Verpflichtung zur Anschaffung bestimmter Produkte konfrontiert, ungeachtet ihres Preises. Aus diesem Grund können die Verlage auch Geschäftsstrategien betreiben, die ihre Kunden bis zur Erschöpfung des Erwerbungsbudgets (je)den geforderten Preis zahlen lassen. Doch wie kam es zu diesem sich mittlerweile als dysfunktional erweisenden Publikationswesen?

Heather Morrison gibt in ihrer Dissertation (2012) einige Hinweise auf den Ursprung des Publikationswesens, für den sich in der Literatur zahlreiche Optionen fänden: Angefangen von Zusammenschlüssen bestimmter Berufsstände wie Gilden, die ihre überbetriebliche Kommunikation ebenfalls ehrenamtlich betrieben, über das traditionelle Amateurwesen, aus dem heraus sich das wissenschaftliche Publizieren professionalisiert hätte, bis über die Feststellung der ursprünglichen Funktion des Publizierens: Der Anspruch auf geistiges Eigentum sollte festgesteckt werden – plausibel, angesichts des bekannten Befunds Robert K. Mertons (1961), der belegte, dass im 17.Jh. 92% der Parallelentdeckungen in Gerichtsprozessen resultierten und diese Quote mit der Etablierung von Zeitschriften deutlich sank. Für das mit dem Beitrag zu einer Zeitschrift verbundene Prestige wurde eine Entlohnung nicht erwartet – man trug zum humanistischen Ideal der Erkenntnis bei – und der “Verlegerdrucker” machte seine Hauptprofite eher mit Büchern als mit Zeitschriften, die sich an ein kleines, spezialisiertes Publikum richteten. Bevor das erste Journal 1665 verbreitet wurde, fand die wissenschaftliche Kommunikation in Abwesenheit über Briefe statt. So lang war es noch möglich, alles zu lesen, was man auf diesem Wege erhielt. Die Reichweite von Beiträgen war jedoch gering und das Bücherschreiben zu langsam. Im Zeitschriftenzeitalter musste bereits aus Kapazitätsgründen des Heftformats gefiltert werden, aber auch, um den mit dem Vorteil der gesteigerten Reichweite verknüpften Nachteil der Informationsflut zu kompensieren: Forschende brauchen Kriterien, anhand derer sie sich für die Lektüre entscheiden können. Reviewing und damit Zeitschriftenreputation begannen, die wissenschaftliche Kommunikation zu steuern.

Ein anderer plausibler Ursprung der aktuellen Strukturen könnte schlicht der Geldmangel bei den Fachgesellschaften gewesen sein, die ja bis heute häufig mit einer Zeitschrift ihre einzige Einnahmequelle besitzen. Bis in die 1960er Jahre wurden die meisten wichtigen Journals von den Fachgesellschaften im Selbstverlag oder in Kooperation mit kleinen, lokalen Wissenschaftsverlagen herausgegeben (Mabe 2003). Dann aber kauften die heute milliardenschweren Zeitschriftenverlage vielfach diese Zeitschriften ein und steigern seitdem regelmäßig die Subskriptionsgebühren.

Elsevier-Boykott

Zu den Marktcharakteristiken, der schlichten Vermehrung von Publikationen und zu den Teuerungen kommt hinzu, dass v.a. in Blogs von WissenschaftlerInnen, z.B. in dem des Neurobiologen Björn Brembs8, Kritik an der eigenen Rolle in diesem Kommunikationszusammenhang laut wird. ForscherInnen überlassen den Verlagen noch immer häufig alle Verwertungsrechte, sorgen kostenfrei für die Qualitätskontrollen der Artikel anderer ForscherInnen und sind – ebenso von den Verlagen unentlohnt – als HerausgeberInnen tätig. Nachdem thematisiert wurde, dass einer der größten Verlage für wissenschaftliche Zeitschriften, Elsevier, seit 2006 ständig steigende Profite verzeichnet, während selbst großzügig finanzierte Institutionen nur unter größten Anstrengungen in der Lage sind, die Lizenzgebühren zu bestreiten, brach sich 2012 ein lange schwelender Protest Bahn, der die Forderung nach Open Access einschloss.9 Das Umsatzwachstum von £ 1,5 Mrd. in 2006 auf 2,1 Mrd. in 2011 verwundert angesichts des Wachstums der Branche weniger, erstaunlich ist die Aufstockung des Profits von £ 465 Mio. auf 768 Mio. – das sind 37,3% in 2011 statt den 30,6% in 2006 (Reed Elsevier 2012).

Politische Reaktionen

Seit 2009 wurde eine Reihe ökonomisch-prognostischer Studien zur Wirkung unterschiedlicher Open-Access-Szenarien auf die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere Großbritanniens erstellt, die nun näher erläutert werden sollen. Diesen Studien folgten drastische Maßnahmen der britischen Regierung: £ 10 Mio. wurden den regierungsnahen Förderorganisationen, den Research Councils, 2012 überreicht, um die Verfolgung des Goldenen Wegs anzuschieben. Die Übergangsphase wurde zunächst auf fünf Jahre festgelegt und bereits 2018 soll die Open-Access-Publikation von mehr als 75% der 26000 britischen Artikel finanziert werden können – mit erwarteten Gesamtkosten von £ 100 Mio.10 Die Policy der Research Councils (2013) sieht vor, sogenannte block grants an den Forschungsinstitutionen zu verteilen, mit denen dann Publikationsfonds betrieben werden sollen. Die Vorgaben zu den Merkmalen der Zeitschriften, in denen mit dieser Förderung publiziert werden kann, sind recht offen formuliert und schließen den hybriden Weg nicht aus (siehe entsprechenden Abschnitt). Bemerkenswert ist, dass mit der Ausschüttung der block grants die Möglichkeit der individuellen Förderung von Publikationen im Rahmen von Forschungsprojekten abgeschafft wurde. Dies enthält das implizite Statement, dass die Publikation nicht direkt dem Forschungsprozess zugerechnet wird. Während die Research Councils zwar den Grünen Weg in ihrer Policy als Option anerkennen, aber nicht monetär unterstützen, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft nunmehr vor allem den Goldenen Weg, da beim Grünen die “fehlende Rechtssicherheit […] als wesentliche Hürde bei der Umsetzung wahrgenommen” wurde (DFG 2012; zum DFG-Förderprogramm siehe auch den Abschnitt zum Fonds).

1.2 Die Studien im Anschluss an John Houghton als Forschungsstand

Finch-Report

Diese Maßnahmen in Großbritannien wurden nach einer durch die Regierung in Auftrag gegebenen Studie, dem sogenannten Finch-Report (Finch 2012) entwickelt. Er vergleicht im Wesentlichen die Effekte einer Erweiterung der Zugänglichkeit von (UK-)Forschungsergebnissen im UK bzw. weltweit, die Kosten (für Forschungseinrichtungen und -fördernde) sowie die “finanzielle Gesundheit für Verlage und Fachgesellschaften” für drei Szenarios, die jeweils eine flächendeckende Umsetzung beinhalten: Das Author-Pay-Modell, Nationallizenzen und der Grüne Weg des Open Access. Über die Methodologie und Datengrundlagen enthält der Bericht kaum Angaben. Er kommt, verkürzt gesagt, zu dem Schluss, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis für das Author-Pay-Modell, ergänzt durch die Möglichkeit des “Freikaufs” von Artikeln in subskriptionsbasierten Zeitschriften (siehe den Abschnitt zum Hybrid-Modell), am ausgeglichensten ist. Für den Übergang wären in Großbritannien ca. £ 60 Mio. nötig. Im Bericht wird auch der Zugang zu Forschungsergebnissen über öffentliche Bibliotheken als Beitrag zu Open Access beschrieben, weshalb die Option des großflächigen Kaufs von Lizenzen nahe liegt. Repositorien sollten laut Finch nur mehr für Forschungsdaten, graue Literatur und die Langzeitarchivierung genutzt werden, nicht etwa, um die Zugänglichkeit von qualitätsgeprüfter Literatur zu erhöhen. Als Grund, weshalb der Grüne Weg so schlecht abschneidet, wird vor allem die Tatsache benannt, dass viele Verlage nicht die Archivierung der Verlagsversion gestatten, die jedoch diejenige ist, die gelesen und zitiert wird. Des Weiteren seien die Einkünfte der Verlage und Fachgesellschaften gefährdet. Der Finch-Report wird von vielen Seiten sachlich, aber mitunter auch polemisch kritisiert. Es gibt tatsächlich nicht von der Hand zu weisende methodische und faktische Fehler und Fehlschlüsse in dem Papier.11

Houghton-Modell

Die Übergangskosten für die Empfehlungen des Finch-Reports wurden anhand einer anderen wichtigen Studie (Cook et al. 2011) kalkuliert, die wiederum auf dem Modell von John Houghton (2009)12 basiert. Letztere, bereits geradezu klassische Studie modelliert drei Vergleichsfälle, die sich sowohl auf Zeitschriftenartikel als auch auf Bücher beziehen: Subskriptionsmodell, Selbstarchivierung mit überlagernden Maßnahmen zur Qualitätskontrolle (siehe Abschnitt zum Overlay-Modell) und das reine Open-Access-Publizieren. Alle Fälle wurden im jeweiligen Modell exklusiv behandelt, obwohl den AutorInnen durchaus bewusst ist, dass dies nicht sehr realistisch ist. In dieser Studie ging es nicht darum, mögliche Zukunftsszenarien zu konstruieren, sondern darum, Kosten, Nutzen und Einsparpotentiale zu identifizieren. Leider wird nicht reflektiert, dass ein Nebeneinander mehrerer Modelle in der Realität nicht schlicht zu Akkumulationen oder Differenzen führen muss, sondern vielmehr zu komplexen Wechselwirkungen. Weiters kommen die Ergebnisse nur zustande, wenn von einer globalen Adaption des jeweiligen Modells ausgegangen wird, während die Kosten und Einsparungen für die Volkswirtschaft Großbritanniens kalkuliert wurden. Daran ist problematisch, dass z.B. Einsparungen für die einzelnen Akteure aufgrund unterschiedlicher Interessen volkswirtschaftlich eine ganz andere Wirkung haben würden. Des Weiteren sollte man nicht unterschätzen, was für einen großen Unterschied es macht, ob von Geldbeträgen oder Zeit die Rede ist. Während über Ausgaben und Einnahmen Bilanzen geführt werden müssen und Dienstleistungen einen festen Preis haben, ist äußerst divers, was WissenschaftlerInnen oder Verwaltungspersonal für ihren Lohn leisten. Die hier eingesetzten, der Literatur oder statistischen Einrichtungen entstammenden Daten sind größtenteils mittels Befragungen des Personals erhoben worden, weshalb sie mit äußerster Vorsicht zu behandeln sind.

Cook-Studie

Cook et al. (2011) haben etwas differenzierter modelliert, wenn auch mit gleichem Ziel und vermutlich auf gleicher Datengrundlage. Insbesondere die recht genau erläuterte Methodologie soll hier etwas ausführlicher referiert werden, weil sie die Komplexität der Problematik zu verdeutlichen hilft. Für das Nachvollziehen der Berechnungen und damit Schlussfolgerungen wäre allerdings die unzugängliche Datengrundlage erforderlich. Die Ergebnisse der Houghton- und Cook-Studien stehen im Einklang miteinander, jedoch rechtfertigt sich die jüngere damit, dass frühere Arbeiten eine hundertprozentige Umstellung des Publikationssystems für ihre Vergleiche annehmen und die Mechanismen und Einflussfaktoren, die zu differenzierten Szenarien führen könnten, vernachlässigen. Die Analyse unterscheidet folgende involvierte Akteure bzw. Nutzergruppen: Akademische Institutionen, Verwaltung, National Health Service (NHS), Großunternehmen und Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU). Außerdem spielen akademische Institutionen, Fördernde sowie Verlage eine Rolle, wenn es darum geht, wer die Kosten der Szenarien trägt. Der modellierte Zeitraum umfasst 25 Jahre, wobei die Jahre 2010-2015 als Übergangsphase, für die einmalige Übergangskosten anfallen, und die folgenden 20 Jahre als “Regelzustand” kalkuliert wurden, für den man jährliche Fixkosten annehmen kann. Kostenentwicklungen während der Übergangsperiode werden nicht berücksichtigt.

Methodologie

Um die verschiedenen Szenarien vergleichen zu können, wurden mehrere Größen berechnet. Die erste ist eine standardisierte Zugriffseinheit (SUoA = Standardised Unit of Access): Hier wird einbezogen, dass nicht jeder Artikel, auf den eine bestimmte Nutzergruppe Zugriff erlangt, gleichermaßen wertvoll für sie ist. Es wird unterschieden zwischen den Fächergruppen: 1) Naturwissenschaften, Technologie und Sozialwissenschaften, 2) Biomedizin und 3) Geisteswissenschaften. Drei Faktoren können Einfluss auf den standardisierten Wert (z.B. 1 pro Artikel) haben:

  1. Der Wert eines Artikels ist beeinträchtigt durch seine Embargozeit (je nach Fächergruppe 10-30% Einfluss),

  2. durch seine Version (10%)

  3. und durch seine Funktionalität (z.B. wiegt hier eine XML- oder HTML-Version schwerer als ein PDF; 5% Einfluss).

Der Wert des durch die verschiedenen Szenarios neu erlangten Zugriffs wird andererseits nicht lediglich als quantitativer Zuwachs, sondern als zusätzlicher “nützlicher Zugang” gemessen. Hierbei kommt das Ertragsgesetz zum Einsatz: Ist der Zugang einer bestimmten Gruppe stark beschränkt, wird jede Erhöhung der zugänglichen Artikel für sie zunächst großen Nutzen haben (überproportionale Zunahme). Wird ein bereits breiter Zugang jedoch weiter verbreitert, ist der Nutzen meist eher gering, auch wenn der quantitative Zuwachs in beiden Fällen gleich ist. Mit Nutzen ist hier immer gemeint: die Erwartung, der Zugriff auf Forschungsergebnisse würde dazu beitragen, direkt zu wirtschaftlichen Innovationen (für Unternehmen) und damit zu Wachstum zu gelangen oder über daran anschließende Publikationen eben dieses Ziel zu erreichen. Ebenfalls errechnet wurde für alle Szenarien das Kosten-Nutzen-Verhältnis (BCR = Benefit Cost Ratio): Diese Größe errechnet sich als Verhältnis der erwarteten Nettokosten zu den wirtschaftlichen Gewinnen über den Zeitraum von 20 Jahren. Hinzu kommt auch eine Risikoanalyse in drei Dimensionen:

  1. Nachhaltigkeit für das Publikationssystem.

  2. Mit dem Umschwung verbundene Gefahren.

  3. Die Gefahr, dass der erwartete BCR doch nicht erreicht wird.

Wie hier die fächerbezogene Gliederung für die zu erwartenden Gewinne in die Berechnung einbezogen wurde, ist unklar.

Unklarheiten

Die Anteile der nach der Übergangszeit zugänglichen Artikel unterscheiden sich deutlich in den verschiedenen Szenarien: ca. 35% beim Grünen Weg und ca. 60% beim Einsatz von Nationallizenzen. Es wird leider nicht klar, wovon diese Differenz abhängig ist. Schade ist außerdem, dass die naheliegende gegenseitige Ergänzung von Gold und Grün zwar angemerkt, aber nicht modelliert wurde. Des Weiteren sind die Schlussfolgerungen mitunter sehr redundant und es erschließt sich nicht, warum dadurch vereinzelte Ergebnisse besonders hervorgehoben werden. Auch bleibt unklar, wie bspw. die Kosten oder Gewinne der Verlage, die international operieren, ebenso wie der Nutzen für multinationale Unternehmen, in die Errechnung des BCR einbezogen wurden, da ja ausdrücklich nur für Großbritannien modelliert wurde. Gelegentlich gibt es eine besondere Berücksichtigung der Kosten auf Seiten der akademischen Institutionen und Fördernden, die jedoch nicht denen der Verlage gegenübergestellt werden, sondern allen anderen.

An einer Stelle wird das derzeit dominierende Subskriptionsmodell kritisiert: AutorInnen werden nicht durch Preise in ihrer Publikationsentscheidung beeinflusst; Markteintritte für neue Journals und Verlage sind schwierig und daher existiere hier kein echter Markt. Dennoch wird die Gefährdung dieses Modells in der Analyse negativ bewertet. Open Access ist nicht das eigentliche Thema der Studie, sondern schlichter Zugriff. So kommt es, dass z.B. der Verzicht auf einen sofortigen und in keiner Weise beschränkten Zugriff gegen den kostengünstigen verzögerten oder auf bestimmte Gruppen beschränkten Zugriff gerechnet wird, und zwar mit der Begründung des zu erwartenden gesamtwirtschaftlichen Nutzens. Bedeutet der Nutzen zugänglicher Forschungsergebnisse für die Wissenschaft gleichviel wie für die Unternehmen? Kann der Nutzen für die Forschenden gegen die Einbußen der Verlage gerechnet werden, kann also dieser Nutzen mit einem Preis ausgewiesen oder verglichen werden bzw. wie viele “Strafpunkte” erhalten Verlagseinbußen bei der Berechnung des BCR? Solche Fragen bleiben vollkommen unreflektiert, wobei sich derer derart viele stellen, dass sie unmöglich im Rahmen eines Reports hätten beantwortet werden können. Man muss also zu dem Schluss kommen, dass eine Simulation unter diesen Voraussetzungen kaum brauchbare Ergebnisse liefern kann.

Die Ergebnisse – Author-Pay

Die Szenarien im Vergleich: Als eindeutiger Sieger geht der Goldene Weg aus dem Rennen hervor. Hier wurde noch einmal eine Untergliederung vorgenommen: Höhere Publikationskosten pro Artikel von ca. € 3000 und geringere von etwa € 1800, die dem ungefähren Mittel entsprächen.13 Im zweiten Fall sind die Kosteneinsparungen für die Verteilung, das Kundenmanagement ect. sehr groß und akademische Institutionen könnten sogar Subskriptionskosten sparen – im Fall höherer Gebühren würden diese Einsparungen jedoch durch die Kosten verschlungen. Die Übergangskosten wären recht gleichmäßig verteilt, auf lange Sicht hätten jedoch die Verlage den Hauptanteil zu tragen. Anzumerken ist hierbei, dass insbesondere Unternehmen, die sonst evt. selbst Zeitschriften abonniert haben, diese Kosten nun sparen. Was den Goldenen Weg von allen anderen unterscheidet: Er bietet eine Alternative zum bestehenden Publikationssystem. Erstaunlich ist dann das Ergebnis, dass im Falle niedriger Gebühren sich die Kosten für eine zusätzliche SUoA sogar im deutlich negativen Bereich befinden, d.h. das Publikationssystem würde insgesamt wirtschaftlich schrumpfen. Im Falle hoher Gebühren ist die SuoA-Größe jedoch recht hoch. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist in beiden Fällen positiv, im Falle niedriger Gebühren sogar sehr deutlich. Es wird davon abgeraten, die maximale Höhe der durch die Institution zu übernehmenden Gebühren zu beschränken, weil das den nun endlich möglichen Wettbewerb der Verlage verzerren könnte. Verlage, die aufwändige und daher teure Qualitätskontrollen durchführen, wären in der Umsetzung des Goldenen Weges gebremst.

Als Übergangskosten und Hürden werden identifiziert:

Man kann also folgern, dass der Goldene Weg insgesamt sehr risikobehaftet ist.

Die Ergebnisse – Grüner Weg

Der Grüne Weg wird von den AutorInnen ebenfalls begrüßt: Als großen Vorteil werten sie die größtenteils bereits vorhandene Infrastruktur, die jedoch einiges an zusätzlicher Pflege bedürfte, die allerdings bestenfalls ohnehin ansteht (= sunk costs). Die höchsten zusätzlichen Kosten – und Risiken – entstehen durch die Aushandlung und Durchsetzung von Mandaten, die für die Realisierung dieses Szenarios notwendig wären. Deutlich eingespart werden könne, ebenso wie im Gold-Szenario, die Zeit, die NutzerInnen in die Suche nach zugänglichen Artikeln investieren (10%), was zu erheblichen Kosteneinsparungen führt. Insgesamt sind die entstehenden jährlichen Kosten vergleichsweise niedrig – jedoch erstaunlicherweise deutlich höher als beim Goldenen Weg (APC von € 1800). Sie müssen allerdings fast vollständig von den Forschungseinrichtungen, und nicht etwa z.B. von den Fördernden, getragen werden. Als bedeutende Gefahr wird gesehen, dass die Subskriptionen stark zurück gehen könnten, was dem Grünen Weg seine Basis entziehen würde, denn die Qualitätssicherung müsse im Szenario weiterhin von den Verlagen übernommen werden, die auf zwei Arten reagieren könnten: Erhöhung der Preise oder Senken der Kosten, was sich entweder negativ auf den Zugriff oder auf die Qualität auswirken würde. Der Grüne Weg stellt also keinerlei Alternative zum Subskriptionsmodell dar. Des Weiteren könne durch die Verfolgung des Grünen Wegs international kaum Einfluss auf die Entwicklung in Richtung Open Access genommen werden, was sie verlangsamen, die relativen nationalen Kosten steigern und damit den Nutzen reduzieren würde.

Die Ergebnisse – Weitere

Würde man die Verlage überzeugen, je nach Fächergruppe nach 1-3 Jahren den freien Zugriff über ihre Plattformen zu ermöglichen, wäre dies mit den gegenüber den anderen Szenarien geringsten Kosten verbunden, die noch dazu fast vollständig von den Verlagen zu tragen wären, die ihre Preise komplett umstrukturieren müssten. Im Modell wird jedoch von einem identischen Gesamtgewinn der Verlage ausgegangen. Aufgrund der Abhängigkeit dieses Szenarios von den Entscheidungen der Verlage und der Tatsache, dass es die Nutzergruppen nicht gerade als Ideal propagieren, wird seine Umsetzung als unwahrscheinlich angesehen. Wie dem auch sei, auch wenn der Zuwachs an nützlichem Zugriff geringer wäre als in den anderen Szenarios, so bleibt er doch innerhalb der Modellierung vergleichbar. Würde man die Zugriffsverzögerung um 50% verlängern, würde das in der vorliegenden Rechnung nur 15% weniger wirtschaftlichen Gesamtnutzen bedeuten – aber 6 Jahre Wartezeit für GeisteswissenschaftlerInnen! Entsprechend wenig empfindlich ist die Kalkulation. Hier gilt jedoch das evt. sogar höhere Risiko des Entzugs der eigenen Grundlage als beim Grünen Weg: die alternativlose Gefährdung des Subskriptionsmodells. Nachteile in diesem Szenario sind weiterhin, dass es kaum Anreize gäbe, Repositorien zu nutzen. Umgekehrt würde eine verstärkte Nutzung des Grünen Wegs jedoch vermutlich die Realisierung des “Verzögerungsszenarios” begünstigen. Eine “Lizenzerweiterung”, so ein weiteres Modell, z.B. in Form von Nationallizenzen, hätte den Vorteil eines sehr breiten Zugriffs, der natürlich seinen Preis kostet, der zunächst mit viel Aufwand ausgehandelt werden müsste – bei noch unbekanntem Rechnungsempfänger. Auch wenn die Verlage dabei einen Preis erzielen würden, der ihnen große Gewinne verschafft, so wären sie doch in ihren zukünftigen Wachstumsmöglichkeiten begrenzt.

1.3 Die Kosten von Publikationen

Open Access ist mittlerweile z.B. in der Europäischen Kommission (2012) und unter den WissenschaftsministerInnen der G8 (2013) das unbestrittene Ziel eines Paradigmenwechsels des Publikationswesens. Doch kann dieser auch finanziert werden? Was kostet die Publikation eines Artikels?

Kostenmodell

Die Literatur über die Kosten von Publikationen ist laut einem der führenden Spezialisten auf diesem Gebiet, Donald W. King (2007), nicht nur sehr umfangreich, ihre Ergebnisse sind auch kaum vergleichbar. Eine Schwierigkeit bei der Angabe von Publikationskosten besteht darin, sie so aufzuschlüsseln, dass es möglich wird, z.B. anhand der vorhandenen Daten einer Zeitschrift den Umstieg auf ein anderes Geschäftsmodell zu kalkulieren. Dies wird möglich, indem man folgende Kategorien verwendet (siehe auch Wellcome Trust (2004)) Kosten, die anfallen, ohne dass publiziert wird, wie Raummieten und einige Verwaltungskosten (Overheads); 2) fixe Kosten: direkt mit der Herstellung der Zeitschrift verbunden; 3) variable Kosten: variabel je nach Geschäftsmodell, Verbreitung (Anzahl der Subskriptionen bzw. Auflage bei Print-Journals) und Umfang. Sowohl fixe als auch variable Kosten können noch einmal in direkte, also mit dem Publizieren eines konkreten Artikels bzw. der Ausgabe selbst verknüpfte Kosten, und indirekte Kosten unterschieden werden. Letztere umfassen z.B. die Verwaltungs-, Marketing- und Infrastrukturkosten und sind häufig von der Anzahl der MitarbeiterInnen abhängig, während direkte Kosten mit der Anzahl der publizierten Artikel korrelieren. Eine geläufige Bezeichnung für direkte Fixkosten ist first copy costs, die Selektion, Reviewing(-Management), Editieren, Layout und Maßnahmen zur Verbreitung eines bestimmten Artikels, z.B. die Indexierung in Datenbanken, umfassen. Ein Beispiel: Bei einem Subskriptions-E-Journal sind die first copy costs etwa genauso hoch wie bei einem Printjournal. Die indirekten Fixkosten dürften jedoch höher sein, da eine technische Infrastruktur betrieben werden muss und die Kundenbetreuung aufwändiger ist. Beim Printjournal sind hingegen die direkten variablen Kosten höher, weil mit jedem gedruckten und versendeten Exemplar die Kosten steigen.

Bei Open-Access-Journals fallen in erster Linie Overheads und Fixkosten an, für jeden zusätzlichen Artikel in direkter Form für die Herstellung und die Verbreitung. Wie oft auf die Artikel zugriffen wird, spielt bei einer Standard-Infrastruktur, die durch die indirekten Fixkosten abgedeckt wird, kaum eine Rolle – indirekte variable Kosten fallen also keinesfalls an. Dadurch, dass Open-Access-Journals in Bezug auf keinen der genannten Kostentypen im Vergleich mit E-Subskriptionsjournals größere Kosten haben, ist ihr Betrieb grundsätzlich günstiger. Eine Ausnahme bildet die bei Subskriptionsjournals seltenere Erhebung von AutorInnengebühren, wodurch die direkten variablen Kosten für die Rechnungslegung eventuell höher sein könnten.

Große Varianz

Die in der Literatur angegebenen first copy costs variieren zwischen € 300 und € 6000 (King 2007). Um die zukünftig ungefähr zu erwartende mittlere Article Processing Charge (APC), also Publikationsgebühr, abschätzen zu können, erscheinen die Angaben zu inkonsistent. In dem sich so ergebenden Spielraum um € 3400 sind die indirekten Kosten wohlgemerkt noch nicht enthalten. Außerdem gelten diese Kosten für die vorwiegend untersuchten Printjournals (mit E-Versionen) in einer Zeit, in der es zunehmend kostengünstiger wird, ein E-Journal zu betreiben (siehe auch Abschnitt zum “in-kind support”). Es ist schwer, hier aussagekräftige Zahlen zu liefern, weil es sehr von der Größe und Effektivität der Verwaltung und Administration abhängt, wie hoch die indirekten Kosten ausfallen. Auch würden bei der Höhe der direkten Kosten nicht nur die Ablehnungsquote und die Seitenzahl eine Rolle spielen, sondern auch der Anspruch an Typographie und der Umfang von Nicht-Text-Inhalten. Weiterhin wäre nicht zu vernachlässigen, dass professionelle, ausgelastete, eigene MitarbeiterInnen weniger kosten als eine gleichartige außer Haus eingekaufte Dienstleistung. Eine sehr kleine Anzahl von Artikeln pro Jahr und Ausgabe gilt ebenfalls als ineffektiv, auch wenn dies, einen angemessenen Personalhaushalt vorausgesetzt, weniger plausibel wird, wenn es einen automatischen Workflow für die Erzeugung von Ausgaben und von Nicht-Artikel-Inhalten wie Inhaltsverzeichnissen gibt.

RIN-Studie

In einer groß angelegten Studie des Research Information Network (RIN) (2008) kam man für das UK pro Artikel auf folgende durchschnittliche Kosten: £ 2863, bei damaligem Wechselkurs sind das € 3620, heute € 3380, mehr als das maßgebliche Buch von Tenopir und King (2000) ansetzt (nach heutigen Kursen € 1520-3040). Die Kosten des reviewings, in 80% der Fälle als Personalkosten gezahlt durch die Institution des Reviewers, werden mit zusätzlichen £ 1194 (€ 1510) angegeben. Hierbei ist natürlich ausschlaggebend, wie viele Reviewer auf einen Artikel kommen (durchschnittlich 2,5), wie lange diese jeweils an einem Gutachten arbeiten (etwa 4 h) und wie hoch die Ablehnungsquote14 von eingereichten Artikeln ist.

Die Gesamtkosten ohne reviewing lassen sich nach der literaturauswertenden RIN-Studie in folgende Einzelposten splitten, die leider nicht nach den oben beschriebenen Kategorien eingeteilt worden sind:

Kosten & Gewinn STM

Nach zwei Studien von Mary Waltham trifft diese Größenordnung der Kosten aber nur für naturwissenschaftliche Zeitschriften zu. Analysiert wurden 13 Non-Profit-STM-Zeitschriften von Fachgesellschaften (Waltham 2006), veröffentlicht von neun Verlagen in UK und USA, vorwiegend nach dem Subskriptionsmodell mit Printausgaben. Der Untersuchungszeitraum zog sich über die drei Jahre 2002-2004. Anlass der Studie war eine prekärer werdende wirtschaftliche Lage der Zeitschriften.15

Auch in dieser Untersuchung waren die Kosten für die Print- und Online-Artikel breit gestreut, im Mittel € 1710; reine Online-Artikel hätten € 1130 gekostet (€ 115 pro Seite), die direkten variablen Kosten von Printjournals machen hier also etwa ein Drittel aus. Über die drei untersuchten Jahre stiegen die Kosten um 11%. Neben der Erhöhung der Zahl der publizierten Artikel und der Einreichungen – die Ablehnungsquote lag durchschnittlich bei 75% – spielt auch die zunehmende Globalisierung der Forschung eine Rolle: Artikel aus Asien, von wo aus immer häufiger eingereicht wird, brauchen aufgrund der fremdsprachigen VerfasserInnen meistens eine zusätzliche Revisionsrunde gegenüber Artikeln von Englisch-MuttersprachlerInnen. Auch der Gewinn bzw. Verlust je Journal sei breit gestreut und erreiche im Mittel 22%. Die Gewinne aus Subskriptionen sind häufig die Haupteinnahmequelle von Fachgesellschaften, um ihre sonstigen Aktivitäten wie z.B. Tagungen zu finanzieren. Für die untersuchten Journals kommt Waltham zu dem überraschenden Schluss, dass der Umstieg auf reines Online-Publishing für die Verlage deutliche Umsatz-Einbußen und nicht etwa Einsparungen zur Folge hätte, denn trotz vieler Abbestellungen sind gedruckte Hefte gefragt und: je höher die Auflage, desto geringer der Anteil an Fixkosten, desto höher der Gewinn bei gleichbleibendem Heftpreis. Ein Umstieg auf das Author-Pay-Modell weckte zwar Neugier, aber v.a. Befürchtungen: Das Marketing hätte sich nicht mehr an Institutionen, sondern an Individuen zu richten, was kostspieliger wäre – und auch die Kosten der Buchhaltung und Rechnungslegung in die Höhe treiben würde.

Kostenfaktoren HSS

Ergänzend zu dieser Untersuchung widmete Waltham den Publikationskosten in den Geistes- und Sozialwissenschaften (HSS) eine gesonderte Studie (2010), die eine Forschungslücke schließen soll, da die wenigen verfügbaren Daten veraltet seien. Das geringe analytische Interesse an HSS-Zeitschriften ließe sich auch am Web of Science16 ablesen, wo sich nur 1800 HSS-Journals gegenüber 6400 STM-Journals finden17. Die durch Waltham auf der Grundlage von Selbstauskünften über die Jahre 2005-07 analysierten Zeitschriften von acht Fachgesellschaften sind sowohl online als auch gedruckt erhältlich; fünf erscheinen vierteljährlich, die übrigen bis zu sechs Mal jährlich. Im Vergleich zu den 13 STM-Journals, die von der Autorin untersucht wurden (2006), tragen bei diesen Zeitschriften folgende Faktoren zu höheren Kosten bei:

Es gibt allerdings auch Unterscheidungsmerkmale, welche die Kosten drücken dürften, jedoch offenbar nicht in einem Maß, das die Gesamtkosten auf ein ähnliches Niveau bringt wie bei den STM-Journals:

Kosten HSS

2007 lagen die Kosten durchschnittlich bei $ 526 pro Seite, bereinigt von Druckkosten, die eine Höhe von $ 360 aufwiesen. Die Gesamtkosten sind innerhalb von drei Jahren um 6% gestiegen, die Einnahmen um 10%, davon 84% aus Subskriptionen, der größte Teil des Restes aus Werbeeinnahmen, die kontinuierlich steigen. Die durch Waltham befragte Oxford University Press konstatiert: “we need to make a surplus, which, as a university press, we reinvest into further publishing developments, and directly into the academic community via contributions to our parent university.” Nur eines der Journals war auf Open Access umgestiegen und erlebte gleichzeitig, wie die Subskriptionen für die Printausgabe zurück gingen. Waltham nimmt an, dass sich das Author-Pay-Modell für HSS-Journals nicht rentieren würde, v.a., weil die Seitenzahlen pro Artikel so viel höher sind und keine kostendeckenden APCs verlangt werden könnten. Dieses Ergebnis erstaunt, da geisteswissenschaftliche Zeitschriften in der Erwerbung bekanntlich viel weniger kosten als naturwissenschaftliche. Ein möglicher Grund könnte lauten, dass hier ein reviewing durch die Redaktion noch sehr viel verbreiteter ist18 und dieses weniger Organisationsaufwand bedeutet als ein externes peer reviewing. Möglicherweise könnten auch Preisspekulationen eine Rolle spielen, wie sie oben erläutert wurden.

Monographien

Über die Produktionskosten von Monographien gibt es nur sehr wenig Literatur. John Houghton et al. (Research Communication Costs in Australia: Emerging Opportunities and Benefits 2006) haben zwar einige konkrete Angaben recherchiert, jedoch beziehen sich diese auf Print-Bücher. Die Kosten dafür sind mit jenen für Open-Access-Bücher nicht zu vergleichen, da nicht nur der Druck und die Bindung einen hohen Anteil ausmachen, sondern auch die Lagerung und Distribution sowie die Buchhaltung, die in ihrer Komplexität je nach nach Geschäftsmodell des Verlags, Trägerschaft und Umfang extern eingekaufter Dienstleistungen stark reduzierbar ist. Offenbar fehlen verfügbare Daten zu den first copy costs von Monographien. Theoretisch dürfte eine Monographie gegenüber einem Artikel kaum ein Vielfaches kosten, höchstens dann, wenn sowohl Lektorat als auch Layout zum Service gehören. Falls nicht, sind aufgrund des größeren Werkumfangs Selektion und reviewing zwar aufwändiger, jedoch nicht im Maßstab der Seitenzahlen. Die rein elektronische Publikation, eventuell ergänzt durch einen Print-on-Demand-Service, bietet für Verlage gute Chancen für einen effektiven, risikoarmen Betrieb: “Cost savings may be greater than for journals due to the extent of formatting and editorial work […]. Electronic publishing of research monographs also promises to enable the publication of scholarly works for which there may not be a sufficiently large commercial market for them to find a print publisher […]” (Research Communication Costs in Australia: Emerging Opportunities and Benefits 2006).

Gerade institutionelle Verlage könnten effektiv operieren, da ihr Betrieb im Vergleich zu den Gesamtbudgets von Forschungseinrichtungen relativ wenig kosten würde. Auch dürften die kürzeren Kommunikationswege zu einigen Einsparungen auf der Seite der Forschenden führen (siehe Abschnitt zum “in-kind support”).

1.4 Die Positionen der Forschenden (SOAP-Studie)

Wie stehen die WissenschaftlerInnen zum Publizieren in Open-Access-Zeitschriften? Dieser Frage ging die Study of Open Access Publishing (SOAP) nach (Dallmeier-Tiessen et al. 2011).19 Die Ergebnisse gelten weitestgehend für alle Geschäftsmodelle, auch wenn die Finanzierung von APCs einen Schwerpunkt der Studie darstellte.

Fast alle (89%) bestätigten die Vorteilhaftigkeit von Open-Access-Zeitschriften für ihr Feld, am wenigsten Zustimmung gab es in der Chemie, Astronomie, Physik und Technik/Ingenieurwesen. Die große Zustimmung unter den Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen mag überraschen, da Open-Access-Zeitschriften ebenso wie die Verwendung von Repositorien in den Naturwissenschaften wesentlich etablierter sind. Vermutlich ist dieses Ergebnis eine Folge der Rekrutierungsmethode für die Befragung (siehe Fußnote oben). Die Antwort konnte jedenfalls in einem Freifeld begründet werden, wovon fast 17000 ForscherInnen Gebrauch machten. Die Antworten wurden in der Auswertung fünffach gruppiert:

Es gab große Zustimmung für die Aussage, dass öffentlich geförderte Forschung auch öffentlich zugänglich sein sollte, sowie dafür, dass AutorInnen erlauben sollten, dass ihre Arbeiten von anderen wiedergenutzt werden. Immerhin eine Mehrheit ist davon überzeugt, dass Open-Access-Artikel häufiger gelesen und zitiert werden. Eine tendenziell mehrheitliche Zustimmung gab es für die Behauptung, dass Open Access kosteneffizienter sei, jedoch auch dafür, dass damit weniger Geld für Forschung zur Verfügung stünde. Dass forschungsintensive Institutionen durch die Kosten für Open-Access-Publikationen finanziell benachteiligt würden, fand eher keine Zustimmung. Das gleiche gilt für die Aussage, dass Open Access die Qualität von Publikationen mindere oder qualitätssichernde Maßnahmen unterminiere.

Fast die Hälfte derjenigen 29%, die noch nicht Open Access publiziert hatten, konnten dafür Gründe angeben:

Über 50% zahlten nichts für ihre Open-Access-Publikation, wobei dieser Prozentsatz zustande kommt, da in den Geistes- und Sozialwissenschaften nur ca. 15-20% Gebühren gezahlt haben; jedoch ist auch in der teuersten Open-Access-Disziplin, der Biologie, noch ein Anteil von etwa 23% gebührenfrei – hier zahlen 19% allerdings auch Gebühren von über $ 4100. Der Anteil mittlerer APCs von $ 350-1350 liegt dort und in den Geowissenschaften bei 29%, in Medizin und Agrarwissenschaften bei über 20%, in anderen Naturwissenschaften eher um 15%, in den Geistes- und Sozialwissenschaften deutlich darunter. Interessant ist auch, dass in fast allen Feldern mehr als 10% nicht wissen, was ihre Publikationen gekostet haben, auch hier fallen die Biologen mit über 20% besonders auf.

60% haben die Gebühren aus ihren Forschungsgeldern bezahlt (die Hälfte davon hatten dies als Kostenposition bereits gebunden), ein Viertel wurde von der Institution finanziert, 12% (sic!) von der ForscherIn selbst. Von 31% wurde es als einfach empfunden, die Finanzierung aufzutreiben, von 54% als schwierig. Besonders einfach haben es an Unternehmen gebundene ForscherInnen, besonders schwer Universitätsangehörige. In fachlichen Kategorien gab es auf diese Frage enorm unterschiedliche Antworten, wobei sich die MedizinerInnen und Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen durch besondere Schwierigkeiten hervorheben lassen, obwohl die Kosten bei zweiteren am geringsten sind und ihnen, wie oben aufgeführt, grundsätzlich durchaus Wege, die Gelder aufzutreiben, zur Verfügung stehen. Bei den MedizinerInnen können die Schwierigkeiten an einem vergleichsweise hohen Preisniveau liegen, dass sich durch besonders hohe impact-Faktoren der Journals begründen lässt (siehe wiederum Abschnitt [medizin]).

Überraschend sind die Befunde v.a. darin, dass die ForscherInnen Fragen der Kosten und Effizienz durchaus umtreiben – auch wenn sie für die Publikation in Zeitschriften bislang nur selten zahlen mussten. Offenbar ist ein Bewusstsein für die einen Wandel heraufbeschwörenden Schwierigkeiten mit dem derzeitigen Publikationswesen, so oder so ähnlich, wie sie oben angedeutet wurden, durchaus vorhanden. Gegenüber anderen Studien (z.B. Xia (2010) und Reinsfelder (2012)) scheint auch nicht mehr der Haupthinderungsgrund, Open Access zu publizieren, in Befürchtungen bzgl. mangelnder Qualität der Zeitschriften zu bestehen. Stattdessen ist das Aufbringen der APCs offenbar das Hauptproblem, obwohl die ForscherInnen mitunter sogar bereit sind, dafür in die eigene Tasche zu greifen. Auch problematisch ist allerdings der Mangel an geeigneten Journals.

Österreichische Forschende

Nun soll noch ein genauerer Blick auf die Daten aus Österreich geworfen werden. Zwar hat Bruno Bauer (2011) dies ebenfalls getan, jedoch konzentrierte er sich auf Fragen der Zugänglichkeit und Publikationspraxis und verglich die Daten für Österreich mit denen für Deutschland. Die Meinungen der ForscherInnen über Open Access thematisierte er kaum. Dies soll nun nachgeholt werden, nachdem die auch hier relevanten Ergebnisse von Bauers Untersuchung referiert wurden: 462 WissenschaftlerInnen aus Österreich haben sich an SOAP beteiligt (ca. 1% der ProbandInnen). Für eine disziplinspezifische Auswertung sei diese Zahl zu gering, denn insbesondere Geistes- und SozialwisseschaftlerInnen sind kaum vertreten, wobei die Anteile ähnlich denen in der Gesamtstudie sind. Auch wenn eine Auswertung sicherlich keine repräsentativen Ergebnisse liefern wird, so sollen weiter unten die dennoch sehr wertvollen Daten disziplinspezifisch untersucht werden, denn jede einzelne Antwort z.B. auf die Frage, ob die ForscherInnen Open-Access-Journals für ihr Forschungsgebiet kennen, ist für die Konzeption von Publikationsfonds an Forschungseinrichtungen höchst interessant.

Fast drei Viertel der Befragten sind laut der Analysen Bauers Universitätsangehörige (in Deutschland waren sehr viel mehr auch Forschungsinstitute vertreten). Die Zugänglichkeit zur Forschungsliteratur werde gerade noch gut bewertet, 37% haben hier Schwierigkeiten und 4% sind sogar sehr unzufrieden – in Deutschland fallen die Antworten positiver aus, was wahrscheinlich den Nationallizenzen und dem massenhaften Erwerb von Backfiles geschuldet ist. Das aktive Open-Access-Publizieren sei in Österreich etwas weniger als in Deutschland, jedoch im Kontext der Gesamtstudie gut verbreitet: nur 34% haben in den letzten fünf Jahren überhaupt keinen Open-Access-Artikel publiziert. Für ihren letzten OA-Artikel hätten nur 34%, also deutlich weniger als in der Gesamtstudie, zahlen müssen. 11% konnten die Frage nicht beantworten; entsprechend zahlten 55% keine Gebühren. Für mittlere APCs von $ 350-1350 wurden 18% Rechnungen ausgestellt, bis $ 4100 11%; einer zahlte sogar noch mehr. Bei nur 24% finanzierte die Institution die Gebühren, 56% zahlten sie aus ihrem Forschungsbudget und – das überrascht – mit 11% zahlten deutlich mehr ÖsterreicherInnen ihre Publikation selbst als in Deutschland (3%). Die dortigen Publikationsfonds werden wahrscheinlich die Ursache dafür sein, dass 43% ihre Publikation durch die Institution finanzieren konnten. Es ist also anzunehmen, dass bei der Einführung von Publikationsfonds in Österreich insbesondere diejenigen, die APCs aus der eigenen Tasche zahlen oder irgendwelche anderen Quellen zu erschließen (gut gefüllte Restkategorie von 9%) profitieren werden. Etwa die Hälfte der österreichischen WissenschaftlerInnen fanden es einfach, eine Förderung aufzutreiben – sogar etwas mehr als in Deutschland, was den hohen Anteil der im Rahmen von Forschungsprojekten finanzierten Publikationen widerspiegelt. Woher auch immer die Schwierigkeiten der deutschen ForscherInnen rühren mögen – es ist anzunehmen, dass mit der Einführung von Fonds in Österreich hier bestehende Schwierigkeiten abgebaut werden.

Besonders interessant ist die Frage danach, ob die ForscherInnen Open-Access-Journals im eigenem Feld kennen: immerhin 75% stimmen zu, 10% kennen keine – und ganze 15% wissen es nicht. Nach Disziplinen betrachtet scheint nur in den Ingenieurs-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften ein handfester Mangel spürbar zu sein, was sich auch mit den internationalen Ergebnissen deckt. Erstaunlich ist der verhältnismäßig hohe Anteil von Mathematikern, Informatikern und Medizinern, die keine Journals kennen oder uninformiert sind, obwohl wiederum ein großer Anteil derjenigen, die um ihre Journals wissen, aus eben jenen Disziplinen kommen. Auch die wenigen vertretenen GeisteswissenschaftlerInnen kennen ihre Open-Access-Journals.

Auf die Aussage hin, dass Open Access eine Entwicklung sei, die forschungsintensive Institutionen benachteilige, zeigte sich eine verbreitete Unentschlossenheit der ForscherInnen: Die meisten gaben die neutrale Antwort und die übrigen teilen sich genau auf beide Seiten auf. International wurde hier klarer dagegen gestimmt. Einig sind sich die österreichischen ForscherInnen hingegen in der Frage, ob öffentlich geförderte Forschung auch öffentlich zugänglich sein sollte: nur 10% gaben eine negative bis neutrale Antwort, darunter sind viele BiologInnen, MathematikerInnen und MedizinerInnen. Aufgrund der guten Etablierung von Open Access gerade in diesen Fächern, die sich am Erfolg von BioMedCentral und arXiv.org (siehe auch hier) ablesen lässt, erstaunt dieses Ergebnis. Möglicherweise könnte die Erklärung dafür lauten, dass eine vielerorts zunehmende Kommodifizierung der Wissenschaft20 gerade in diesen Disziplinen spürbar ist, was wiederum gleichsam Ursache der Popularität von vermeintlich alternativem oder gegenläufigem Handeln – eben der Unterstützung von Open Access – einer Fraktion dieser WissenschaftlerInnen sein könnte. Auch wenn die durch viele Forschungseinrichtungen angestrebten Patente durchaus im Einklang mit dem Trend zur Kommodifizierung stehen, bilden sie nicht die Opposition zur Open-Access-Publikation: Patente können in aller Regel kostenlos, oftmals online, eingesehen werden. Vielmehr scheint der ebenfalls mit besagtem Trend im Einklang stehende zunehmende Druck zur Selbstvermarktung auf ForscherInnen hier der Grund zu sein, weshalb durchaus auch irrationale Ängste erzeugt werden. Exemplarisch könnte eine solche Angst mit Gedanken der folgenden Art verknüpft sein: Für die Verwendung öffentlicher Gelder seien Spielregeln einzuhalten. Dass wissenschaftliche Erkenntnisse hoher Qualität produziert werden, sei keine zwingend einzuhaltende Regel, sondern vielmehr Bedingung dafür, dass ForscherInnen an einer Institution angestellt werden. Durch diese Personalentscheidung profitiert die Forschungseinrichtung und damit die Gesellschaft. Die Erkenntnisse selbst sind jedoch das geistige Eigentum ihres Erschaffenden, weshalb die Entscheidung über deren Verwertung allein bei diesem läge. Dass zur institutionellen Förderung von Open Access also auch gehört, sich mit solchen Ängsten auseinanderzusetzen, liegt auf der Hand.

Den sogenannten Zitationsvorteil sehen 65% der ForscherInnen; 10% befürchten geringere Qualität bei Open-Access-Zeitschriften. 32% lehnen die Aussage, dass Open Access kosteneffektiver wäre als das Subskriptionsmodell, ab. 39% sind hier unsicher. Auf diejenigen, die dieser Aussage zustimmen, entfällt also ein weiteres, sehr knappes Drittel der ProbandInnen – international waren es noch über die Hälfte. Obwohl es faktisch, soweit unsere Studie aus der Literatur eruieren konnte, keine triftigen Hinweise auf die Gültig- oder Ungültigkeit dieser Aussage gibt, entscheidet sich die Mehrheit tendenziell dafür, das Subskriptionsmodell für die Verwendung öffentlicher Gelder zu bevorzugen – obwohl 89% von Ihnen der Meinung sind, dass ihr Forschungsbereich durch Open Access profitieren würde – genauso viele wie die internationale Studie auszählte. 191 ForscherInnen aus Österreich haben für ihre positive Einstellung zu Open Access Gründe angegeben:

Offensichtlich wird die Hauptbegründung der Open-Access-community, dass nämlich öffentlich geförderte Forschung auch öffentlich zugänglich sein sollte, unter ForscherInnen gar nicht als besonders wichtig erachtet. Ins Bild passt dann, dass 20% der Aussage, dass frei zugängliche Forschungsergebnisse nicht der Öffentlichkeit dienlich seien, zustimmen bzw. neutral gegenüber stehen. Vertreten sind hier wieder vor allem MedizinerInnen, BiologInnen und MathematikerInnen, aber auch einige ChemikerInnen, Ingenieure und PhysikerInnen. Neun Personen stimmen sogar deutlich zu, darunter zwei SozialwissenschaftlerInnen.

Wie begründen diejenigen, die in den letzten fünf Jahren nicht Open Access publiziert haben, ihre Entscheidung? Nur 46% beantworteten überhaupt die Frage, ob es einen bestimmten Grund dafür gab. Von jenen, die dem zustimmten – 59 ForscherInnen – begründen 28 ihre Entscheidung damit, keinen Zugang zu einer Finanzierung der Gebühren gehabt zu haben (fachlich sehr divers); 17 befürchten eine schlechtere Qualität der Zeitschriften (ebenfalls nicht fachlich zu begründen); sechs geben an, dass sie schlechte Erfahrungen mit Open-Access-Journals gemacht haben oder keine entsprechenden Zeitschriften in ihrem Feld kennen. Die übrigen Begründungen sind hier zu vernachlässigen.

1.5 Fazit

Wie die SOAP-Studie – auch wenn ihre Repräsentativität in Frage gestellt werden kann – zeigte, sind selbst Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen bereits zu großen Teilen vom Open-Access-Gedanken eingenommen. Was fehlt, sind entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten und teilweise auch passende Journals. Recht überraschend ist, dass sich innerhalb kürzester Zeit der Ruf von Open-Access-Zeitschriften, mangelnde Qualität zu bieten (siehe Xia (2010), Suber (2007) und Weishaupt (2008)), offenbar vollkommen verändert hat. Die relativ großen Anteile derjenigen Forschenden, denen nicht bekannt war, wie hoch die APCs ihrer Artikel sind, zeigt, wie wichtig hier entgegenwirkende Maßnahmen sind, um dafür zu sorgen, dass ein Bewusstsein für Preise entsteht und eine entsprechende Wahl des Journals – wenn auch als nachrangiges Kriterium – eine wirtschaftliche Entscheidung darstellt. Dazu muss den Forschenden Beratungspersonal zur Verfügung stehen, das den Zeitschriftenmarkt beobachtet und bewerten kann. Eine Forschungsinstitution kann außerordentlich von bibliometrischen Expertisen profitieren.

Der “Elsevier-Boykott”, die zahlreichen, den Goldenen Weg favorisierenden Studien und die politische Initiative in Großbritannien könnten der Anfang vom Ende des alten wissenschaftlichen Publikationswesens sein. Zu den meistkritisierten Praktiken v.a. kommerzieller Verlage gehört die Gewinnmaximierung, die nur aufgrund der für die Verlage kostenfreien Arbeit der Forschenden möglich ist, die sie aufgrund der herrschenden Bewertungsmechanismen im Wissenschaftsbetrieb nicht kurzerhand niederlegen können. ForscherInnen, Bibliotheken und Politik sollten weiterhin an Alternativen arbeiten, um aufzuzeigen, dass sie die Macht haben, die Dysfunktionalität des Publikationswesens nicht nur zu beklagen. Forschende sind derzeit abhängig von Verlagen, die nicht etwa die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Hauptziel haben, sondern geradezu parasitär diese Aufgabe im Wissenschaftssystem für sich beanspruchen, ohne die bestehenden Möglichkeiten, eine weitestmögliche Verbreitung zu erreichen, voll einzulösen. Diese Divergenz kann nur aufgebrochen werden, wenn nach und nach Verbreitungsmedien aufgebaut werden, die profitorientierten Medien taugliche Alternativen entgegen setzen können. Profitorientierte Verlage müssen dabei nicht ins Abseits gestellt werden, sondern sind aufgefordert, Preismodelle und Geschäftsprozesse für Dienstleistungen zu entwickeln, die mit dem Ressourceneinsatz für die Erfüllung der entsprechenden Aufgaben innerhalb der Forschungseinrichtung konkurrieren können.

Der kurze Überblick über einige Kostenanalysen aus der Literatur mag pessimistisch stimmen, dass der Goldene Weg für Verlage eine attraktive Option sein könnte. Allerdings sind die Angaben so divers und das Wachstum der großen Open-Access-Publisher so eindrücklich, dass nur einmal mehr deutlich wird, dass sich der Erfolg eines Geschäftsmodells für ein konkretes Unternehmen kaum vorhersagen lässt. Umso klüger mag es sein, in Zeiten des Wandels wichtiger Faktoren nicht nur die Durchsetzung eines Weges hin zu Open Access und eines Geschäftsmodells zu forcieren – und bedeutende Universitäten verfügen dazu über die nötige Macht –, sondern mehrere viel versprechende Modelle in ihrer Etablierungsphase zu stützen.

Eine Koexistenz von Open Access mit den traditionellen Geschäftsmodellen ist möglich, unter der Voraussetzung, dass Kosten für Publikationen bzw. den Zugang zu ihnen langfristig reduziert werden können. Auch wenn das Publikationsaufkommen steigt, braucht es keine genaue Kalkulation, um die Aussage treffen zu können, dass der bereits weitestgehend erfolgte Umstieg auf primär elektronische Formate enorme Einsparungen ermöglicht: Die Kosten für Druck, Distribution und Lagerung sind bei weitem höher als jene 3,3%, um die jährlich die Anzahl der Publikationen steigt, zuzüglich der Entwicklungs- und Betriebskosten für elektronische Publikationsplattformen. In der Übergangszeit, in der sich einerseits Open-Access- und Subskriptionszeitschriften den Markt teilen, und andererseits weiterhin gedruckte Formate auch von Zeitschriften nachgefragt werden, ist allerdings nicht zu erwarten, dass die Kosten für Verlage oder für Forschungseinrichtungen und ihre Träger reduziert werden können. Warum haben eigentlich letztere wie selbstverständlich die Kosten der Transformation zu tragen? Die Antwort ist vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Disposition des Publikationswesens leicht zu geben: Dadurch, dass seine Funktionalität nicht länger aufrecht erhalten werden kann, wenn wirtschaftliche Rücksichten seinen Betrieb dirigieren, kann im Wissenschaftssystem nur eines geschehen: Das grundsätzlich ausgeschlossene, dann aber doch eingeschlossene Dritte – die Wirtschaft – muss wieder ausgeschlossen werden. Der Parasit würde diese profitable Umgebung aber nur auf großen Druck hin oder gegen eine Entschädigung verlassen – und schon gar nicht würde er die aufgrund seiner Anwesenheit geschaffenen Strukturen in der Wissenschaftskommunikation geordnet rückbauen. Die Wissenschaft muss vielmehr diese Strukturen umnutzen, etwas Neues auf ihrer Grundlage konstruieren, und zwar ist dafür nicht ausgeschlossen, Leistungen der Wirtschaft in Anspruch zu nehmen.

2 Open-Access-Geschäftsmodelle

Für Open-Access-Publikationen stehen, kommerziellen ebenso wie Non-Profit-Verlagen, eine Reihe von Geschäftsmodellen offen. Neben solchen, die auch die Finanzierung von Subskriptionszeitschriften häufig zusätzlich stützen, wie Anzeigen, Sponsoring, Spenden sowie interne und externe Förder- und Stiftungsgelder (z.B. bei Zeitschriften von Fachgesellschaften) sollen hier vor allem jene näher beleuchtet werden, die erst mit dem Aufkommen von Open Access entstanden sind. In erster Linie ist hier vom Author-Pay-Modell die Rede.

Zunächst soll jedoch kurz erläutert werden, inwiefern “goldene” Publikationen mehr bieten als einen kostenlosen Zugang. Statt neue Geschäftsmodelle zur Vermarktung eines bekannten Produktes zu adaptieren, geht es viel mehr darum, ein innovatives Produkt zu schaffen, das entsprechend anders vermarktet werden muss. Durch neue Lizenzierungsoptionen tun sich über die Zitation hinausgehende Nutzungsmöglichkeiten auf, das Heftformat wird aufgebrochen und auch reviewing-Prozesse vor und nach der Publikation können offen gestaltet werden, wie am Beispiel von PLOS ONE gezeigt werden soll (siehe den Abschnitt über die Chancen durch Open Access). Darüber hinaus lassen sich die Funktionen, die gemeinhin von einem Verlag übernommen werden, auch modularisieren, so dass ein Publikationsorgan nur noch für die reine Veröffentlichung und Archivierung eines Manuskripts verantwortlich ist, während andere Funktionen wie Qualitätssicherung, Lektorat und Sichtbarmachung spezialisierten Betreibern entsprechender Infrastrukturen oder Dienstleistern vorbehalten bleibt. Hier spricht man vom Overlay-Modell.

Zu erwähnen bleibt, dass keines der hier vorgestellten Modelle unter einem Gold-Open-Access-Paradigma nur in exklusiver Form denkbar ist: Jedes Modell harmoniert mit allen anderen. Differenz kann grundsätzlich Innovationen fördern. Eine Sonderstellung nimmt allerdings das sogenannte “Hybrid-Modell” ein, dem hier nicht vorgriffen werden soll.

2.1 Goldene Chancen: Die Gestaltung von Open-Access-Publishing

Den Goldenen Weg des Open Access zu beschreiten bedeutet, entsprechend der “Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen”21 allen NutzerInnen einer Publikation zu gestatten, diese “zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird.” Während mit der nachträglichen Archivierung eines in einem Subskriptionsjournal erschienen Beitrags (Grüner Weg) im Regelfall nur ein einfaches Nutzungsrecht verbunden ist, das eben ausschließlich den Zugang gewährt, ist nach dieser Erklärung eine umfassende Nutzung möglich. WissenschaftlerInnen, die Open Access publizieren möchten, müssen sich also zunächst darüber klar werden, wie offen ihre Publikation sein soll.

CC-Lizenzen

Es hat sich etabliert, die unterschiedlichen Offenheitsgrade anhand des Lizenzierungssystems Creative Commons22 zu unterscheiden: Eine CC-BY-Lizenz (Namensnennung) entspricht der oben zitierten Erklärung am besten und ist für das Goldene Open-Access-Publizieren sehr verbreitet. Bei der CC-BY-SA-Lizenz (“Weitergabe unter gleichen Bedingungen”) kann es zusätzliche Vorteile durch die von der Non-Profit-Organisation Creative Commons geplante Arbeit an Kompatibilitäten zu anderen Lizenzen, z.B. der EUPL, geben. Eventuell geraten LizenznehmerInnen jedoch in Schwierigkeiten, wenn das neue Werk an einem Ort publiziert werden soll, an dem eine andere Lizenz verwendet werden muss.

Eine CC-ND-Lizenz (“Keine Derivate”) verhindert, dass eine Publikation über gängige Zitationsregeln hinaus Grundlage weiterer Forschung oder anderer Nutzung sein kann. Zu berücksichtigen sind jedoch auch Übersetzungen oder Nutzungen außerhalb der Wissenschaft, wo ganze Abschnitte oder Kapitel mittels dieser Lizenz z.B. keinen Eingang in Lehrmaterialien finden könnten, was vermutlich nicht im Sinne der ForscherIn ist. Ein Missbrauch lässt sich selbst mit dem Urheberrecht kaum verhindern, sondern höchstens abmahnen – Gerichtsprozesse sind hier äußerst selten. Dem Open-Access-Gedanken, der durchaus das Denken über das geistige Eigentum, das mittels öffentlicher Gelder in Werkform gebracht werden konnte, zu revolutionieren trachtet, ist es jedenfalls nicht zuträglich, Derivate grundsätzlich zu unterbinden. Es ist zudem rechtlich noch nicht entschieden, wenn auch unwahrscheinlich, ob eine CC-ND-Lizenz sogar schwerer wiegt als das wissenschaftliche Zitationsrecht – die Vergabe dieser Lizenz könnte also Nebenwirkungen haben, die mit Sicherheit nicht erwünscht sind. Auch eine CC-NC-Lizenz (“Keine kommerzielle Nutzung”) kann dem Grundgedanken von Open Access zuwider laufen. Sie verhindert, dass ein Beitrag z.B. Teil einer gedruckten Festschrift werden kann, wenn diese dann käuflich zu erwerben ist – jedenfalls solange nicht beim Rechteinhabenden nachgefragt wird. Darüber hinaus ist wiederum denkbar, dass diese Lizenz dem Gebrauch des wissenschaftlichen Zitationsrechts entgegen steht, so es z.B. in einer kommerziellen Zeitschrift angewandt werden soll. AutorInnen wählen die CC-NC-Lizenz häufig, weil sie verhindern möchten, dass ein Verlag die Publikation drucken lässt und verkauft. Angesichts der Investitionskosten, die diese Form der Zweitpublikation eines frei zugänglichen Artikels dem Verlag verursachen würde, ist dieses Szenario kaum realistisch.23 Als weiterer Grund für die Wahl dieser Lizenz ist die reflexhafte Attraktion durch die positiven Assoziationen, die das Nicht-Kommerzielle bei vielen Menschen hervorruft, nicht zu unterschätzen. Da es aber weder ein allgemein geteiltes Verständnis des Nicht-Kommerziellen24 noch ein Rechtsurteil dazu gibt, trägt die Vergabe der CC-NC-Lizenz dazu bei, dass die Publikation mindestens unter unklaren Bedingungen verbreitet wird.

Eine eindeutige, offene Lizenzierung mittels CC BY(-SA) trägt zwar zur Umsetzung der Open-Access-Agenda bei, ist jedoch für viele WissenschaftlerInnen kein wichtiger Grund, in Open-Access-Zeitschriften zu publizieren (vgl. den Abschnitt über die SOAP-Studie). Angesichts der häufigen Nutzung von NC- oder ND-Lizenzen bzw. deren Kombination bei der Archivierung in Repositorien, wo die AutorInnen gegebenenfalls selbst die Lizenz wählen können, scheint eine CC-BY-Lizenz eher eine hinzunehmende Bedingung für die Publikation in einer Open-Access-Zeitschrift zu sein. Was spricht also für die Wahl von beispielsweise PLOS ONE, die wissenschaftlich mittlerweile sehr einflussreiche, fachlich nicht festgelegte Open-Access-Zeitschrift? Wie konnte sie so erfolgreich werden und inwiefern profitiert das Publikationswesen und damit die Wissenschaft über die Zugänglichkeit hinaus von dieser exemplarischen Umsetzung des Goldenen Weges? Folgende Merkmale unterscheiden PLOS ONE von ebenfalls erfolgreichen Subskriptionszeitschriften wie z.B. Nature:

Beispiel PLOS ONE

PLOS wurde durch eine millionenschwere Stiftung aufgebaut, weshalb man geneigt ist, anzunehmen, dass der Erfolg unter weniger guten Bedingungen nicht reproduzierbar wäre. Allerdings sind alle Features, die PLOS ONE für LeserInnen bietet, in der Open-Source-Software Ambra28 enthalten. Zusammen mit einem Workflow-System für den reviewing-Prozess wie Open Journal Systems bestehen völlig kostenfrei ideale Voraussetzungen für ein professionelles Management und Erscheinungsbild sowie höchste Funktionalität der Publikationen.

Immer häufiger wird Kritik laut, dass die Qualitätssicherung bei PLOS ONE keinen hohen Standards entspräche, worauf die geringe Ablehnungsquote sowie einige erwiesenermaßen nicht als “handwerklich gute Wissenschaft” gelten könnende PLOS-ONE-Artikel hinweisen.29 Allerdings kann der Protest, den solche Artikel dann verursacht haben, darauf hindeuten, dass eine Post-Publikations-Qualitätskontrolle durchaus funktioniert. Weiters wird kritisiert, dass PLOS ONE gemeinsam mit ähnlich erfolgreichen Open-Access-Publishern, auch Megajournals genannt, eine Oligopolstellung erhalten und wiederum den Markteintritt für kleinere Journals erschweren würden, da diese sich der Preispolitik der “Großen” unterzuordnen hätten.30 Möglicherweise ist jedoch genau dieser Wettbewerb der Katalysator für Innovationen im wissenschaftlichen Publikationswesen, die der Bearbeitung der oben erläuterten Dysfunktionalität dienen könnten.

Auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften überzeugt das Modell PLOS ONE: Die Open Library of Humanities31 entsteht derzeit auf die Initiative zweier LiteraturwissenschaftlerInnen der University of Lincoln, UK, und soll nach dem Vorbild von PLOS Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen die Option bieten, Open Access und nicht so fragmentiert in hochspezialisierten Journals zu publizieren; auch Monographien gebührt hier ein Platz. Die OLH soll ein “mega-venue”32 mit einem ähnlichen Auswahlkonzept wie jenem vom PLOS ONE werden. Das Overlay-Modell wird ebenfalls in Betracht gezogen. Auch im Hinblick auf transparentes, selbsterhaltendes und nicht profitorientiertes Wirtschaften sei PLOS vorbildlich. Wahrscheinlich wird auch die OLH sich in erster Linie über ein Konsortialmodell finanzieren, möglicherweise ähnlich dem Konzept von Knowledge Unlatched (siehe Abschnitt dazu).33 APCs könnten ebenfalls eine Rolle spielen, jedoch sollen sie Forschenden von weniger gut finanzierten Institutionen auf jeden Fall erlassen werden, um Chancengleichheit zu schaffen. Aufgrund der disziplinären Besonderheiten – weniger Drittmittelprojekte – soll auch institutionelle Finanzierung zur Kostendeckung beitragen. Bereits bestehende, ähnliche, jedoch weniger breit angelegte Initiativen oder auf diesem Gebiet mit Open-Access-Angeboten erfolgreiche Verlage sollen kooperieren. Das erforderliche Startkapital wurde mit $ 1-1,5 Mio. kalkuliert, auch um ein passendes Publikationssystem zu entwickeln, denn obwohl jenes von PLOS, Ambra, Open Source zur Verfügung steht, würde es nicht alle gewünschten Funktionalitäten bieten. Geplant ist eine Fusion mehrerer Systeme, unter anderen mit Open Journal Systems (OJS).

Schließlich bleibt zu verdeutlichen, dass die Umstellung des Publikationswesens auf eine primär digitale Infrastruktur beträchtliche Konsequenzen hat (siehe Priem and Hemminger 2013). Für das Web geschaffene Inhalte sind nach keinem Kriterium vollständig zu überblicken – nicht zufällig scheiterten alle Web-Kataloge, die sich dieses Ziel in den späten 1990ern setzten. Täglich kommen neue wissenschaftliche Blogs hinzu, deren Qualität hervorragend sein kann, doch diese Neuigkeit kann schlicht an professionellen Fachinformationsversorgern vorbei gehen und ohne diesen Umweg zur Fach-community gelangen. Durch die Möglichkeit, selbst persönlich Unbekannte auf etwas hinweisen zu können, das sie mit Sicherheit interessiert – und das passiert täglich milliardenfach durch Verlinkungen – sind institutionalisierte Filterungsmechanismen wenigstens in ihrer Monopolstellung fragwürdig geworden. Genauso wie der Bottom-Up-Ansatz von Google, seine Suchalgorithmen auf Verlinkungen zu stützen, dem Top-Down-Katalogisierungsansatz von Yahoo! überlegen war, werden digital gestützte, akademische soziale Netzwerke, die ihre Inhalte entlang der angebotenen Infrastrukturen selbst erzeugen und selektieren, den Zeitschriftenredaktionen und Fachinformationsservices überlegen sein. Die Aufgabe des klassischen Bestandsaufbaus ist in Auflösung begriffen. Alte Handwerke verschwinden, neue Tätigkeitsprofile entstehen.

2.2 Das Author-Pay-Modell

Geschichte der Etablierung

Nach Solomon und Björk (2012) verlief die Etablierung des Goldenen Wegs bislang in drei Wellen: Während der ersten Welle in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre starteten individuelle ForscherInnen eigene Journals, die allerdings mangels einer Indexierung im Web of Science häufig keinen Ruf genossen, gute Qualitätssicherungsmaßnahmen durchzuführen. Die zweite Welle war geprägt von der Umstellung der Zeitschriften von Fachgesellschaften auf Open Access. Insbesondere in Lateinamerika und Japan hätten solche Journals große Bedeutung und die kostenlose Nutzung von Portalen wie Scielo34 und J-stage35 war ein attraktives Angebot für Verlage. Die dritte Welle wurde durch den Markteintritt von genuinen Open-Access-Verlagen, nämlich BioMedCentral und PLoS begründet, die erstmals APCs von den AutorInnen verlangten. Dieses Geschäftsmodell wächst seit 2000 rasant. Die APCs seien zwar seitdem auf etwa gleichem Niveau geblieben: im Schnitt $ 904 mit einer Preisspanne von $ 8 bis $ 3900. Nach wie vor stellen APCs für viele ForscherInnen aber eine Hürde dar, wie das EU-Projekt Study of Open Access Publishing (SOAP) nachweisen konnte (Dallmeier-Tiessen et al. (2011), siehe den Abschnitt über die SOAP-Studie).

Wie nun aber können sich Open-Access-Zeitschriften und insbesondere das Author-Pay-Modell am Weltmarkt durchsetzen?36 Für die vorliegende Studie von Björk und Solomon (2012) wurden Daten aus den Journal Citation Reports (JCR) und Scopus, einer bibliographischer Datenbank des Elsevier-Verlags, verwendet. Um die Entwicklung von Open-Access-Zeitschriften über die beschriebenen drei Wellen hinweg analysieren zu können, wurden die Journals zunächst nach ihrem Gründungsjahr in drei Gruppen aufgeteilt: vor 1996, 1996-2001, 2002-2011. Des Weiteren spielen auch die Erscheinungsorte eine wichtige Rolle, hier unterteilt in eine “westliche Gruppe”, bestehend aus USA, UK, Niederlande und D, wo 70% aller Zeitschriften erscheinen, und die übrige Welt. Verglichen wurden auf dieser Grundlage die durchschnittlichen Zitationen pro Journal über zwei Jahre (2010-11), gewichtet nach Artikelanzahl.

OA-Erfolge

Die Analyse von Solomon und Björk bringt interessante Ergebnisse zu Tage: In der zweiten Phase, 1996-2001, gegründete Open-Access-Journals aus den “kleineren Verlegerländern” überholen, was ihre durchschnittlichen Zitationen angeht, deutlich ihre zeitgleich dort gegründeten Konkurrenten, die sich für das Subskriptionsmodell entschieden hatten (in ihrer Zahl mehr als doppelt so viele). In der dritten Phase gegründete Journals – ungefähr gleich viele wie in der vorangegangenen, etwas kürzeren Phase – sind bezüglich ihres impacts etwa gleich auf (bei etwa 0,8).

In den “großen Verlegerländern” ist über die Phasen ein recht kontinuierlicher Anstieg von Open-Access-Zeitschriftengründungen (und impact, generell) zu beobachten, während die Neugründungen von Subskriptionszeitschriften zwar sehr deutlich überwiegen, aber allmählich abnehmen. Für 2002-2011 stehen 95 neue Open-Access-Journals gegenüber 405 Gründungen von Subskriptionszeitschriften. Der impact-Abstand zwischen diesen beiden Gruppen von Zeitschriften der westlichen Gruppe schwindet von Phase zu Phase (in der dritten Phase reduziert er sich auf 0,3 gegenüber 0,7 in der zweiten Phase), d.h., junge Open-Access-Journals sind sogar deutlich erfolgreicher als die etwas länger bestehenden – für die Zeitschriften in den “kleineren Verlegerländern” gilt das nicht.

Disziplinäre Differenzen

Unterscheidet man nach Disziplinen, zeichnet sich ein anderes Bild: In der Medizin liegt zwar der impact von neuen Open-Access Journals höher als bei neuen Subskriptionszeitschriften, was der Ursache geschuldet sein mag, dass MedizinerInnen eher als andere FachwissenschaftlerInnen von ihren Heimatinstitutionen bei der Finanzierung von APCs unterstützt werden und sich daher das Author-Pay-Modell besser durchsetzen konnte. Bei allen anderen Disziplinen aber, nun die Medizin ausgenommen, sind neue Subskriptionszeitschriften erfolgreicher. Bei zwischen 1996 und 2001 gegründeten, nicht-medizinischen Zeitschriften sind beide Typen etwa gleich auf. Dass diese Schlussfolgerung jedoch nur anhand einer etwas fadenscheinigen Datengrundlage getroffen werden kann, soll nicht ausgeblendet werden: “Open Access journals are much more numerous in categories that have low overall impact factors which may explain some of the difference in average impact between Open Access and subscription journals. Almost half (302) of all Open Access journals found in JCR are journals started before 1996 and published in the ‘other countries’ region. While over 75% of the subscription journals found in the JCR were also launched before 1996, nearly 70% of subscription journals are from publishers in the four major publishing countries (Björk and Solomon 2012).”

Nicht von dieser Einschränkung der Gültigkeit betroffen – möglicherweise sogar im Gegenteil – ist die deutlich erkennbare positive Korrelation zwischen dem Erheben von APCs und impact. Denken wir an den zuvor analysierten, nicht auffindbaren Zusammenhang zwischen Qualität und Preis, wenn man kommerzielle mit nicht-profitorientierten Zeitschriften vergleicht. Hier scheint sich die Vermutung, dass das Author-Pay-Modell die Imperfektionen des Zeitschriftenmarkt abzulegen hilft, zu einem belegbaren Argument zu verfestigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere für die jüngeren Wissenschaftszentren dieser Welt der Goldene Weg des Open Access bereits mehr als einen Trampelpfad darstellt. Für die übrigen Regionen scheint v.a. wichtig, sich auch politisch für diesen Weg zu entscheiden und entsprechend zu fördern. Ohne diesen Druck oder Anreiz werden Verlage so lange beim alten Modell bleiben, wie es wirtschaftlich erfolgreich ist. Weitere Zahlen stützen diesen Schluss: Im Zeitraum 2000-2004 lag das Wachstum der Open-Access-Artikel- und Zeitschriftenzahl gegenüber dem Vorjahr noch relativ konstant bei 30 bzw. 20%, während sich diese Quote 2005-2009 zu 20 bzw. 10% verringerte, wobei es in vielen Fachbereichen noch kaum Open-Access-Journals gibt (P. A. B. Laakso Mikael AND Welling 2011).

Ergänzend dazu stellen Gumpenberger et al. (2012) fest, dass 35 der 50 am höchsten in JCR gerankten Open-Access-Journals ihre Reputation nicht etwa über Jahrzehnte aufgebaut und in das Open-Access-Zeitalter transferiert haben, sondern bereits als Open-Access-Journals gestartet sind. Seit der Zeit ihres Bestehens bzw. seit 2001 konnten nur für sehr wenige dieser Journals Bedeutungsverluste verzeichnet werden.

Interaktives Publizieren

Allerdings kann ein Author-Pay-Modell auch anders gestaltet werden als über APCs für die finale Publikation eines qualitätsgeprüften Artikels. Copernicus Publications verfährt hier so: Beim “interaktiven Journal” Hydrology and Earth System Sciences ist der Review-Prozess zweistufig.37 Zunächst wird, ähnlich wie bei PLOS ONE (siehe entsprechenden Abschnitt), eine Einreichung von den HerausgeberInnen auf ihre technisch-wissenschaftliche Qualität geprüft und in einer spezifischen Sparte der Zeitschrift (HESS Discussions) online publiziert. Dafür fallen je nach Einreichungsformat seitenweise Gebühren an, mit denen neben dem basalen reviewing der Textsatz und die Langzeitarchivierung finanziert werden.38 In einem anschließenden offenen reviewing-Prozess diskutiert die wissenschaftliche Gemeinschaft (nicht-anonymisiert!) den Beitrag und die AutorIn ist aufgefordert, zu den Kommentaren Stellung zu nehmen. Auch von der Zeitschrift engagierte GutachterInnen und Redaktionsmitglieder beteiligen sich in speziellen, erkennbaren Modi an der Diskussion. Dieser Diskussionsprozess einschließlich der diskutierten Version des Beitrags bleibt dauerhaft zugänglich und kann weiterhin ergänzt werden. Sollten in den folgenden acht Wochen keine Kommentare eingehen, wird der Artikel einem Gutachter zugewiesen. In diesem wie im anderen Fall erfolgt dann die Publikation der überarbeiteten Fassung in der Hauptsparte der Zeitschrift (HESS), für die keine weiteren Kosten anfallen – oder der Artikel wird von den GutachterInnen abgelehnt und kann völlig überarbeitet erneut zur Diskussion eingereicht werden. Auch ist es möglich, GutachterInnenentscheidungen vor der Redaktion anzufechten. Substantielle Diskussionsbeiträge finden nach der Standard-Qualitätskontrolle mitunter Eingang in HESS.

Markteintritt

Für neue Open-Access-Journals gilt ebenso wie für Zeitschriftengründungen generell: Der Markteintritt ist selbst bei niedrigem Preis (APCs ebenso wie Subskriptionsgebühren) schwierig, denn solange keine wichtigen Artikel in der neuen Zeitschrift erscheinen, wird sie keine Chance auf eine Etablierung am Markt haben. Zwischen etablierten FachkollegInnen herrsche ein Nash-Gleichgewicht: Dort zu publizieren ist nur dann attraktiv, wenn auch die anderen dies anstreben. Niemand werde als erste/r diese Strategie ändern, da es nachteilig wäre, in einer noch nicht etablierten Zeitschrift zu publizieren, wenn nicht KollegInnen dieselbe Wahl treffen (C. T. Bergstrom and Bergstrom (2006), s.a. Bernius et al. (2009)). Open-Access-Journals haben jedoch einen strategischen Vorteil: Ihre Verbreitung ist nicht von der Erwerbung in Bibliotheken abhängig. AutorInnen können selbst für eine erhöhte Sichtbarkeit ihrer Arbeiten sorgen, indem sie dieselben auf ihren Institutswebsites verlinken, in Repositorien laden und in (akademischen) sozialen Netzwerken verbreiten, bestenfalls natürlich mit Unterstützung von Serviceeinrichtungen an ihren Institutionen. Damit tragen sie zur erhöhten Sichtbarkeit der Zeitschrift bei und sind dann zukünftig auch weniger auf diese Formen der “Selbstvermarktung” angewiesen.

Chance für “kleine” Journals

Für das Author-Pay-Modell spricht mehr als die Möglichkeit für Verlage, weiterhin ihre Einnahmen zu sichern: Garson (1999) berichtet von der American Chemical Society, dass 80% der direkten Publikationskosten, die also unmittelbar mit der Verarbeitung eines eingereichten Artikels in Verbindung stehen, fixe Kosten seien, der Rest werde für Distribution aufgewendet.39 Bei Print- und Subskriptionszeitschriften sinkt der Anteil dieser first copy costs mit der Anzahl von Exemplaren und Subskriptionen.40 Man kann also davon ausgehen, dass ein wenig verbreitetes Journal einen hohen Preis haben muss, wenn es kostendeckend arbeiten will, denn es kann die hohen first copy costs nicht mit Einnahmen kompensieren, die ja mit der Verbreitung steigen. Ein hoher Preis führt wiederum zu einer noch geringeren Verbreitung. Diese Abwärtsspirale ist beim Author-Pay-Modell außer Kraft gesetzt. Kleinere, weniger verbreitete Journals haben tendenziell geringere Ablehnungsquoten – bei Open-Access-Zeitschriften der größte Kostenfaktor –, weil weniger Einreichungen. Da deshalb die first copy costs ungleich geringer ausfallen, können die APCs niedriger angesetzt werden und eine Subventionierung einer “kleinen” Zeitschrift durch eine “große” oder andere Einkommensquellen sind nicht länger überlebensnotwendig. Bislang war diese Strategie der Querfinanzierung von Titeln innerhalb eines Verlagsportfolios jedoch sehr geläufig (King 2007).

Transparente Preise

Mehr noch: Die Entscheidung von BibliothekarInnen, was anzuschaffen ist, ist weniger vom Preis der Medien als von den Bedürfnissen der ForscherInnen determiniert. Der “Wissenschaftsmarkt”, der von Forschungsprogrammen, Reputation und der Qualität der Ergebnisse geprägt ist, korreliert wenig mit dem Markt der kommerziellen Wissenschaftsdienstleister: Die Preise für die Dienstleistungen haben nicht viel mit wissenschaftlichen Werten zu tun (McCartan 2010). Es liegt also nahe, die verlagsseitigen Kosten der Herstellung direkt mit dem Erwerb der Dienstleistungen der Verlage zu begleichen und nicht erst über den Umweg des Endkonsumenten, der aber in erster Linie durch die Bibliotheken versorgt wird, die oft als einzige die Preise für Subskriptionen kennen. WissenschaftlerInnen sollten die Möglichkeit haben, Preise und Dienstleistungsqualität zu vergleichen, was nur möglich ist, wenn auch sie die Preise der Zeitschriften kennen. Das bereits erwähnte Directory of Open Access Journals nimmt daher nur Zeitschriften auf, die auf ihren Homepages alle anfallenden Gebühren klar darstellen. Auch die Europäische Kommission hält daher das Author-Pay-Modell für einen Weg, die Verlage empfindlicher gegenüber Marktentwicklungen zu machen (Dewatripont et al. 2006). Die Entwicklung dieses Geschäftsmodells kann durch das Projekt Cost Effectiveness for Open Access Journals41 verfolgt werden, das auch als Hilfestellung bei der Wahl eines Open-Access-Journals nützlich ist. Allerdings hat die Dienstleistungsqualität hier keinen Einfluss auf die Bewertung einer Zeitschrift, sondern lediglich die Höhe der Publikationsgebühren und der impact factor, was einige Schwächen dieser Metrik wie die Beschränkung in der Auswahl von Zeitschriften fortschreibt.

2.3 Institutionelle Mitgliedschaften

Mittlerweile bieten sehr viele große Verlage Mitgliedschaften für Forschungseinrichtungen an, die für deren AutorInnen eine mehr oder weniger hohe Ermäßigung auf APCs zur Folge haben. Hierbei gibt es die unterschiedlichsten Preismodelle mit der Gemeinsamkeit: Sie helfen der Institution, Kosten zu sparen – vorausgesetzt, sie übernimmt die APCs und ihre ForscherInnen möchten in einem Journal des entsprechenden Partnerverlags publizieren. Es besteht die Gefahr, diese Entscheidung durch die Mitgliedschaft zu beeinflussen. Wenn die Institution an anderer Stelle dafür wirbt, diese Entscheidung aufgrund der Servicequalität und Sichtbarkeit einer Zeitschrift zu treffen, begibt sie sich mit Mitgliedschaften in Inkonsistenzen, denn diese bringen auch das Kriterium der gesicherten Förderung ins Spiel. Dies gilt vor allem dann, wenn die Institution auch die nach den Reduktionen anfallenden Restkosten übernimmt, wie es z.B. an der Universität Wien der Fall ist. Diese Problematik führt auch dazu, dass kleinere Open-Access-Zeitschriften, hinter denen kein Verlag steht, keine Chance haben, von ihren potentiellen AutorInnen überhaupt wahrgenommen zu werden, da die Wahl im schlechtesten Fall bereits vor dem Überblicken der Marktverhältnisse getroffen wird. Mitgliedschaften sind also nur dann anzustreben, wenn gleichzeitig ein Publikationsfonds betrieben wird, der den Horizont, vor dem Publikationsentscheidungen getroffen werden, wieder erweitert. Ähnlich wie im Subskriptionsmodell wird darüber hinaus das Bewusstsein der AutorInnen für das Verhältnis von Preis und Qualität durch Mitgliedschaften geschwächt, wenn der Verlag während des Einreichungsprozesses nicht den AutorInnen in unübersehbarer Form den Preis und die Höhe der Ermäßigung mitteilt, auch wenn die Abrechnung vollständig über die Institution abgewickelt wird (vgl. hierzu auch Pinfield 2013).

Das Modell hat jedoch auch klare Vorteile: Die Zahlungsabwicklung wird in aller Regel durch einfache Workflows für alle Beteiligten dieses Modells erleichtert. Den Verlagen sichern Mitgliedschaften zusätzlich ein ständiges Einkommen, den Institutionen Ausgaben, mit denen sich gut kalkulieren lässt, was ebenfalls als Ähnlichkeit zum Subskriptionsmodell betrachtet werden kann. Für die Institution ist dies nur dann ein echter Vorteil, wenn sie sich auch sonst mit der Zahlungsabwicklung beschäftigt hätte, z.B. beim Betreiben eines Publikationsfonds. Sollte die Mitgliedschaft jedoch das einzige Open-Access-Geschäftsmodell sein, das sie unterstützt, steigt der Aufwand für sie, denn sonst hätte sich womöglich eine Fördereinrichtung die Abwicklung zur Aufgabe gemacht.

Das Mitgliedschaftsmodell könnte den Übergang zu einem Open-Access-Publikationswesen erleichtern. Es hilft jungen, noch um eine Marktplatzierung ringenden Verlagen bei einem abgesicherten Start und den etablierten zu einem gesicherten Einkommen. Den beschriebenen negativen Konsequenzen zum Trotz bedeuten Mitgliedschaften für Forschungsinstitutionen mehr oder weniger große Einsparungen. Als sanfter Auftakt, bevor zu aufwändigeren Maßnahmen wie der Etablierung eines Publikationsfonds gegriffen wird, ist die Unterstützung dieses Modells jedoch wenig geeignet, denn die Beeinflussung der AutorInnen in der Wahl der Zeitschrift kann nur minimiert werden, wenn ein Fonds besteht.

2.4 Das Overlay-Modell

Modularisierte Funktionen

Die traditionelle Kopplung mehrerer Funktionen des Publikationswesens im Betrieb einer Zeitschrift ist durchaus nicht unauflösbar. Folgende Funktionen lassen sich differenzieren:42

Nach Priem und Hemminger (2012) ist es höchst ineffektiv, dass einzelne Journals all die genannten Funktionen bedienen, und dies auch noch in einer Weise, die fachlich kaum Unterschiede aufweist: “Perversely in this age of ever-growing academic specialization, we have a system of journals that are still technical generalists–an archipelago of self-sufficient islands, each blithely performing all four functions in splendid isolation. Journals as they now exist are jacks of all the communication trades, but consequently masters of none.”

Kein Journal sei unter den gegebenen (Markt)Bedingungen bereit, mit einzelnen Funktionen, wie der Qualitätskontrolle, zu experimentieren.43 “Bundling the functions together insulates any one function from the market, allowing poor implementations to flourish and preventing good ones from being directly rewarded” (ebd.). Die Modularisierung der Funktionen in einzelne Services würde es erlauben, deren Leistungsfähigkeit genauer zu bewerten und sie leichter zu verbessern.

PLOS ONE verlagert immerhin nicht nur das Lektorat zu den AutorInnen bzw. empfohlenen externen Dienstleistern, sondern auch einen Teil der Auswahlfunktion von den RedakteurInnen zu den LeserInnen, nämlich jenen, der Relevanzkriterien beinhaltet und anwendet, und stellt dafür eine eigene Infrastruktur zu Verfügung. Diese Innovation war nur möglich, weil PLOS ONE die klassische Form der Einzelausgabe, in der Artikel zusammengefasst und gemeinsam publiziert werden – ein Format, das durch eine für diesen Anwendungsbereich mittlerweile überholte Technologie begründet ist, nämlich der Druck – durch die permanente Publikation von Artikeln ersetzt hat. Dieses Format ist auf den unmittelbaren Zugriff auf einen bestimmten Artikel eingerichtet, der direkt mit dem Erscheinen über Benachrichtigungen – gespeicherte Suchanfragen der NutzerInnen – verbreitet wird. Ob der Artikel für die eigene Arbeit relevant ist oder nicht, wird innerhalb von Sekunden, höchstens Minuten entschieden. Ist er sogar sehr relevant (oder besonders abwegig) wird dies über die Kommentarfunktion oder über Blogs, Twitter und andere externe Tools sofort verbreitet. Eine komplette Ausgabe nach den eigenen Relevanzkriterien zu untersuchen, kostet sehr viel mehr Zeit und ist ineffektiv.

Innovationen durch OA?

Natürlich ist die Auflösung der Heftstruktur nur ein sehr kleiner Schritt, verglichen mit den schier grenzenlosen Möglichkeiten, die vorstellbar sind (siehe z.B. Bourne 2008). Auch ist anzumerken, dass diese Innovation nicht zwingend damit zusammenhängt, dass es sich um ein Open-Access-Journal handelt. Allerdings trat sie erstmals bei einem solchen zu Tage, was insofern vielleicht kein Zufall ist, als dass ein Geschäftsmodell für ein Subskriptions-“Megajournal”, das die entsprechenden Vorteile auch beibehält, schwer zu konzipieren ist: Wenn man jeden eingereichten Artikel publiziert, a) solange er den Richtlinien entspricht und b) sobald er fertig ist, lässt sich schwer ein jährliches Gesamtvolumen kalkulieren, für das dann Lizenzgebühren erhoben werden könnten. Zu den weiteren denkbaren, äußerst attraktiven Möglichkeiten, die durch das Konzept von PLOS ONE vorbereitet wurden, gehört, post publishing peer reviewing als eigenständiges Service am Markt zu etablieren, wie dies z.B. mit F1000Prime für Biologie und Medizin bereits umgesetzt wird.44 Das kostenpflichtige Community-Konzept sieht vor, dass zuvor nominierte Mitglieder bereits veröffentlichte Artikel empfehlen und Subskribenten des Services diese Empfehlungen kommentieren können, so dass reger Austausch herrscht. AutorInnen haben ebenso gut wie LeserInnen gute Gründe, für diese Auswahl nach Relevanzkritierien oder einen “personalized literature service”, wie F1000Prime für sich wirbt, zu zahlen. Dies gilt vor allem, wenn der Prozess möglichst transparent gemacht wird, was hier nur bedingt gilt, denn über den Nominierungsprozess und die eventuellen Vorteile durch die Mitgliedschaft erfährt man auf der Website nichts – die Namen der über 10000 Mitglieder der unterschiedlichen Hierarchiestufen sind jedoch zugänglich. Allerdings: Auch für solche Services sind Open-Access-Artikel keine zwingende Voraussetzung, nur machen Sie es wahrscheinlicher, dass ein potentieller Diskussionsbeitrag tatsächlich nicht bereits an einer Paywall scheitert. Es ist auch ein Geschäftsmodell denkbar, das die bislang ehrenamtliche und damit leicht korrumpierbare Arbeit der Begutachtung zu einer entlohnten Arbeit werden lassen könnte.

Die Idee

Bereits 1997 wurde das Overlay-Modell von Paul Ginsparg, dem “Vater” des sehr gut genutzten Repositoriums v.a. für Physik und Mathematik, arXiv45, vorgeschlagen (Ginsparg (1997), s.a. Smith (1999)). Die sichere und persistente Archivierung eines Beitrags auf einem Dokumentenserver soll dabei im Nachhinein durch overlay processes ergänzt werden, besorgt von einem oder mehreren Dienstleistern oder anderen Einrichtungen. In seinem Vorschlag legte Ginsparg sich gar nicht fest, welche Funktionen innerhalb des Publikationswesens in welcher Form zu solchen overlay processes werden sollen, denn im Grunde könnten es alle nur denkbaren sein – abgesehen von den bereits durch den Dokumentenserver abgedeckten.

Bestehendes

Vielfach werden heute bereits Funktionen, die traditionell Journals ausübten, von einzelnen spezialisierten Services übernommen, dazu gehört z.B. die Verbreitung von Publikationen – klassisch: Marketing. Ein Großteil der ForscherInnen nutzt heute (spezialisierte) Soziale Netzwerke wie Mendeley, ResearchGate und Academia.edu, um KollegInnen auf neue Arbeiten aufmerksam zu machen bzw. verbreiten solche Informationen, die sie selbst über diese Netzwerke erhalten haben, weiter. Die klassische Marketingarbeit der Verlage verliert merklich an Bedeutung, insbesondere, seit die Verbreitung von Publikationen über Netzwerke gemessen und als mögliche Alternative zu den klassischen Methoden der Bibliometrie betrachtet wird, die vor allem viel schneller den Einfluss einer Publikation zu bestimmen hilft (vgl. Shuai 2012). Ein weiteres Beispiel für bereits bestehende Overlay-Services ist der bereits erwähnte Forschungsdaten-Archivierungsservice fighare, mit dem die Veröffentlichung von supplementary files nicht länger von den Zeitschriften selbst bewerkstelligt werden muss, denn es ist durchaus nicht trivial, Präsentations-Applikationen für eine große Vielfalt von Formaten anzubieten – von den riesigen Speichermengen ganz abgesehen. Auch soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass hinter figshare die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH steht: Offenbar beginnen Verlage bereits, Overlay-Services als neuen Geschäftsbereich zu entdecken.

Historisches & Zukünftiges

Mitte der 2000er Jahre gab es einige Projekte zur Entwicklung von Prototypen, wie man Overlay-Modelle umsetzen könnte sowie einige Overlay-Journals, die jedoch nach und nach wieder von dem Modell Abstand nahmen (Priem and Hemminger 2012). Overlay-Journals bündeln wiederum alle Funktionen, die über die Archivierung auf einem Dokumentenserver hinausgehen und traditionell von Zeitschriften übernommen werden. Vor allem ein Grund für die schwache Adaption sei denkbar: Vorhandene Software, wie z.B. Open Journal Systems sei auf das Format des traditionellen Journals ausgelegt, das wiederum das gesamte Funktionen-Bündel enthält und wenig Spielraum lässt. Das Episciences.org-Projekt entwickelt derzeit eine Plattform, die es laut dem bereits erwähnten Mathematiker Gowers (siehe Abschnitt zum Elsevier-Boykott) sehr leicht mache, arXiv-Overlay-Journals ins Leben zu rufen.46 Somit werden die vor einigen Jahren eingeschlafenen Bemühungen um Overlay-Journals offenbar wieder aufgenommen. Seit Anfang 2012 besteht z.B. das Journal of Digital Humanities47, dessen bereits fünfte Ausgabe erschienen ist – im ersten Halbjahr 2013 jedoch gar keine. Die Artikel werden vom Fachportal Digital Humanities Now48 bezogen, das von einer Redaktion mit der Hilfe vieler Freiwilliger das Web nach Inhalten durchkämmt und dabei besonders auf laufende Diskussionen achtet. Allerdings sind auch klassische Einreichungen möglich. In der Hauptrubrik neben den Nachrichten, Editors’ Choice, erscheinen nahezu täglich die Fundstücke, die zu den Quellen verlinken, so dass dort in den Kommentaren stattfindende Diskussionen nicht zersplittert werden. Andererseits unterbindet dies auch Diskussionen, wo sie an der Quelle nicht vorgesehen sind, denn Digital Humanities Now bietet selbst keine Kommentarfunktion. Von diesen Fundstücken der Rubrik Editors’ Choice jedenfalls werden die Beiträge für das Journal ausgewählt, nachdem drei weitere von insgesamt sechs Evaluationsrunden überwunden wurden (Smithies 2012).49

Utopisches

Das Overlay-Modell trägt auch den sich bereits ankündigenden Veränderungen in der Wissenserzeugung generell Rechnung (vgl. Gradmann 2011). War der Zirkel vom Verfassen über das Publizieren zum Rezipieren bislang linear und zirkulär aneinander anschließend, beginnt sich dies zu ändern, seit Preprint-Server wie arXiv die Rezeption eines noch nicht einmal in seiner qualitätsgeprüften und überarbeiteten Fassung publizierten Artikels erlauben: Die Sequenzialität der einzelnen Schritte dieses Zirkels wird durchbrochen. Hinzu kommen völlig neue Prozesse wie Forschungsdatensatz- und Nanopublikationen (siehe z.B. Mons and Velterop (2009) sowie Groth, Gibson, and Velterop (2010)); der Rezeptionsprozess wird eng an den jenen der Qualitätskontrolle gekoppelt und teilweise öffentlich; nicht nur die Heftstruktur der Zeitschrift bricht auf, auch das “monolithische Dokumentobjekt” (Gradmann 2011) ist nicht mehr länger die einzig mögliche Form, in der eine wissenschaftliche Publikation denkbar ist. Das “Lesen und Schreiben”, wie es derzeit noch integraler Bestandteil der menschlichen Kultur ist, wird neu definiert werden. In Zukunft komm es vielmehr darauf an, Algorithmen zu entwickeln, die durch Neukombination der Elemente des Semantic Web Kontexte schaffen und damit aus den verfügbaren geordneten Daten – also Informationen – Wissen erzeugen und Informationslücken identifizieren können, die es zu füllen gilt. Die notwendige Voraussetzung dafür ist die Durchsetzung von Open Access. Nachdem das Schließen der algorithmisch identifizierten Informationslücken eine neue Form der Grundlagenforschung begründen könnte, wird es darüber hinaus in der Wissenschaft in erster Linie darum gehen 1) interessante Fragen zu stellen und 2) raffinierte Methoden zu finden, dem Netz die Antworten abzuringen. Da sich das Netz verändert, ist zwar die Anwendung der Methoden reproduzierbar, die Antworten jedoch sind dynamisch. Die Dokumentation der momentanen Antworten wird dann nicht das zu referenzierende wissenschaftliche Werk sein, sondern eher die Aufgabe z.B. eines Wissenschaftsjournalismus. Die eigentlichen intellektuellen Schöpfungen im Netzwerk dieses neuartigen Formats der Wissenserzeugung sind die Fragestellung einerseits und der Algorithmus andererseits, als je eigenständige Leistungen. Hier Vorstellungen von einem Dienstleistungsangebot rund um diese Publikationsformen zu entwickeln, führt zu weit in eine Utopie.

Wirtschaftlichkeit

Alma Swan modellierte (2012) mit Hilfe des bereits erwähnten Houghton-Modells (Houghton et al. 2009) anhand der Stammdaten von vier britischen Universitäten Szenarien dafür, wie sich der universitäre Anteil der Kosten für das gesamte Publikationswesen, einschließlich Subskriptionen und “ForscherInnenzeit”, entwickeln würden, wenn jeweils nur die einzelne Universität bzw. Großbritannien insgesamt auf Open Access umstiegen.

  1. Strikte Verfolgung des Grünen Wegs: Alle Publikationen kämen, mitunter nach Embargo-Fristen, ins institutionelle Repositorium. Subskriptionen blieben unangetastet.

  2. Der klassische Goldene Weg: Für jede Publikation wären APCs zu zahlen, z.B. in der durchschnittlichen Höhe von £ 500.

  3. Das Overlay-Modell unter Einkalkulierung der Kosten für die Entgeltung von externen Dienstleistern: Zum Vergleich wird hier die Modellierung für £ 500, die eine Inanspruchnahme solcher Services pro Artikel kosten würde, herangezogen (siehe ebd., Abbildung 10).

Für alle Universitäten, egal wie forschungsintensiv sie sind, gilt, dass die Höhe der Einsparungen für Szenario zwei und drei in etwa gleich sind. Für eine sehr forschungsintensive Universität beginnt das Sparen jedoch erst bei APCs bzw. Overlay-Services, die pro Artikel nur £ 500 kosten – sonst würde sie mehr ausgeben als bislang. Für weniger forschungsintensive Universitäten lohnt sich das Overlay-Modell allerdings mehr. Der finanzielle Vorteil sinkt natürlich mit dem Steigen der angenommenen APCs bzw. Kosten für Overlay-Services, aber auf der Seite der APCs sinkt er deutlicher. Im Szenario eins werden übrigens erst dann Einsparungen relevant, wenn die ForscherInnen durch den direkteren Zugang über Repositorien Zeit sparen. (Eine Annahme, die durchaus anzuzweifeln ist.) Bei den weniger forschungsintensiven Universitäten fällt der Grüne Weg finanziell nur leicht positiv ins Gewicht. Es wäre interessant zu erfahren, warum Author-Pay- und Overlay-Modell für Forschungsinstitutionen nahezu gleichermaßen lohnend sind, wenn man so modelliert, denn im Gegensatz zum Author-Pay-Modell muss die Institution beim Overlay-Modell zusätzlich für die Archivierung sorgen. Es ist leider unklar, welche Funktionen als interne oder externe Dienstleistungen modelliert wurden – hier gibt es vielfältige Möglichkeiten. Trotz dieser Unklarheit kann festgehalten werden: Teurer als das Author-Pay- wird das Overlay-Modell vermutlich nicht sein.

2.5 Geschäftsmodelle für Monographien

Monographien spielen in den Geistes- und Sozialwissenschaften nach wie vor eine bedeutende Rolle und sind in nahezu allen Disziplinen wenigstens in Form von Lehrbüchern50 ein aktuelles Medium. Im Gegensatz zu der immensen Literatur über Open-Access-Geschäftsmodelle für das Publizieren von Zeitschriften ist über Monographien nur sehr wenig zu lesen. Kaum eine Forschungs- oder Fördereinrichtung erwartet von ihren Forschenden, dass sie auch Monographien frei zugänglich machen. Erst Mai 2013 ist das DOAJ-analoge Directory of Open Access Books (DOAB) offiziell gelauncht worden, während das DOAJ seinen 10.Jahrestag feiert. Verlage können hier ihre Bücher melden, so dass Bibliotheken und anderen Fachinformationsanbietern offen steht, die Daten aus dem Verzeichnis in ihre Suchmaschinen zu integrieren. Selbstverständlich dient es auch dem Marketing von Open-Access-Verlagen, denn ähnlich wie für die Aufnahme im DOAJ sollten die Bücher unter einer CC-Lizenz erscheinen und ein unabhängiges peer-review-Verfahren durchlaufen haben51 – Anforderungen, die nur sehr wenige Verlage erfüllen, auf die nun deutlich hingewiesen wird. Ohne diese Initiative wären es vermutlich noch weniger Verlage. Selbst jetzt sind nach einer breit wahrgenommenen NutzerInnenbefragung von DOAB gerade einmal 49 Verlage vertreten, viele von ihnen nur mit weniger als einer Handvoll Büchern.

Auch wenn ein stetiges Wachstum zu verzeichnen ist: Das Zögern der Verlage ist augenscheinlich und lässt sich leicht erklären: Die Hürde heißt nicht Open Access, sondern elektronisches Buch. Viele LeserInnen haben lieber “ein Buch in der Hand” als sich Dutzende oder Hunderte von Seiten auszudrucken oder am Bildschirm zu lesen. Selbst wenn die wissenschaftliche Nutzung von E-Book-Readern verbreiteter wäre (siehe Slater 2010), müssten die Verlage erst mit dem Angebot entsprechender Dateiformate nachziehen, denn nicht immer lässt sich ein PDF leicht in ein EPUB konvertieren, schon gar nicht, wenn es mit Kopier- und/oder Zugriffsschutz versehen wurde, für deren legale Umgehung man eine bestimmte Software zu verwenden hat. Die Verlage sehen sich jedoch gezwungen, ihre elektronischen Bücher auf diese Weise gegen unautorisierte Benutzung abzuschirmen, denn im Gegensatz zu einem Zeitschriftenartikel bleiben Monographien wesentlich länger aktuell; die Rezeptionskurve verläuft weniger steil, so dass der Grüne Weg des Open Access für diese kaum gangbar ist: Embargofristen, nach denen ein Buch Open Access wird, scheinen nur selten von Verlagen eingerichtet zu werden. Zu häufig würden KundInnen dann auf den Ablauf der Frist warten; auch von Bibliotheken wird selten erwartet, dass ein eben erschienenes Buch unmittelbar in den Bestand aufgenommen wird. Der Preis für ein Buch ist außerdem zu hoch, als dass potentielle KundInnen sich dieses auch dann noch kaufen würden, wenn es bereits als Manuskript, als Preprint, in einem Repositorium verfügbar wäre. Der Goldene Weg scheint für Monographien also alternativlos. Wenn dann tatsächlich ein Buch direkt Open Access veröffentlicht wird, dann meist unter der CC-BY-NC- oder sogar -ND-Lizenz, was die Ängste der Verlage widerspiegelt, die Konkurrenz könnte den Inhalt kopieren und ein Geschäft mit einer meist parallel angebotenen Print- oder besser ausgestatteten E-Book-Version, mit denen ein Großteil des Profits umgesetzt wird, zu einem günstigeren Preis machen.

Bibliotheken erhalten E-Books zu angemessenen Preisen häufig nur in größeren Paketen, was den gezielten Bestandsaufbau erschwert. LeserInnen kommen also derzeit noch selten – im Vergleich zu elektronischen Zeitschriftenartikeln – mit E-Books in Berührung. Auch AutorInnen wünschen sich das Ergebnis ihrer langjährigen Arbeit häufig in Form einer “Trophäe”, die sich gut im Regal platzieren lässt. Während die Zeitschriftenkultur vergleichsweise jung ist, haftet an dem Buch als haptisches Objekt eine lange Kulturgeschichte, deren Ende man im Allgemeinen betrauert (siehe Neffe 2009), zumal damit auch die gesamte Branche nicht nur ihre Tätigkeit, sondern auch ihre Räume verlassen oder verändern muss: Buchhandlungen werden ebenso verschwinden oder neue Funktionen annehmen wie Buchmessen.

Darüber hinaus sind die Open-Access-Angebote von Verlagen derzeit fern von den finanziellen Möglichkeiten, mit denen insbesondere junge Forschende ausgestattet sind. Förderprogramme sind sehr exklusiv und können häufig nur wenige Buchprojekte unterstützen. Der FWF fördert pauschal marktübliche Publikationsgebühren zwischen € 14000 und 20000, je nachdem, ob zusätzlich zum Lektorat auch ein reviewing-Prozess und ein Fremdsprachenlektorat bzw. eine Übersetzung im Servicepaket enthalten sind.52 Abgesehen von der hier nicht zu erörternden Frage, ob diese Preise in einem Verhältnis zu den Kosten stehen, die dem Verlag bei der Produktion des E-Books entstehen: Universitäten können selten solche Beträge im Rahmen eines Publikationsfonds decken.

Francis Pinter von der Manchester University Press stellte während der Open Access Monographs in the Humanities and Social Sciences Conference in London, Juli 2013, neben der rein autorInnenseitig finanzierten Variante und der institutionellen Trägerschaft (siehe Abschnitt zum “in-kind support”)vor allem folgende Geschäftsmodelle vor:53 die nun näher zu erläuternde Bibliothekskooperative Library Publishing CoalitionLibrary Publishing Coalition und das Konsortialmodell Knowledge Unlatched.

Library Publishing Coalition

Über 50 US-amerikanische wissenschaftliche Bibliotheken haben sich in Library Publishing Coalition54 zusammen geschlossen und zum Ziel gesetzt, innovative und nachhaltige Publikationsservices zu entwickeln und darüber in den Austausch mit Fachgesellschaften und Universitätsverlagen zu gelangen. Im Regelbetrieb sollen ab Anfang 2015 gemeinsam getragene Infrastrukturen, Marketingaktionen und Trainingsoptionen sowohl für Service-Personal als auch für AutorInnen Kosten reduzieren. Außerdem wird es einen Katalog aller von Bibliotheken angebotenen Publikationsservices geben. Es handelt sich hierbei also um eine Erweiterung des Modells der institutionellen Trägerschaft.

Knowledge Unlatched

Die global agierende Non-Profit-Organisation Knowledge Unlatched55, der Francis Pinter vorsteht, entwickelt und steuert ein konsortiales Verfahren: Verlage bieten dem Konsortium an, eine Monographie für einen bestimmten Preis “freizukaufen”. Nach der individuellen Entscheidung einer Bibliothek, das Angebot anzunehmen, können sich andere Bibliotheken daran beteiligen, um die Kosten dafür aufzuteilen. Im bis Frühjahr 2014 laufenden Pilotprojekt übernimmt die Auswahl ein Collection Committee. Ein einfaches Rechenbeispiel: Gebühren von $ 15000 könnten auf 250 Bibliotheken aufgeteilt werden, so dass jede nur $ 60 beizusteuern hat. Wie bereits bei der konsortialen Erwerbung von Zeitschriftenlizenzen erhalten die beteiligten Bibliotheken bei der zusätzlichen Erwerbung einer Print-Version oder eines anderen Formats Rabatte. Neben einer Reihe von europäischen und US-amerikanischen Universitätsverlagen verhandeln auch Sage, Brill und DeGruyter in der aktuellen Pilotphase mit diesem Konsortium. AutorInnnen sind aufgerufen, ihre Verlage mit der Möglichkeit zu konfrontieren, ihre Bücher in das Programm von Knowledge Unlatched aufzunehmen.

Beide Projekte erscheinen viel versprechend und breit gestützt. Sie könnten das Publikationswesen durchaus zu Gunsten höher Funktionalität gestalten und schließen sich dabei nicht aus. Im Falle von Knowledge Unlatched (KU) ist allerdings besondere Vorsicht angebracht, bevor eine Bibliothek sich zur Unterstützung des Modells durch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft im Konsortium entscheidet:

  1. Es fragt sich, wie lange ein Buchdurchlauf von der Fertigstellung über die Formation des jeweils erwerbenden Bibliothekskonsortiums bis zur Open-Access-Publikation dauert. Im Pilotprojekt sind die Titel bereits publiziert. Teilnehmende Bibliotheken bekommen alle Erwerbungen dieser Titel auf ihren KU-Anteil angerechnet. Dadurch ergibt sich keine Zeitverzögerung und ein deutlicher Mehrwert bei der Erwerbung. Sollte dies im Regelbetrieb umgekehrt ablaufen, ist zu befürchten, dass Bibliotheken hoffen, dass sich die jeweils andere beteiligt und so der Prozess ins Stocken gerät.

  2. Die Bücher werden standardmäßig unter die Lizenz CC BY-NC gestellt. Dies ist aus vorgenannten Gründen problematisch (siehe den Abschnitt über die Chancen durch Open Access). Zudem ist nicht einheitlich geregelt, inwiefern die Verlage hier zum Rechteinhaber werden.

  3. Generell mangelt es dem Projekt an Transparenz. Der Durchschnittspreis der Titel ist in der Pilot-Sammlung $ 12000 – und damit so hoch, dass davon auszugehen ist, dass eine branchenübliche Gewinnmarge hier bereits enthalten ist. Man erfährt nicht, ob und welche Bücher teurer sind als andere oder welche Argumentationen zu diesem Verhandlungsergebnis führten.

  4. So wird auch die Preis-Leistungs-Frage ausgeblendet. Die Leistungen der Verlage werden nicht gegenüber gestellt und die Chance, Preisunterschiede zu rechtfertigen, vertan.

Freemium-Modell

Nicht zu vergessen ist das Freemium-Modell, das zwar nicht ausschließlich für Monographien Anwendung finden kann, dafür aber besonders gut geeignet ist, da die höhere Komplexität von längeren Texten eher das Bedürfnis nach umfangreicheren Funktionalitäten weckt: In Frankreich wurde dieses Geschäftsmodell anschaulich durch OpenEdition56 umgesetzt. Neben anderen Services bietet OpenEdition Bücher von 26 Verlagen, darunter viele Universitätsverlage, auch aus dem französischsprachigen Ausland, wie Sudan, frei zugänglich im HTML-Format an. Subskribiert man institutionell (individuell nicht möglich), erhält man PDFs, EPubs, ExpertInnensuche, Support, Workshops zu den Funktionalitäten der Plattform, MARC-Daten für die Integration ins Bibliothekssystem, COUNTER-normierte Campus-Nutzungsstatistiken sowie monatliche Berichte, Benachrichtungen, Daten-Export-Tools für LeserInnen sowie Mitspracherecht in der library working group.

Schließlich sind alle Bemühungen um Open-Access-Monographien noch in den Kinderschuhen, was Verlage ebenso wie Forschungseinrichtungen und hier insbesondere ihre Bibliotheken vor die Chance stellt, Zukunft mitzugestalten.

2.6 Die Hybrid-Debatte

Obwohl streng genommen kein Gold-Modell, da es sich nicht um die Publikation in einer reinen Open-Access-, sondern um eine Open-Access-Publikation in einer Subskriptionszeitschrift handelt, wird das Hybrid-Modell häufig als solches angesehen. Seine Geschichte57 beginnt 1996, als Thomas Walker vorschlägt, man könne anknüpfend an die Tradition des Sonderdrucks und seiner Verteilung im KollegInnenkreis durch die AutorIn selbst die eigenen Artikel von nun an über das Internet versenden. Die Entymological Society of America realisierte diese Idee im Jahr 2000. Gegen eine Gebühr, äquivalent zu jener für den Erwerb von 75 Sonderdrucken, erhielten die AutorInnen ein PDF, mit dem sie tun konnten, was sie wollten. Dieses Angebot kostete nur wenige Hundert US-Dollar und wurde in den folgenden Jahren zunehmend und schließlich von mehr als der Hälfte der AutorInnen angenommen. Immer mehr Fachgesellschaften und dann auch Wissenschaftsverlage, wie z.B. Hindawi, folgten dem Modell, nahmen aber zunehmend höhere Gebühren für das Angebot; im Falle von Springer Open Choice belaufen sich diese derzeit auf € 2200, wobei zumeist die CC-BY-Lizenz zur Anwendung kommt.58 Je höher jedoch die Gebühr, desto seltener wurde das Angebot angenommen. Dafür besteht die Gegenleistung der Verlage nicht mehr lediglich in der Übersendung eines PDF, sondern der Artikel wird auf den Verlagsplattformen frei zugänglich präsentiert. Dies scheint jedoch AutorInnen wenig zu überzeugen: Während fast 80% bereit sind, ihre Artikel für $ 500 freizukaufen, sind bei $ 1000 schon nur mehr knapp 15% dabei. Steigt die Gebühr noch einmal um $ 500, nähern wir uns mit knapp 4% der Quote, die tatsächlich die üblichen Preise zahlt.

Der Anteil der Open-Access-Artikel in Hybridzeitschriften liegt derzeit im niedrigen einstelligen Bereich.59 Nur Springer Open Choice scheint sich durch besondere Erfolge auszuzeichnen: Nach eigenen Angaben sind 8 % und mehr einer Zeitschrift im Jahr 2011 freigekauft worden (Springer 2012). Im Normalfall dient die geringe Adaptionsrate den Verlagen als Argumentationsgrundlage dafür, dass keine Nachfrage nach Open-Access-Angeboten bestünde und eine Komplettumstellung daher von den Forschenden gar nicht erwünscht wäre. Dennoch wurde zwischen 2009 und 2011 die Zahl der Hybrid-Zeitschriften mehr als verdoppelt – es kostet die Verlage weder Kosten noch Mühe – die Zahl der auf diese Weise zugänglich gemachten Artikel stieg jedoch lediglich um 50%. Der relative Erfolg mancher Verlage mit dem “Verkauf” der Open-Access-Option hängt oft mit der Kopplung von Ermäßigungen der Gebühr an eine institutionelle Mitgliedschaft zusammen, siehe folgender Abschnitt. Besonders schlecht wird die Option in der Physik angenommen, wo aufgrund der innerhalb der community nahezu obligatorischen Veröffentlichung eines Preprints kaum Bedarf am Open Access der Verlagsversion besteht. Die Zahl der reinen Open-Access-Journals stieg zwar im gleichen Zeitraum ungefähr genauso stark an wie die der Hybrid-Journals, aber die Zahl der durch sie publizierten Open-Access-Artikel hat sich ebenso mehr als verdoppelt. Man kann also zu dem Schluss kommen, dass der Markt für Hybrid-Angebote gesättigt ist, während jener für Goldene Journals recht rasant wächst. Bo-Christer Björk schlägt vor, für reale Bedingungen des “Hybrid-Experiments” die Gebühren von den Einkünften des Verlags pro Artikel der Subskriptionszeitschrift abhängig zu machen, so dass die Umstellung vollkommen risikofrei wäre, da sich am Gesamtumsatz des Verlags nichts ändern würde. Leider fehlen diesem Vorschlag Beispiele, wie hoch dann die Gebühren ausfallen würden.

Obwohl in Hybridzeitschriften publizierte Artikel Open Access sind, müssen Bibliotheken, um das Versorgungsniveau ihrer KundInnen mit wissenschaftlichen Informationen aufrecht zu erhalten, weiterhin die Zeitschrift abonnieren. Im Ergebnis wird also für den Zugang zur Zeitschrift doppelt gezahlt, genannt “double dipping”. Im Titel dieses Abschnitts ist eine “Debatte” angesprochen, weil es hier v.a. darum gehen soll, darzustellen, inwiefern dieses Modell von Open-Access-UnterstützerInnen als Übergangsmodell akzeptiert wird, z.B. von SPARC Europe60, jedoch mit der Voraussetzung, dass die Subskriptionskosten entsprechend reduziert werden, was die Verlage seit der breiten Einführung des Modells versichern. So ist in der Double Dipping Policy von Elsevier61 zu lesen: “Elsevier’s policy is not to charge subscribers for open access content and when calculating subscription prices only to take into account content published under the subscription model. Adjustments in individual journal list prices reflect a number of factors including growth in the number of articles published; impact factor; usage; and other revenue steams such as commercial contributions from advertising, reprints, and supplements. The uptake of sponsored open access in subscription journals remains small relative to these other factors and thus has a very small impact on journal list prices.”

Springer hat offenbar nicht nur eine höhere Adaptionsrate als Elsevier, sondern reduziert die Listenpreise der Journals jährlich um genau den Anteil, der freigekauft wurde. Gleichzeitig kommen jedoch auch hier Preissteigerungen durch ein größeres Publikationsvolumen hinzu. Im Jahr 2013 konnte jedenfalls damit geworben werden, dass 73 von etwa 1360 Hybrid-Journals in den letzten drei Jahren preisreduziert wurden. Aber: “However, in subsequent years with a lower share of Open Choice articles, prices can increase, though the overall development of these journals clearly shows the balancing effect that Open Choice articles have in offsetting subscription price growth” (Springer 2012). Ohne die Verteuerungen durch die nicht veröffentlichten genauen Angaben zu Volumensteigerungen überprüfen zu können: Vergleicht man die Listenpreise von 2011 (eine Reihe der 73 Journals starteten erst in diesem Jahr) mit jenen von 2013, zeigt sich, dass tatsächlich nicht 73, sondern nur 36 Journals günstiger geworden sind, nur 15 um mehr als 4%. Diese Analyse zeigt nicht, ob Springer wie versprochen die Preise senkt, sondern für die meisten Journals, dass der Erfolg von Open Choice sich in Grenzen hält und für andere, dass jegliche Preissenkungen in einem Jahr im nächsten (durch die Volumensteigerung?) wieder aufgehoben werden.

Den Erfolg des Modells im Hinblick auf Open Access zu analysieren, ist, wie wir sehen, mit großen Schwierigkeiten verbunden,62 da Verlage ihre Preise sehr instransparent gestalten – kaum eine Bibliothek zahlt die Listenpreise – und häufig nur für einzelne Institutionen oder (nationale) Konsortien Preise reduzieren oder Gutscheine (Tokens) für weitere Open-Access-Artikel anbieten – Stichwort: Rückvergütung, wenn die Forschungsergebnisse der entsprechenden Institutionen auf hybridem Wege Open Access von diesem Verlag publiziert wurden. Diese Angebote unterliegen jedoch meist der Geheimhaltung. Nicht von der Ermäßigung profitierende Institutionen würden so pro Zugang zu einem einzelnen Artikel einer Zeitschrift immer mehr zahlen, je häufiger andere Institutionen Artikel freikaufen. Durch das Freikaufen sinkt nämlich der Anteil derjenigen Artikel, zu denen der Zugang kostenpflichtig ist. Während der Preis des Journals gleich bleibt, verringert sich die Menge der Artikel, die man für diesen Preis erhält. Der Verlag maximiert also den Gewinn, ohne dass sich für subskribierende Institutionen ein Vorteil ergibt: Es handelt sich um double dipping im globalen Maßstab. Das Preis-Leistungs-Verhältnis verschlechtert sich derart, dass weniger gut ausgestattete Institutionen, die deshalb auch selbst keine Artikel freikaufen würden, geneigt sein könnten, die Zeitschrift abzubestellen, womit sich der allgemeine Zugang zu wissenschaftlichen Informationen notgedrungen verschlechtert. Allein aus diesem Grund ist das hybride Geschäftsmodell wenig geeignet, um die Dysfunktionalität des Publikationswesens zu bearbeiten. Dennoch kann man der Ansicht sein, dass ein einzelner Open-Access-Artikel so wertvoll ist, dass die Nachteile des Modells in Kauf genommen werden können.

Im Hybridmodell müssen darüber hinaus auf Seiten der Forschenden und deren Institutionen viele Ressourcen aufgewendet werden, um zu kontrollieren, ob die Verlage die Artikel wirklich unmittelbar zugänglich machen und ob sie mit korrekten Metadaten versehen werden (UK Open Access Implementation Group 2012). Reine Open-Access-Zeitschriften würden hier weitaus verlässlicher arbeiten. Darüber hinaus gibt es für Hybrid-Produkte keine ausgewiesenen Indexierungsplattformen wie DOAJ, die nicht nur der Recherche dienen, sondern für szientometrische und bibliometrische Analysen, wie wir weiter oben gesehen haben, von unschätzbarem Wert sind. Es ist dann nötig, die entsprechenden Artikel zusätzlich in ein institutionelles Repositorium zu laden, obwohl das Erstellen mehrerer Instanzen eines Open-Access-Artikels von Nachteil für Zitationsanalysen und Nutzungsstatistiken sein kann.

Neben den bereits erwähnten britischen Research Councils gehört auch der Wissenschaftsfonds (FWF) zu den Forschungsfördernden, die das Hybridmodell unterstützen. Der FWF hat 2012 rund € 1,3 Mio. für die Förderung von Open-Access-Publikationen in Hybridzeitschriften ausgegeben – gegenüber € 200000 für APCs (Reckling 2012). Science Europe, die Dachorganisation von 51 europäischen Förderungs- und Forschungseinrichtungen, darunter FWF, DFG, MPG, Leibniz ect., hat sich auf Grundsätze der Open-Access-Publikationsförderung geeinigt:

“The ultimate goal is to move to a new and sustainable system of scholarly communication of Open Access that guarantees the highest quality of publications and maximises the impact of research results. […] This transition process must be as co-ordinated and transparent as possible. […] the hybrid model, as currently defined and implemented by publishers, is not a working and viable pathway to Open Access (Science Europe 2013).”

Hybridmodelle werden ausschließlich dann unterstützt, wenn entsprechende Erstattungsmodelle von den Verlagen angeboten werden bzw. die Subskriptionspreise entsprechend fallen. Es wird jedoch auf den gegenwärtig intransparenten, wenig zielführenden Einsatz des Hybridmodells hingewiesen. Hier kann man einerseits einen Widerspruch entdecken und anderseits die Förderpraktiken z.B. des FWF hinterfragen. Es lässt sich aufgrund der Intransparenz nicht nachweisen, ob alle Verlage, in denen FWF-geförderte Artikel erschienen sind, tatsächlich entsprechend reagiert haben. In jeden Fall erfordert das Modell bei den Fördernden entweder einen enormen Vertrauensvorschuss gegenüber den Verlagen oder eine vertraglich besiegelte Verhandlung über die Preisreduktion vor dem Freikauf. An österreichischen Universitäten werden hybride Publikationen bislang überhaupt nicht gefördert. Wohl aber laufen im Rahmen des Konsortiums Kooperation E-Medien Österreich derzeit Verhandlungen mit zwei großen society publishers, die eine nationale Rückvergütung zum Ziel haben.

2.7 Fazit

Bereits die kurze Analyse des Hybrid-Modells konnte leicht aufzeigen, warum es nur unter Umständen, und dann lediglich als kurzfristiges Übergangsmodell taugen könnte: Nur gegen globale Preisreduktionen für Subskriptionen sollten Artikel freigekauft werden. Voraussetzung ist eine vollständige Transparenz der Preise, die auch extern für alle Institutionen nachvollziehbar sein müssen. Ist diese Transparenz nicht gegeben, sind Listenpreise ohne jeden Halt in der Wirklichkeit, da niemand sie zahlt. Reduktionen müssen sich auf die Verträge aller subskribierenden Institutionen auswirken, gleich, wieviel sie aktuell zahlen. Das Publikationswesen wird das Hybrid-Modell nur dann in eine wünschenswerte Richtung verändern, wenn eines Tages die closed access Anteile in den Zeitschriften so gering werden, dass sie tatsächlich reihenweise abbestellt und zwangsweise auf Open Access umgestellt werden. Die globale Preisreduktion würde eine schrittweise Anpassung des Verlags ermöglichen und double dipping verhindern. Die derzeitige Entwicklung zeigt diese Tendenz jedoch nicht – die freigekauften Anteile bleiben niedrig und globale Preisreduktionen sind subjektiv nicht wahrnehmbar, aber aufgrund der generell häufig veränderten Preise aus intransparenten Gründen auch kaum feststellbar. Das Mitgliedschaftsmodell gefährdet zwar nicht im gleichen Maße einen idealen Verlauf der Entwicklung in Richtung Open Access, aber es ist dennoch mit Vorsicht zu implementieren: Nur die Kombination mit einem institutionellen Publikationsfonds wird die Konkurrenz auf dem Zeitschriftenmarkt und damit das dringend zu erhöhende Preisbewusstsein der AutorInnen fördern.

Zwar ist derzeit nicht abzusehen, dass ein Overlay-Modell sich gegenüber dem klassischen Format der Zeitschrift durchsetzen wird, aber seine Attraktivität und seine über eine funktionale Äquivalenz hinausgehende Leistungsfähigkeit sollte zumindest im Horizont des Wissenschaftsmanagements stehen. In jedem Fall sollten Projekte dieser Art, die notgedrungen experimentellen Charakter haben, für eine Förderung in Betracht gezogen und, wo möglich, die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. In jedem Fall sollten Open-Access-Verantwortliche an Forschungsinstitutionen die Entwicklung des Modells genau beobachten und die WissenschaftlerInnen darüber informieren. Genauere Analysen müssen allerdings anderen Studien vorbehalten sein, denn das Overlay-Modell ist in einer Gold-Grünen-Zwischenzone zu verorten. Er könnte auch als “diamantener” Weg bezeichnet werden, wie Gowers vorschlägt – und kann daher nicht im Zentrum dieser Studie stehen.

Das Author-Pay-Modell, eventuell ergänzt durch institutionelle Mitgliedschaften, zu unterstützen, scheint zur Herstellung eines funktionalen Publikationswesens derzeit alternativlos. Gleichzeitig zeichnet sich auch international eine breite Unterstützung für dieses Modell ab, an die eine Forschungsinstitution anschließen sollte. Insbesondere Non-Profit-Verlage, die Forschenden aus finanziell benachteiligten Kontexten Vorteile verschaffen, sind förderungswürdig. In Ländern, die nicht für das üppige Fließen von Geldern in der Forschung bekannt sind, steigen neu gegründete Journals häufig mit dem Author-Pay-Modell ein. Offenbar kann es wirtschaftlich tragfähig sein: Die Markteintrittschancen steigen auf jeden Fall. Die potentiellen Kunden dieser Journals wachsen in ihrer Zahl. Die positive Korrelation zwischen dem Erheben von APCs und impact weist ebenfalls darauf hin, dass sich dieses Geschäftsmodell zur Bearbeitung des Problems des dysfunktionalen Publikationswesens eignet.

Entscheidend für den Erfolg des Paradigmenwechsels im Publikationswesen wird außerdem sein, innovative Formen des Publizierens auf Mehrwerte zu prüfen und das Experimentieren mit ihnen zu fördern. Dazu gehört v.a. die Anerkennung dieser neuartigen Formen und Formate, die erst durch Open Access möglich werden, als wissenschaftliche Publikation im Rahmen von Evaluierungsprozessen. Es muss für Forschende attraktiver werden, sich von eingeübten Praktiken zu entfernen, um Innovationen überhaupt zu ermöglichen. Wenn Forschende Interesse an solchen Praktiken zeigen, sollte es an ihren Institutionen Stellen geben, die über neueste Entwicklungen informiert sind und Starthilfen geben können.

Welche Geschäftsmodelle sich für Monographien bewähren werden, ist derzeit kaum abschätzbar. Grundlage tragfähiger Projekte kann aus heutiger Sicht nur sein, dass sich viele Verlage durch vergleichbare Services in Konkurrenz begeben. Aufgrund der dennoch möglicherweise nur wenig sinkenden, hohen Kosten scheint ein Konsortialmodell durchaus vielversprechend. Auf dem durch kommerzielle Verlage geprägten Markt wird mehr Bewegung einsetzen, wenn nicht-kommerzielle KonkurrentInnen Services für geringere Preise anbieten. Wie eine Universität solche Services konzipieren könnte, wird in der praxisgeleiteten Untersuchung im Abschnitt zum “in-kind support”) skizziert.

3 Kontext Universität

Bis hierher sollte deutlich geworden sein, dass der Goldene Weg grundsätzlich zu unterstützen ist. Einige Geschäftsmodelle haben sich dabei als tauglicher herausgestellt als andere. Letztendlich hat eine Universität überschaubare Handlungsoptionen, um das Subskriptionsmodell zu verdrängen und damit die Funktionalität des Publikationswesens herzustellen: Neben der ergänzenden Aushandlung institutioneller Verlagsmitgliedschaften bleiben nur die Möglichkeiten, Förderstrukturen für die Finanzierung von APCs aufzubauen (siehe Abschnitt zum Fonds) oder aber selbst verlegerisch tätig zu werden (siehe Abschnitt zum “in-kind support”). Für beide Optionen, die sich selbstverständlich nicht ausschließen, sollten einige grundlegende Strukturen an der Institution vorhanden sein, um solche kostenintensiven Investitionen tragfähig zu machen. Dieses Kapitel soll sehr praxisnah darstellen, wie bei der Umsetzung einer “Gold-Strategie” an bestimmte Gegebenheiten angeknüpft werden kann, und zwar am Beispiel der Universität Wien.

3.1 Fruchtbarer Boden für Open-Access-Publizieren an der Universität Wien?

Die Universität Wien ist aufgrund ihrer enormen Studierenden- und Beschäftigtenzahlen eine der größten Universitäten Europas und hat vor allem in Österreich eine Vorbildfunktion inne. Sie gehört, gewisse Schwächen eingestanden, auch international durchaus zu den bedeutenden Universitäten: In den Times Higher Education (THE) World University Rankings 201263, wo Befragungen von Forschenden um mehr als ein Drittel das Ergebnis beeinflussen, belegt die Universität Wien Platz 162 und ist als einzige österreichische Universität unter den ersten 200. In den Geisteswissenschaften ist sie mit Platz 46 sogar besonders angesehen. Hier scheint die glorreiche Vergangenheit der ältesten Universität im deutschsprachigen Raum den Ausschlag für die guten Bewertungen gegeben zu haben, denn die Positionierungen in Bezug auf Drittmitteleinwerbung und Zitationen (hier wurden die Indizes von Thomson Reuters verwendet) sind nur durchschnittlich; in der Forschung ebenso wie in der Lehre würde eine bei einer Zufallsstichprobe aus den gerankten Universitäten ausgewählte Einrichtung lediglich in etwa zwei Dritteln der Fälle schlechter als die Universität Wien abschneiden. Dennoch braucht Österreich generell nicht den internationalen Vergleich der Forschungsleistungen scheuen, denn in der Physik findet das Land sich immerhin noch unter den ersten 20, aus denen die meistzitierten Artikel aus durch Thomson Reuters indizierten Zeitschriften stammen (1997-2007).64 Strategische Entscheidungen wie jene über die Unterstützung des Goldenen Wegs des Open Access werden sehr wahrscheinlich auch über die organisationsinterne Kommunikation hinaus, z.B. in der Politik, anschlussfähig sein.

OA-Journals

Betrachtet man nun die Positionierung von Österreich und der Universität Wien in Bezug auf hier erscheinende Open-Access-Journals, wird der Handlungsbedarf deutlich: Nicht nur, dass Österreich nur 40 Open-Access-Journals im DOAJ zu verzeichnen hat, auch sind davon nur zwei in JCR indiziert (Gumpenberger, Ovalle-Perandones, and Gorraiz 2012), wovon eines die European Integration Online Papers (EIOP), an der Universität Wien betrieben wird. Mit diesem 5%igen Anteil steht Österreich im internationalen Vergleich sehr weit hinten, auf Platz 54, während die meisten Nachbarländer weit besser platziert sind: Deutschland (Platz 7, 39 JCR-indizierte Journals, 16%), Tschechien (Platz 16, 14 Journals, 23%), Schweiz (Platz 17, 13 Journals, 12%) und Italien (Platz 18, 13 Journals, 6%).

An der Universität Wien werden, soweit dies eruiert werden konnte, da die Herausgabe einer Zeitschrift selbstverständlich niemals das Projekt eines einzelnen Universitätsangehörigen unter Ausschluss externer Beteiligung ist und keine umfassende Statistik darüber gepflegt wird, derzeit fünf Open-Access-Journals herausgegeben; weitere sind in Vorbereitung.65 Insgesamt kann der Betrieb von etwa 70 Zeitschriften mit mehr oder weniger starkem Bezug zur Universität Wien teilweise hier verortet werden. Etwa die Hälfte wird kommerziell verlegt, die übrigen werden als Kommunikationsmedium von Fachgesellschaften und Arbeitskreisen “in-house” hergestellt. In nur sehr wenigen Fällen handelt es sich um Initiativen, die fest mit einem Institut der Universität verknüpft sind, d.h. wenn die Forschenden die Institution wechseln, geht auch jegliche Verknüpfung mit der Universität verloren.

OA-Artikel

Auf Artikelebene finden sich für Österreich nur 4% der Publikationen in JCR-indizierten Open-Access-Journals, an der Universität Wien sogar nur 2%. Die Tendenz steigt nur leicht (Reding et al. 2013)66. Dabei werden 29% der OA-Artikel in deutschsprachigen Zeitschriften publiziert – jedoch nur 8% in Österreich, was wiederum darauf hinweist, dass hier kaum geeignete Journals betrieben werden. Wie in der Tabelle67 unten ersichtlich wird, erreicht das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien als Early Adopter allerdings fast 11% und sogar 12,8%, wenn statt JCR die Verzeihnung im DOAJ als Kritierium dient. Gemessen an der Open-Access-Rate der 2011 global publizierten 1,66 Mio. Artikel, die mit 12% (ermittelt anhand von Scopus, M. Laakso and Björk (2012)), sogar darunter liegt, ist dies ein Ergebnis, das für die Durchsetzung von Open Access in diesem Fachbereich der Universität Wien spricht. Lässt man JCR beiseite und betrachtet lediglich die Anteile, die in DOAJ-indizierten Zeitschriften publiziert wurden, liegt allerdings bereits die am zweithäufigsten Open Access publizierende Organisationseinheit, die Fakultät für Psychologie, recht weit dahinter zurück (8,2%). Bemerkenswert daran ist jedoch, dass die Psychologie ebenso wie das drittplatzierte Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport (7,3%) anders als die nachfolgend platzierten Naturwissenschaften disziplinär nicht prädestiniert für eine derartig hohe Open-Access-Rate sind. Interessanterweise ist die bestplatzierte Organisationseinheit der Geistes-und Sozialwissenschaft die Evangelisch-Theologische Fakultät mit 4,4% Open-Access-Publikationen, gefolgt von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät (4,2%) und dem Zentrum für Translationswissenschaft (4,1%). Alle anderen Organisationseinheiten publizieren unterdurchschnittlich oft in Open-Access-Zeitschriften.


Tabelle: Open-Access-Publikationen an der Universität Wien 2011


Organisationseinheiten Publikationen Anteil DOAJ DOAJ+JCR
Zentrum für Molekulare Biologie 603 12,77% 10,78%
Fakultät für Psychologie 759 8,17% 2,50%
Zentrum für Sportwiss. u. Universitätssport 205 7,32% 3,90%
Fakultät für Lebenswissenschaften 3206 6,61% 4,09%
Fakultät für Physik 1539 6,56% 4,68%
Fakultät für Informatik 215 6,51% 1,40%
Fakultät für Chemie 1449 5,11% 3,93%
Fakultät für Mathematik 863 4,98% 3,13%
Evangelisch-Theologische Fakultät 612 4,41% 0,00%
Fakultät für Sozialwissenschaften 772 4,15% 0,26%
Zentrum für Translationswissenschaft 122 4,10% 0,00%
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät 1010 3,76% 0,00%
Fak. f. Geowiss., Geographie und Astronomie 2170 3,36% 1,52%
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät 2032 2,81% 0,10%
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften 890 2,70% 0,67%
Fak. f. Philosophie u. Bildungswissenschaften 908 2,42% 0,00%
Katholisch-Theologische Fakultät 619 0,81% 0,00%
Rechtswissenschaftliche Fakultät 1891 0,79% 0,00%
Zeitschriften.

Handlungsbedarf

Nachdem auf der Hand liegt, an welchen Fakultäten Open Access fast gar keinen Anklang findet, sollten Informationsangebote vor allem an diese Adressen gehen. Allerdings sind die Open-Access-Raten auch in den überdurchschnittlich adaptierenden Fakultäten noch so gering, dass breit angelegte Aktivitäten ebenso angebracht wären. Dennoch sollen im folgenden exemplarisch die Ursachen für besonders niedrige Platzierungen angedeutet sowie überraschende Ergebnisse herausgestellt werden.

Insbesondere die Geowissenschaften verfügen global gesehen über eine große Neigung zu Open Access. So bringt der bereits öfter erwähnte Copernicus-Verlag einige bedeutende Zeitschriften in diesem Fachgebiet heraus; mehrere Open-Access-Zeitschriften der European Geosciences Union erreichen aufgrund ihrer hohen impact-Faktoren eine sehr gute Sichtbarkeit. Darüber hinaus sind die Geowissenschaften Vorreiter, was die freie Zugänglichkeit von Forschungsdaten angeht. Hier sollte nach den Gründen der gegenläufigen Gegebenheiten an der Universität Wien geforscht werden. Bei anderen weiter unten gelisteten Fakultäten erstaunt das Ergebnis weit weniger: An den drei großen geisteswissenschaftlichen Fakultäten wird sich die große Skepsis gegenüber Open Access in diesen Disziplinen widerspiegeln; allerdings zeigen immer mehr erfolgreiche Zeitschriften auch hier bereits einen Wandel an. Es ist von enormer Bedeutung, über diese aktuellen Prozesse zu informieren und Raum für Diskussionen zu schaffen, bei denen die lokale Fach-community Gelegenheit hat, Open-Access-ExpertInnen hinzu zu ziehen. Am problematischsten im Hinblick auf die Adaption von Open Access sind jedoch die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie die (katholische) Theologie. Dies spiegelt durchaus globale Gegebenheiten.

Zwar betrifft die vorhergehende Analyse die Artikel der Universität Wien, die in internationalen Open-Access-Zeitschriften publiziert wurden, aber sie lässt dennoch den Schluss zu, dass die österreichische Open-Access-Zeitschriftenlandschaft zu stärken ist: Insbesondere, um die Open-Access-Anteile in den Geisteswissenschaften zu erhöhen, sollten entsprechende lokale Infrastrukturen vorhanden sein, denn vielfach findet die Fachdiskussion hier noch in lokalen Zeitschriften statt. Außerdem tragen österreichische Open-Access-Zeitschriften, wenn sie etabliert werden, wahrscheinlich dazu bei, international als Wissenschaftsstandort besser wahrgenommen zu werden. Mit einem entsprechenden Förderprogramm für Zeitschriften in den Geistes- und Sozialwissenschaften des FWF68 ist ein erster Schritt getan, jedoch werden nur wenige Zeitschriften dieser Disziplinen in den Genuss der Anschubfinanzierung zur Umstellung auf Open Access kommen. Die Überlegungen darüber, inwiefern es sinnvoll ist, bestehende Initiativen einzuladen, ihre Zeitschriften stärker an der Universität zu verankern und mit ihrer Hilfe die Umstellung auf Open Access zu meistern, soll im Abschnitt zum “in-kind support”) weitergeführt werden.

Stellen & Gremien

Um die notwendigen Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und der Beratung der Forschenden wahrzunehmen, muss eine Universität entsprechende Stellen einrichten. Häufig gibt es hierfür eine Open-Access-Ansprechperson, die diesen Titel mitunter neben ihrer hauptamtlichen Stelle führt. Angesichts der Komplexität des Themas liegt jedoch auf der Hand, dass ein intensiver, Präsenz erfordernder Einsatz für Open Access an einer großen Universität mit breitem Fächerspektrum nur von Erfolg gekrönt sein kann, wenn dieser Einsatz einerseits im Rahmen eines zentralen Gremiums der Open-Access-Strategieentwicklung, der Koordination der Aktivitäten und der Beratung hauptamtlich stattfindet und andererseits eine Art Netzwerk besteht, das an die einzelnen Fach-communities andockt. Weiterhin scheint es sinnvoll, bestimmte mit Open Access verknüpfte Services, wie den Betrieb eines Repositoriums, eines Zeitschrifenredaktions- und -publikationssystems, eines Universitätsverlags oder auch einige zentrale Bibliotheksaufgaben wie die Konsortienarbeit organisatorisch mit dem zentralen Open-Access-Gremium zu verbinden, um einen ungehinderten Informationsfluss und den Aufbau von organisationsintern explizit verfügbarem Wissen zu fördern. Darüber hinaus sollte die Seriosität des Anliegens dadurch unterstrichen werden, dass die Universitätsleitung alle Aktivitäten sichtbar unterstützt.

An der Universität Wien existieren bereits Organisationsstrukturen, die diesen Anforderungen annähernd entsprechen: Für die operative und strategische Arbeit ist dem Open Access Office (OAO), das an der Universitätsbibliothek angesiedelt ist, derzeit etwa ein Vollzeitäquivalent zugeordnet, das sich auf zwei MitarbeiterInnen verteilt. Historisch gewachsen ist dieses aus der Leitungsposition einer die Aktivitäten des OAO unterstützenden AG Open Access, die sich aus VertreterInnen der forschungsunterstützenden Bibliotheksservices zusammensetzt. Aufgrund dieser Zusammenarbeit innerhalb der Bibliothek findet z.B. auch der notwendige Austausch zwischen dem OAO und der Erwerbungsabteilung für E-Ressourcen bzw. dem Konsortienmanagement einen institutionellen Rahmen. Um eine Open-Access-Strategie als gesamtuniversitäres Leitbild zu entwickeln, wurde an der Universität Wien ein Open Access Board eingesetzt, in dem folgende Funktionen vertreten sind: Universitätsleitung, BibliotheksmitarbeiterInnen, WissenschaftlerInnen der Fakultäten Mathematik, Chemie, Sozialwissenschaften, Lebenswissenschaften und der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät sowie die Leiter von Forschungsservice und Qualitätssicherung. Dieses sounding board berät gemeinsam die Open-Access-Strategie der Universität.

Optimierung

In einem nächsten Schritt müsste ein Netzwerk geschaffen werden, das sicherstellt, dass die disziplinär – wie wir gesehen haben – höchst diversen Bedürfnisse und Gangarten in der Umsetzung einer zunächst allgemeinen Strategie berücksichtigt werden. So könnten beispielsweise Open-Access-Kontaktpersonen an allen Fakultäten und Zentren benannt werden, die sich regelmäßig mit dem OAO austauschen. Die Kommunikation über dieses Netzwerk in Gang zu halten, könnte einen nicht zu unterschätzenden Aufwand bedeuten, je nachdem, ob aus den Fakultäten Signale der Kooperation oder der Skepsis gesendet werden. Durch den Abschluss der initialen strategischen Überlegungen – die jedoch niemals als gänzlich abgeschlossen betrachtet werden dürfen, da die globalen Entwicklungen unabsehbar sind – werden im OAO einige Kapazitäten frei, die eine solche Öffentlichkeitsarbeit nach innen mit den aktuell verfügbaren Ressourcen tragbar machen. Es könnte darüber hinaus durchaus sinnvoll sein, VertreterInnen aus den publikumsnahen Bibliotheksservices am Netzwerk zu beteiligen, um innerhalb der Bibliothek ein breites Verständnis von Open Access zu schaffen und entsprechend auf Fragen von BenutzerInnen reagieren zu können. In der Universitätsbibliothek wurde hierzu bereits eine Sitzung der LeiterInnen von Fachbereichsbibliotheken genutzt: Die AG Open Access präsentierte verschiedene Aspekte des Themas und die aktuellen Aktivitäten. Weiterbildungsveranstaltungen für jene, die den BenutzerInnen Auskünfte geben, sollten jedoch obligatorisch sein, was bislang hier nicht der Fall ist.

Evaluationen

Über die Einrichtungen hinaus, die vor allem der Beratung der Forschenden und der internen Strategieentwicklung dienen, bietet es sich an, im Rahmen von Zielvereinbarungsgesprächen sowie Instituts- und Fakultätsevaluationen Open Access zu thematisieren. An der Universität Wien wird dies bereits umgesetzt und da der Leiter der Einrichtung für Qualitätssicherung Mitglied im Open Access Board ist, kann die Weiterentwicklung einer entsprechenden Praxis hier thematisiert werden. Bei Evaluationen soll es nicht unbedingt darum gehen, das Open-Access-Engagement eines Instituts als Kriterium in eine Bewertung einzubeziehen – hier ist aufgrund der disziplinären Unterschiede auch zwischen kleineren Feldern desselben Fachs keine Vergleichbarkeit gegeben –, sondern vielmehr darum, diese Gelegenheit zu nutzen, um den Institutsvorständen die Relevanz des Themas zu verdeutlichen. Open Access kann dann als positiver Aspekt in der Beschreibung der Publikationstätigkeit einer Organisationseinheit angeführt werden. In Zielvereinbarungsgesprächen sollte erfragt werden, ob an der Fakultät Open Access thematisiert oder gar gefördert wird. Es bietet sich an, die Angebote des OAO in die Gespräche einzubinden, so dass z.B. die bereits erfolgreich begonnene Reihe disziplinspezifischer Informationsveranstaltungen für die Angehörigen der Fakultäten oder Institute fortgesetzt werden kann. Je nachdem, wie intensiv Open Access voran getrieben werden soll, können mit solchen Mitteln nachdrücklich Hinweise gegeben oder Verpflichtungen festgeschrieben werden. Mit Sicherheit empfiehlt es sich nicht, plötzlich und unvermittelt Obligationen zu fixieren und damit zu riskieren, dass sich die Forschenden in der Konzeption ihrer Publikationsstrategien eingeschränkt sehen. Das gleiche gilt für die Einbeziehung von Open Access in individuelle Evaluationen oder Berufungsverfahren. Allerdings hat eine Universität gerade in letzteren die Chance, ihrer Open-Access-Strategie besonderen Nachdruck zu verleihen, indem sie vermittelt, dass KandidatInnen, die vornehmlich Open Access publizieren, bei gleicher fachlicher Eignung bevorzugt werden. Alternative Metriken, die nicht die Verbreitung des Journals, in dem publiziert wurde, sondern des konkreten Artikels messen (article level metrics), sollten generell ein größeres Gewicht haben. Insbesondere lehrendes wissenschaftliches Personal, das Open Access unterstützt, kann einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den wissenschaftlichen Nachwuchs ausüben, der dann beträchtliche Multiplikationseffekte nach sich zieht.69

Policies

Wenn eine Universitätsleitung eine Open-Access-Strategie entwickelt hat, bietet sich als nächster Schritt eine Verankerung der konkreten Umsetzungsmaßnahmen in Form von Leitlinien an. An der Universität Wien wurde im Entwicklungsplan 2015 bereits ausdrücklich die Unterstützung von Open Access besiegelt: “Die Universität Wien unterstützt die wissenschaftspolitische Forderung nach offenem Zugang (Open Access) zu wissenschaftlichen Publikationen. Sie beteiligt sich in Kooperation mit nationalen und internationalen Einrichtungen aktiv an der diesbezüglichen Diskussion.70” An Maßnahmen zur Umsetzung der Erklärung aus dem Entwicklungsplan wird ständig weitergearbeitet. Einer der nächsten Schritte wird sein, eine Open-Access-Policy zu verabschieden, die nach aktuellem Stand der Diskussion nicht nur das Open-Access-Publizieren, sondern auch die Selbstarchivierung von Zweitveröffentlichungen im institutionellen Repositorium empfiehlt und damit auch den Grünen Weg des Open Access fördern soll. Eine solche Leitlinie sollte auch den allgemeinen Richtlinien für eine gute wissenschaftliche Praxis hinzugefügt werden, ergänzt durch die Befürwortung von zugänglich gemachten Forschungsdaten und verwendeter Analysesoftware. Die Einführung eines Mandats, das die Forschenden dazu verpflichtet und das es bereits an vielen Universitäten, insbesondere im anglo-amerikanischen Raum gibt, ist nicht geplant. Die meisten Forschungsfördernden, so auch der FWF, machen die Open-Access-(Zweit)Publikation spätestens nach einer Embargofrist zur Förderbedingung, der auch auf dem Goldenen Weg beizukommen ist. Warum konnten sich solche Mandate hier viel eher verbreiten als bei Forschungseinrichtungen? Während der Fördernde die Mittelzuweisung leicht unter Bedingungen stellen kann, ist es für Forschungseinrichtungen ungleich schwerer, die Arbeitsbedingungen von MitarbeiterInnen restriktiv zu modifizieren.

Die Befürchtungen von Mandatsgegnern fasst der sogenannte “Heidelberger Appell”71 gut zusammen. Sie erweisen sich anhand der rechtlichen Grundlagen in Deutschland als unberechtigt. Ohne hier in Details zu gehen,72 ist wenigstens für deutsches Recht zu vermerken, dass durch die Wissenschaftsfreiheit lediglich die Entscheidungsfreiheit des Forschenden garantiert ist, ob publiziert werden soll, und nicht wie. Durch die Eigentumsfreiheit, die dem Forschenden an seinem Werk zusteht, ist wiederum die Entscheidungsfreiheit darüber garantiert, wie publiziert werden soll. Geschützt sind dabei alle Gewinne, die sich aus dem Eigentum ziehen lassen, jedoch nur tatsächliche und keine potentiellen Gewinne. Die Eigentumsfreiheit bliebe also nur dann unangetastet, wenn erwiesen wäre, dass das fragliche Mandat den Forschenden nicht zu einer Publikationspraxis zwingt, die seiner Karriere oder seinen Einkommen schadet. Dies kann mit Sicherheit bestätigt werden, wenn das Mandat neben dem direkten Open-Access-Publizieren auch eine Zweitveröffentlichung der letzten AutorInnenversion nach spätestens 24 Monaten zulässt. So formuliert ist es für Forschende aller Felder mittlerweile möglich, angemessene und angesehene Zeitschriften und Verlage für ihre Publikation zu wählen und gleichzeitig dem Mandat zu entsprechen. Begründete Einzelfälle mag es hier geben.

Vernetzung

Für den Erfolg aller Open-Access-Aktivitäten ist von größter Bedeutung, sie gezielt vor dem Hintergrund eines internationalen Kommunikationszusammenhangs stattfinden zu lassen. Eine international ungleichzeitige Adaption steigert die Übergangskosten in Höhe und Dauer ihrer Notwendigkeit, was wiederum den Übergang auch zum Scheitern bringen könnte. Wenn die Förderung des Goldenen Wegs nicht dazu führt, dass das Subskriptionsmodell an Bedeutung verliert und Verlage zur Umstellung auf Open-Access-Geschäftsmodelle bewegt werden, ist zur Behebung der Dysfunktionalität des Publikationswesens wenig beigetragen worden. Zwar nimmt die Universitätsbibliothek Wien bereits an mehreren internationalen Open-Access-Projekten wie SCOAP373 und OpenAIRE+74 teil, diese Projekte tragen jedoch lediglich in Teilaspekten zur Akkordierung von Strategien und Aktivitäten der Universität bei. In Bezug auf Open-Acccess-Gesamtstrategien ist es darüber hinaus nicht nur wichtig, Entwicklungen zu beobachten und auf ihre Adaptierbarkeit zu prüfen, sondern auch international an möglichst vielen Institutionen gleichzeitig voranzuschreiten. Selbstverständlich bietet es sich an, zunächst eine regionale Basis zu begründen, um diese Schritte zu planen, wie dies in Österreich Ende 2012 mit dem Open Access Netzwerk Austria (OANA) getan wurde. Fast alle tertiären Bildungs- und Forschungseinrichtungen verfügen nun über Open-Access-Ansprechpersonen. Außerdem konnten auch alle bedeutenden Fördernden und die Politik einbezogen werden. Im Rahmen dieses Netzwerks ist es möglich, gegenüber Verlagen eine starke Position zu beziehen. Daneben ist auch eine Vernetzung von institutionellen Publikationsservices aussichtsreicher als Zeitschriften- oder Verlagsgründungen, hinter denen lediglich eine einzelne Institution steht. Falk Reckling, Doris Haslinger und Eva Scherag vom FWF haben beispielsweise die Gründung einer Austrian Academic Press vorgeschlagen (2012). Mit gebündelten Kräften würden die österreichischen Forschungseinrichtungen eine international wahrnehmbare Marke erschaffen können – im Alleingang nicht.

Dass ein europaweites oder internationales formales und aktives Gremium oder Forum zur Entwicklung von Open-Access-Strategien von Forschungseinrichtungen bereits betrieben wird, kann bislang noch nicht in dieser Bestimmtheit behauptet werden, obwohl freilich entsprechende Initiativen bestehen. SPARC Europe (Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition), der die Universität Wien 2013 beitrat, unterstützt in ihrem Selbstverständnis als Lobbyorganisation insbesondere in der (EU-)Politik zwar die Mitglieder in ihren Open-Access-Anliegen, kann aber derzeit, wohl in erster Linie aus Ressourcenmangel,75 die Kommunikation unter den Mitgliedern nur gelegentlich fördern. Das inhaltliche Potential der Entwicklung zu einer breiten Plattform besteht jedoch in jedem Fall, wie die Mission verrät: “Our mission is to create change and build a better scholarly communication system for the future.”76 Mit der Partnerorganisation in den USA, SPARC77, und den internationalen Partnern OASPA (Open Access Scholarly Publishers Association)78 und EOS (Enabling Open Scholarship)79 sowie weiteren europäischen Partnern ist eine internationale Strahlkraft von Aktivitäten im Rahmen von SPARC Europe sehr wahrscheinlich. Für die Aufgabe der Akkordierung von Strategien scheint allerdings EOS eher geeignet: “EOS membership is for senior institutional managers who have an interest in, and wish to help develop thinking on, strategies for promoting open scholarship to the academy as a whole and to society at large.”80 Leider sind die jüngsten Nachrichten von EOS bereits gut ein Jahr alt. Dennoch erscheint die Mitgliedschaft und aktive Wiederbelebung der Aktivitäten unter dem durch viele bedeutende Persönlichkeiten der Open-Access-community besetzten Board als Chance, zur Akkordierung der internationalen Open-Access-Aktivitäten beizutragen.

Kann eine Forschungseinrichtung anhand vorliegender Studien die Entscheidung treffen, Open Access zu fördern und gegenläufige Praktiken ausdrücklich nicht mehr zu unterstützen? Hier kann ein Großteil des wissenschaftlichen und bibliothekarischen Personals von einschneidenden Veränderungen betroffen sein: Von der Vergabe von Druckkostenzuschüssen über die institutionelle Stützung der Herausgabe von Subskriptionszeitschriften hin zur Verhandlungsbasis in Konsortien, die dann sogar über die Institution hinausgreift. Eben weil diese Veränderungen so drastisch sind, können sie nur erfolgreich gemeistert werden, wenn eine große Mehrheit der Betroffenen von ihrer Begründung überzeugt ist. Derzeit ist – nicht nur an der Universität Wien – noch zu häufig Open-Access-Kritik anzutreffen, die leicht anhand der vorliegenden Studien zu entkräften wäre. Der Schwerpunkt einer aktuellen Open-Access-Strategie sollte also weiterhin in der Verbreitung von Argumenten und Begründungen liegen, die Open Access befürworten. Gleichzeitig muss eine Infrastruktur bereit gestellt werden, die eine dann entstehende Nachfrage erfüllt und zur Nutzung einlädt.

Man könnte schließen, dass in Bereichen der Bibliothek der Universität Wien und in einigen weiteren zentralen Services ebenso wie an einigen Fakultäten bereits der Austausch über Open Access und damit eine Förderung seiner Etablierung im Gange ist. Mit der Durchführung der vorliegenden Studie und der Nutzung ihrer Ergebnisse wird dies im Hinblick auf den Goldenen Weg verstärkt. Auch durch die Teilnahme des Rektorats am bestehenden Netzwerk kann also an der Universität Wien von belastbaren Organisationsstrukturen ausgegangen werden, die eine aktive Unterstützung des Goldenen Wegs des Open Access erlauben, wenn das Netzwerk noch repräsentativer wird und Informationen in jeden Winkel der Organisation fließen. Statt für neue Aufgaben vollkommen neue Strukturen schaffen zu müssen, scheint es möglich, dafür das OAO lediglich quantitativ auszubauen, nicht nur, um wirksamere Öffentlichkeitsarbeit betreiben zu können, sondern auch, um einen Publikationsfonds einzurichten und die Publikationsservices ausbauen zu können.

3.2 Management von Publikationsfonds

Investitionen in APCs 2011

Um eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, was die Komplettfinanzierung der an der Universität Wien anfallenden APCs kosten würde, wurden die Publikationsdaten der Research Activities Documentation (RAD) des Jahres 2011 zur Hand genommen. Selbstverständlich, soviel vorweg, ist das Ergebnis als Minimalbetrag zu betrachten, da erstens die Tendenz zum Open-Access-Publizieren an der Universität Wien ohnehin leicht steigt und da zweitens von dem gewünschten Effekt der Einführung eines Publikationsfonds ausgegangen werden kann, dass er zusätzliche Open-Access-Publikationen motiviert und damit die Gesamtausgaben für APCs steigen werden. Allerdings wird in der Analyse nicht unterschieden zwischen extern und intern geförderter Forschung, das heißt ein gewisser Anteil wird nicht über den Fonds zu finanzieren sein, wenn für ihn das Kriterium des Ausschlusses von primär drittmittelgeförderter Forschung gilt.

Der Rechercheaufwand für diese Teilstudie musste gering gehalten werden. Die Gebühren wurden nur für Journals recherchiert, die im DOAJ verzeichnet sind. Hier kann davon ausgegangen werden, dass alle von AutorInnen der Universität Wien gewählten Open-Access-Journals, die sich über Publikationsgebühren finanzieren, erfasst wurden. Allerdings sind die Angaben darüber, ob ein Journal solche Gebühren nimmt, im DOAJ nicht immer zuverlässig, wie während der Recherche zu erkennen war. Es wurde nur dann die Höhe der Gebühren auf den Webseiten der Journals recherchiert, wenn im DOAJ angegeben ist, dass es sich um ein APC-finanziertes Journal handelt (Stand: Mitte August 2013).

Die Recherche brachte auch interessante Einsichten über Preisgestaltungen zu Tage: Da mitunter die Gebühren pro Seite gelten, musste für die Vergleichbarkeit die Länge der Artikel auf zwölf Seiten festgesetzt werden.81 Bei manchen Journals ist der Preis auch davon abhängig, in welchem Dateiformat der Artikel eingereicht wird und ob eine Formatvorlage verwendet wird, so beispielsweise bei Copernicus Publishing. Hier wurde mit dem niedrigst möglichen Preis kalkuliert. Auch wurde davon ausgegangen, dass Extraservices, z.B. für ein language editing, nicht in Anspruch genommen werden. Allerdings ist zu beachten, dass AutorInnen hier nicht immer selbst den Service wählen: Die HerausgeberInnen entscheiden mitunter, welche Zusatzservices aufgrund der Manuskriptqualität erforderlich sind, wobei ein fairer Verlag die autorenseitige Verbesserung des Manuskripts anbieten würde. In manchen Fällen ist die Publikation kostenlos oder ermäßigt, wenn die AutorIn Mitglied einer Fachgesellschaft oder HerausgeberIn eines Journals desselben Verlags ist. Hier wurde die Standardgebühr einkalkuliert. Auch vom Inhaltstyp des Artikels kann es abhängig sein, wie hoch die Gebühren ausfallen: Die Kosten für das reviewing von klinischen Studien oder technischen Berichten scheint so aufwändig zu sein, dass sich die APCs hierfür gegenüber “normalen” Artikeln, von denen hier ausgegangen wurde, mitunter verdoppeln. Außerdem bietet z.B. der Verlag Frontiers Media eine Research Topic Submission an, wozu die Zeitschrift eine Art Ausschreibung zu einem abgegrenzten Forschungsthema veranstaltet, so dass schließlich ein Themenheft oder ein Sammelband erscheinen kann. Dabei wird die Gebühr häufig gegenüber Standardeinreichungen reduziert. Dieser Fall wurde bei der vorliegenden Untersuchung nicht berücksichtigt.

Ergebnis

Die Berechnung ergab Folgendes: Von den insgesamt 223 Publikationen in reinen Open-Access-Zeitschriften von WissenschaftlerInnen der Universität Wien im Jahr 2011 waren überraschend viele kostenpflichtig: 51%. Auch zahlte nur ein geringer Anteil weniger als € 1000 (26 Artikel). Um alle APCs zu finanzieren, hätte die Universität Wien – eine der größten Europas – 2011 einen € 136072 schweren Fonds benötigt. Dies liegt etwas über der üblichen Höhe (vgl. “Open Access Funds: A Canadian Library Survey” 2011), jedoch sei hier noch einmal betont, dass zahlreiche Publikationen wohl aus drittmittelfinanzierter Forschung stammen. Außerdem ist zu beachten, dass bereits jetzt, einschließlich 2011, Publikationen über die Journals des Verlags BioMed Central (BMC) aufgrund einer institutionellen Mitgliedschaft gezahlt wurden. Die Ermäßigung von 20% wurde in die Berechnungen einbezogen. APCs für BMC-Artikel machen über knapp 16% des Gesamtbetrags aus. Anzumerken ist, dass die Mitgliedschaft der Universität bei SpringerOpen erst seit 2012 aktiv ist und daher nicht mit einbezogen werden konnte.

Standardservice Fonds

Publikationsfonds dienen dazu, die Forschenden der eigenen Einrichtung beim Open-Access-Publizieren sowohl finanziell als auch organisatorisch zu unterstützen. Orientiert man sich an internationalen Vorbildern, ist es relativ leicht, Förderungskriterien auszuarbeiten, da diese sich für die bestehenden Fonds nur in wenigen Punkten unterscheiden. Um “das Rad kein zweites Mal zu erfinden” und damit Ressourcen zu sparen, gibt es einen weiteren Grund, sich bei eigenen Plänen, einen Fonds einzurichten, an diese Vorbilder zu halten: ForscherInnen sind selten jahrzehntelang an der gleichen Institution. Sie sollen sich nicht bei jedem Institutionswechsel mit neuen Regeln und Richtlinien auseinandersetzen müssen, wo es nicht unbedingt erforderlich ist. Ein grundsätzliches unterscheidendes Merkmal ist die Reichweite: Meist wird nur die Publikation in reinen Open-Access-Journals gefördert, manchmal auch die von Open-Access-Monographien oder sogar die Herausgabe eines Open-Access-Journals. Im April 2013 zählt das Open Access Directory82 international 58 Publikationsfonds. Von einmal eingerichteten und wieder eingestellten Fonds wird nicht berichtet, obwohl die meisten Fonds zunächst als Experiment gestartet wurden. Dass die Auflistung bei Weitem nicht vollständig ist, zeigt, dass nur acht der durch die DFG geförderten Fonds aufscheinen – im ersten Förderungsjahr des andauernden, noch näher zu betrachtenden Programms Open Access Publizieren 2010 waren es bereits zwölf Universitäten. Man kann also von einer recht weiten Verbreitung des Services mindestens unter den großen Universitäten des globalen Nordens sprechen.

Zentrale Administration

Unter den 16 nordamerikanischen Fonds, die durch die Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition (SPARC) dokumentiert wurden,83 findet sich keiner, der nicht unter der Mitwirkung der Bibliothek verwaltet wird – fast immer wird er zentral von BibliothekarInnen administriert. Eine zentrale Anlaufstelle kann nicht nur effektiver arbeiten, da so nur ein Workflow konzipiert, von den BearbeiterInnen verinnerlicht und im Bedarfsfall angepasst werden muss, sondern es werden auch wertvolle Daten zum Publikationsverhalten in einzelnen Fachbereichen gesammelt, die wiederum in die Weiterentwicklung entsprechender Services einfließen. Bibliotheken sind prädestiniert für diese Aufgabe, da bestehende Geschäftsbeziehungen zu Verlagen genutzt werden können, um z.B. Rabatte oder Rückerstattungmodelle auszuhandeln und sich der Service in das vielerorts bereits bestehende Open-Access-Service-Portfolio von Bibliotheken einpassen lässt. Mittelfristig können Publikationsfonds nur dann die Budgetprobleme von Bibliotheken und die Dysfunktionalität des Publikationswesens bearbeiten helfen, wenn die Mittel aus dem zentralen Fonds in den Erwerbungsetat der Bibliothek einfließen. Hierdurch wird die Kontrolle der Gesamtkosten für Informationsressourcen und die Vermeidung von Doppelzahlungen ermöglicht. Selbstverständlich ist in einer Übergangszeit ein erhöhter Kostenaufwand unvermeidlich. Je mehr der Goldene Weg sich jedoch etabliert, desto wahrscheinlicher können die damit verbundenen Geschäftsmodelle einen kostendeckenden Betrieb gewährleisten. Damit werden zunehmend Zeitschriften auf “Goldene Modelle” umsteigen und das Budget für Subskriptionen sinkt, ohne dass Zeitschriften abbestellt werden müssen. Der Druck auf Verlage und HerausgeberInnen muss also nicht monetär bewerkstelligt werden, sondern wird sich dadurch ergeben, dass die AutorInnen ausbleiben, sobald sie in Open Access Vorteile für sich, die Wissenschaftsgemeinschaft und die Öffentlichkeit erkennen.

Fakultätsbeteiligung

Die zentrale Administration soll jedoch nicht dazu führen, dass nun die Bibliothek Förderungsentscheidungen trifft, was zuvor in der Verantwortung der Fakultäten gelegen haben mag. Hierzu kann das oben beschriebene Netzwerk ebenfalls dienen: Die Open-Access-Verantwortlichen der Fakultäten oder die durch sie vertretenen Gremien könnten über die Förderungswürdigkeit der Anträge entscheiden. Anhand der Zahl der in diesem Workflowschritt abgelehnten Anträge könnte das Open Access Office nach einer Einführungsphase feststellen, ob es effektiver ist, zunächst die formalen Kriterien zu prüfen oder umgekehrt. Außerdem kann durch zentrale Einsicht des Open Access Office in alle eingegangenen Anträge sichergestellt werden, dass zwischen den Fakultäten keine zu großen Diskrepanzen bezüglich der Förderungswilligkeit herrschen. Vorausgesetzt, der Fonds ist auch budgetär zentral an der Bibliothek verortet, erhalten die Fakultäten damit Einfluss auf die Etatverteilung der Bibliothek. Es fragt sich, ob das Engagement der Fakultäten beim Treffen der Entscheidungen nicht größer wäre, wenn auch ein Teil des Fonds aus den ihren Geldern finanziert werden würde. Ein weiterer Grund für diese Maßnahme ist, dass die Übergangskosten nicht aus dem Etat der Bibliothek bestritten werden können, ohne die Literaturversorgung zu verschlechtern. Würde man die Förderung des Goldenen Weges in die Leistungsvereinbarungen 2016-2018 aufnehmen, könnte eine Erhöhung des Gesamtetats erreicht werden. Es würde die Verhandlungsposition der Universität stärken, wenn bis dahin ein Fonds als Prototyp betrieben werden könnte, um Workflows und Kriterien zu prüfen.

Kriterien

Nach der Untersuchung der Förderkriterien zahlreicher Fonds, z.B. dem der Helmholtz-Gemeinschaft (Pampel and Liebenau 2012), und der Richtlinien des bereits erwähnten DFG-Programms (2010) konnten folgende als geeignet für einen Fonds der Universität Wien erachtet werden:

Nach erfolgter Förderung kann auf einer dem Open-Access-Marketing der Universität dienenden Website eine Liste der geförderten Artikel erscheinen, die gleichsam als zusätzlicher Service im institutionellen Repositorium archiviert werden. So wird mit der Darstellung der Open-Access-Aktivitäten der Forschenden und Administrierenden nach außen gleichzeitig Transparenz hergestellt.

Fondskritik

Auch wenn ein Fonds auf der Grundlage der hier referierten Analyse alternativlos scheint, soll kurz auf die gelegentlich geäußerte Befürchtung eingegangen werden, durch einen Fonds würden Open-Access-Journals gefördert werden, die unangemessene Qualitätssicherung betreiben: Davon abgesehen, dass auch die Qualität von Subskriptionsjournals nicht durchgehend gut ist, kann vor dem Hintergrund der Behebung der Dysfunktionalität des Publikationswesens behauptet werden, dass es besser ist, ein schlechtes Open-Access-Journal zu unterstützen, als ein schlechtes Subskriptionsjournal. Den bereits unüberschaubaren Diskurs über Qualitätsindikatoren von Zeitschriften hier zu referieren ist jedoch nicht Ziel dieser Studie (siehe Brembs, Button, and Munafò 2013 für einen Einstieg).

Während ein Publikationsfonds – in Deutschland v.a. aufgrund der DFG-Förderungen – eine recht verbreitete Maßnahme ist, den Goldenen Weg des Open Access zu forcieren, scheint die Errichtung eines Universitätsverlags aus diesem Grunde eher selten. Warum aber die lange Geschichte dieser Verlage arglos diesem Motiv vorgreift, soll im Folgenden erläutert werden.

3.3 Publizieren, wo geforscht wird

Durch die verstärkte Suche nach Alternativen zu den vorherrschenden Praktiken im Publikationswesen erhält eine beinahe zeitgleich mit dem Buchdruck eingeführte Praxis neue Bedeutungsdimensionen: nämlich die umfassende Unterstützung von Publikationsprojekten durch die Heimatinstitution der HerausgeberInnen. Nachdem Open-Access-Zeitschriften zwar nicht ausschließlich, aber doch mindestens elektronische Zeitschriften im Internet sind, kann diese Unterstützung soweit gehen, dass nunmehr kein externer Verlag die Herstellung von gedruckten Zeitschriften organisieren muss, wenn der Titel am Zeitschriftenmarkt platziert werden soll, weil die Institution eine entsprechende Publikationsplattform zur Verfügung stellt.87 Beim in-kind support geht es nicht um die Erwirtschaftung von Gewinnen, sondern um die direkte Kostendeckung aus forschungsinstitutionseigenen Mitteln, weitestgehend ohne die Inanspruchnahme von externen, kommerziellen Services. Selbstverständlich sind diverse Zwischenformen möglich. Grundlage des in-kind supports ist wie beim Betreiben eines Publikationsfonds, die Publikation als Bestandteil des Forschungsprozesses zu betrachten, weshalb man der Auffassung sein kann, dass eine Forschungseinrichtung entsprechende Services anbieten sollte. Im Unterschied zu den oben vorgestellten Geschäftsmodellen muss der “Inselcharakter” dieser Lösung betont werden: Eigene Publikationsservices können höchstens dazu beitragen, den Markt für Publikationen in funktionaler Weise zu erweitern, jedoch werden nur wenigen Institutionen entsprechende Ressourcen zur Verfügung stehen. Auch können solche Services keinesfalls mit dem zum Scheitern verurteilten Anspruch betrieben werden, für alle Institutionsangehörigen ein passendes Angebot bieten zu können. Hiermit würde der angestrebten Entwicklung von innovationsfördernden Konkurrenzen entgegengewirkt werden.

Geschichte

Das möglicherweise erste von einer Universität verlegte Buch stammt vermutlich aus der Universität von Oxford 1478; die Cambridge University Press folgte 1521. In den USA wurde an der Universität von Harvard von 1640-1692 eine weitere, von der britischen unabhängige Cambridge Press betrieben. Die Neuerscheinungen waren unregelmäßig und die finanziellen Probleme beträchtlich: Das Verlagsgeschäft ist von hohen Risiken geprägt und verträgt sich schlecht mit fixen, langfristigen Universitätshaushalten (Givler 2002). Die Cornell University Press operiert dann seit 1869 als erster amerikanischer Verlag unter dem Namen der Universität, doch seine Geschichte ist ebenso unstet wie die der meisten anderen Universitätsverlage. Ende des 19.Jahrhunderts beginnt sich jedoch immer mehr die Auffassung durchzusetzen, dass “It is one of the noblest duties of a university to advance knowledge, and to diffuse it not merely among those who can attend the daily lectures—but far and wide” (Daniel Coit Gilman, Gründer der Johns Hopkins University Press, ebd.). Diesem Verantwortungsbewusstsein folgten gesteigerte Investitionen, so dass die amerikanischen Universitätsverlage ein enormes Wachstum und gesteigerte Bedeutung verzeichnen konnten. Die Finanzströme, die nach dem “Sputnik-Schock” 1957 die Universitäten erreichten, verhalfen zu einer zweiten Blüte. Nach dem Verebben der Gelder auf dem Höhepunkt des Vietnam-Kriegs und dem seit den späten 1990ern erschwerten Absatz von Druckwerken haben amerikanische Universitätsverlage verschiedene Strategien entwickelt, ihrem Verantwortungsbekenntnis weiterhin gerecht zu werden, insbesondere wurden außeruniversitäre Fördernde einbezogen, z.B. Stiftungen.

Parallel wurden in den USA im Laufe der letzten Jahre Publikationsservices durch die Bibliotheken aufgebaut, vermutlich um gegenüber den professionellen, mitunter auch kommerziell arbeitenden Universitätsverlagen auch über ein niedrigschwelliges (Open-Access-)Angebot zu verfügen. Eine Studie untersuchte diese Services eingehend (Crow et al. 2012). 43 der 144 befragten wissenschaftlichen Bibliotheken bieten bereits Publikationsservices an oder sind daran interessiert. Interessanterweise gaben 90% an, die Services entwickelt zu haben, um das Publikationswesen zu verändern. Am häufigsten werden darüber E-Journals publiziert (zwei Drittel der Publikationsservices); die Hälfte hat aber auch Tagungsbände, Monographien und ähnliches im Programm. Der Service beinhaltet meist eine rechtliche Beratung, peer review management und die Archivierung und Zugänglichmachung der Publikation. Fast alle finanzieren sich über das Bibliotheksbudget, zwei Drittel konnten temporär Geld ihrer Träger lukrieren und etwas mehr als die Hälfte wurde durch Drittmittel gefördert; zukünftig sollen auch Gebühren den Betrieb sichern. Jeweils zwei Drittel arbeiten mit anderen internen Einrichtungen wie einem Universitätsverlag oder dem Rechenzentrum zusammen bzw. kollaborieren auch mit externen Partnern. Für ARL-Bibliotheken liegt der durchschnittliche Personalbedarf bei 2,4 FTEs, bei kleineren College-Bibliotheken deutlich darunter. Für den deutschsprachigen existiert hierzu keine Studie, aber es lässt sich sagen, dass vergleichbare Services hier häufig von Open-Access-Verantwortlichen angeboten werden und weniger stark institutionalisiert sind.

In Deutschland verliefen die Entwicklungen völlig anders (siehe Pampel 2006 und die dort angegebene Literatur): Im 18.Jahrhundert erhielten privatwirtschaftliche Verlage das Recht, Hochschulen Dienstleistungen anzubieten, wie es z.B. Vandenhoeck & Ruprecht taten. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts sind solche Beziehungen allerdings kaum nachweisbar – die Wissenschaftsverlage haben sich etabliert, agieren völlig unabhängig von den Universitäten und konzentrieren sich auch weniger stark auf eine Hauptversorgerrolle innerhalb einer bestimmten Region. Stattdessen wurde der deutsche Markt zunehmend eher disziplinspezifisch aufgeteilt. Erst durch das Aufkommen der elektronischen Publikation regte sich v.a. in den Rechenzentren der Universitäten (z.B. Hamburg University Press) und in den Fachbereichen für Informatik das Bedürfnis nach institutionsnahen Publikationsinfrastrukturen (Gradmann 2008). Das BMWF-Projekt MeDoc wurde bspw. als Gemeinschaftsinitiative der Gesellschaft für Informatik (GI), dem Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe und dem Springer Verlag 1995 gestartet. Ziel war, “das Entwickeln und Erproben nutzergerechter Werkzeuge und wirtschaftlich tragfähiger Angebots-, Erschließungs- und Nutzungsformen für alle Phasen des elektronischen Publizierens” (Rahm 1996), zunächst für die Informatik. Dieses und die Folgeprojekte InterDoc und Global-Info wurden aus undurchsichtigen Gründen nicht zur Blüte gebracht. “Politische Priorität hatte die Förderung von Verlagen bei der Umstellung auf die elektronische Produktion und Distribution (Modellprojekt: Der elektronische Verlag) und die Privatisierung der Fachinformationszentren, weniger dagegen die direkte Verbesserung der Literaturversorgung in der Wissenschaft.” (Sietmann 1999). Damit war die wissenschafts(institutions)nahe Ausrichtung der Anstrengungen für elektronische Publikationsinfrastrukturen wieder geschwächt. Dennoch kam es Ende der 1990er zu vielen Universitätsverlagsgründungen. Die Zeitschriftenkrise zwang die Bibliotheken geradezu, nach Alternativen zu suchen, die Informationsversorgung zu sichern. Hierzu ist eine enge Kooperation von Bibliotheken und Rechenzentren erforderlich, die häufig durch eine institutionelle Trennung erschwert ist. Einige Universitätsverlage konnten sich erfolgreich am Markt des deutschsprachigen Raums platzieren. Dazu gehört z.B. innsbruck university press, der mit fünf MitarbeiterInnen, ca. 70 jährlichen Neuerscheinungen und dem Angebot eines externen peer reviewings stark hervortritt.88 Der Verlag gehört auch zur Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage89, der die Möglichkeit zur Kooperation und zur gemeinsamen Entwicklungen von Standards bietet, zu denen auch die Unterstützung von Open Access gehört. Heinz Pampel (2006) hat den deutschen Markt sehr genau untersucht und dabei insbesondere festgestellt, dass die externe Kooperation einer Universität mit einem kommerziellen Verlag schlechte Erfolgsaussichten hat. So habe die Kassel University Press die Zusammenarbeit mit vdf-Hochschulverlag Zürich nach zwei Jahren mit der Begründung zu langer Kommunikationswege beendet. Mit dem Imprint-Programm V&R unipress biete Vandenhoeck & Ruprecht (siehe konkret auch das Beispiel der Vienna University Press) ein Geschäftsmodell mit der “Absicht einer Monopolbildung, die alternative Publikationsstrukturen an den Hochschulen nicht fördert, sondern behindert” (Pampel 2006). Interne Verlage profitieren von der Nähe zu den wissenschaftlichen Mitarbeitern und den gleichgerichteten Interessen aller Beteiligten. Wie bereits oben ausführlich erläutert, sind die Preise für kommerzielle Verlagsprodukte meist deutlich höher, was vermutlich nicht zuletzt daran liegt, dass durch das Erzielen von Gewinnen Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuerpflicht zum Zuge kommen und entsprechend Buchhaltung betrieben werden muss. Ein Vergleich der Autorengebühren ergibt Differenzen von bis zu rund € 8000 pro Monographie zwischen der nun hochschulinternen Kassel University Press und V & R unipress. Die Leistungen sind dabei nicht unbedingt besser: An Universitätsbibliotheken wurden Expertisen zum E-Publishing entwickelt, die noch nicht in allen kommerziellen Verlagshäusern gleichermaßen vorhanden sind. Nur die formale Qualitätssicherung sei sehr aufwändig und werde meist in Kooperation mit externen Auftragnehmern betrieben. Keiner der untersuchten hochschulinternen Verlage arbeitet mit mehr als zwei Personalstellen, wenigstens eine Stelle sollte jedoch Erfolgsvoraussetzung sein (mit der Option, in Zeiten geringer Nachfrage andere Aufgaben zu übernehmen) – und keiner der Verlage bot ein reines Open-Access-Online-Angebot, da dies nicht den Wünschen der AutorInnen entspräche. Die inhaltliche Qualitätssicherung besorgt zumeist ein HerausgeberInnen-Gremium, das sich in der Regel aus je einem Vertreter pro Fakultät sowie weiteren Personen aus dem administrativen Bereich der Universität zusammensetzt, z.B. der LeiterIn der Bibliothek wie beim Göttinger Universitätsverlag.

Voraussetzungen heute

Der bereits vor über einem Jahrhundert erstmals und im Zuge der Open-Access-Bewegung wieder häufiger skandierte Standpunkt, dass eine Forschungseinrichtung sogar verpflichtend eine Publikationsinfrastruktur für den Output ihrer Forschenden bereitzustellen habe, gewinnt in dem Maße größere Überzeugungskraft, wie (Open-Source-)Software90 zur Verfügung steht, deren Anwendung lediglich technisches Verständnis und etwas Einarbeitung benötigt, aber keinerlei Spezialausbildung. Seit das Public Knowledge Projekt nicht nur Software für das Management und die Publikation von Zeitschriften inklusive aller Workflows bereitstellt (Open Journal Systems – OJS), sondern mit Open Monograph Press (OMP) den Betrieb eines Buchverlags stützen kann,91 fehlen den Verlagen mit ihren in-house-Systemen wichtige Alleinstellungsmerkmale.

Das Verlagswesen bietet spezialisiertes Know-How vor allem im Vertrieb und Marketing. Wenn die Publikationen jedoch frei verfügbar werden, ist das geschickte Verhandeln mit Konsortien, Bibliotheken und Händlern nicht mehr gefragt. Das Verbreiten der Publikationen durch kommerzielle Datenbankanbieter bleibt jedoch auch für Open-Access-Publikationen bedeutungsvoll, meist kommen diese aber selbst auf Zeitschriften und Verlage zu, um den Umfang ihres Angebots zu erweitern. Darüber hinaus befindet sich an den Bibliotheken ein viel umfassenderes Wissen über Anbieter von Fachinformationen als in den Verlagen, da sie viel näher am zu versorgenden Forschenden sind und sich leicht einen Überblick über deren Nutzungsverhalten verschaffen können. Seit die “Bibliothek 2.0” zu einem geflügelten Wort geworden ist (siehe z.B. Bergmann and Danowski 2010), wird die Beschäftigung derselben mit Social Media zu einer Selbstverständlichkeit. Die Kommunikation mit den BenützerInnen findet immer häufiger auf diesem Weg statt. Diese etablierten Kanäle können also verwendet werden, um neue Services bekannt zu machen und eine Marke aufzubauen. Was die Verlage den Forschungseinrichtungen im Normalfall voraus haben, sind reibungsfreie Workflows für Lektorat und Layout. Für diese Aufgaben bestehende Qualifikationen in der eigenen Einrichtung zu finden, ist jedoch nicht unwahrscheinlich. Entsprechende Leistungen extern einzukaufen scheint ebenfalls eine eher geringe Hürde zu sein.

Selbstverständlich kann eine Forschungseinrichtung nicht den gesamten eigenen Publikationsoutput selbst verlegen – jedenfalls nicht, solange das Format Zeitschrift das wissenschaftliche Publikationswesen beherrscht. Sie kann jedoch den Vertrauensvorschuss nutzen, der ihr durch ihren Status als bereits bekannte, bedeutende und in aller Regel langfristig bestehende, öffentlich geförderte Organisation gewährt wird, um für Qualifikationsarbeiten und andere Monographien sowie Zeitschriften oder andere Formate geeignete Publikationsinfrastrukturen zu schaffen. Kommerzielle Verlage bieten selten die Sicherheit eines persistenten Zugangs zu den durch sie publizierten Werken (vgl. McCartan 2010). Überhaupt können sie diesen nur durch Kooperationen mit auf Langzeitarchivierung spezialisierte Einrichtungen bewerkstelligen. Bibliotheken werden hier nicht selten angesprochen, da sie als “Gedächtnisorganisation” die Aufgabe innehaben, Inhalte nicht nur zu archivieren, sondern auch zugänglich zu machen. Bei digitalen Inhalten sind hier noch weitaus mehr kritische Punkte zu beachten als bei analogen. Neben der Erhaltung der physischen Datenträger bzw. dem Erstellen entsprechender Backups geht es vor allem um die zukünftige Lesbarkeit der verwendeten Dateiformate. Hierzu verfügen Gedächtnisorganisationen über Kompetenznetzwerke wie das seit 2003 bestehende nestor in Deutschland oder APARSEN (Alliance Permanent Access to the Records of Science in Europe Network) europaweit.92 Darüber hinaus genießen Forschungseinrichtungen Vertrauen, da sie staatlich kontrolliert werden und bei ihnen daher unlautere Geschäftspraktiken, wie sie bei kommerziellen Verlagen vermutet werden, seltener vorkämen. Die oben thematisierten Proteste gegen solche Verlage haben nicht zuletzt intransparente Geschäftsprozesse angeprangert. Wie andere Non-Profit-Unternehmen kann ein Universitätsverlag durch einen Transparenzgrundsatz den Vertrauensvorschuss auf Dauer stellen.

Die technischen Bedingungen des Publizierens verändern sich ebenso wie die geeigneten Werkzeuge innerhalb kürzester Zeit und eine Entschleunigung dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Fachpersonal mit aktuellsten Kenntnissen fehlt in allen relevanten Arbeitsbereichen, sowohl in den Bibliotheken, als auch in den Verlagen. Somit haben Letztere den Bibliotheken wenig bis nichts voraus:

“Den Diensten […] ist gemeinsam, dass sie beim Dienstanbieter im Vergleich zum traditionellen Publizieren ganz andere Kompetenzen voraussetzen, wie etwa Kenntnisse der WWW-basierten Dokumenttechnologien (XML, XSLT, OWL etc.), der Web-2.0-Technologien (Interaktion, social impact evaluation, ...), der Technologien des Semantic Web / Web 3.0 (Extraktion & Aggregation). Erforderlich sind weiter Kenntnisse der Vernetzungsdienste und des Marketing. Dementsprechend scheint es denn auch wenig wahrscheinlich, dass wirklich attraktive Dienstpakete auf Basis dieses Verbreitungsmodells und entsprechender Mehrwertdienste etwa von Universitätsverlagen je für sich genommen realisierbar sind – zu speziell und anspruchsvoll ist das erforderliche Know-how, als dass es von solchen Kleinunternehmen aufgebaut werden könnte” (Gradmann 2007).

Gradmann spielt hier auf die Möglichkeit der Modularisierung von Funktionen an, wie sie im oben behandelten Overlay-Modell umgesetzt ist. Allerdings kann man auch einen Schritt zurücktreten um zu sehen, dass Bibliotheken mittlerweile standardmäßig Repositorien betreiben und in diversen Großprojekten wie OpenAIRE und Europeana auch an technischen Entwicklungen beteiligt sind. Natürlich ist der Alltag an den Bibliotheken nach wie vor wenig geprägt von der Arbeit mit Quelltexten und Auszeichnungssprachen, aber die Zunahme der Bedeutung dieser Aufgaben ist evident. Bibliotheken begeben sich in Konkurrenz mit kommerziellen Informationsinfrastrukturbetreibern und kooperieren nur, wo sie mit einer Bereicherung ihrer als ureigen empfundenen Aufgaben rechnen – siehe Google Books. Die Bedürfnisse der Zielgruppen geraten dabei in den Hintergrund. So werden Forderungen wie die des bereits vorgestellten Neurobiologen Björn Brembs (2013), das verlagsdominierte durch ein von Bibliotheken betriebenes Publikationswesen zu ersetzen, und zwar hier v.a. um das Marketinginstrument journal rank, das den wissenschaftlichen Fortschritt stören würde, an Bedeutung verlieren zu lassen. Brembs und Munafò führen zahlreiche Studien an, die z.B. darlegen, dass hoch gerankte Journals ungeachtet der Qualität der Artikel bevorzugt positive Forschungsergebnisse veröffentlichen, was Forschende dazu motivieren würde, ihre Ergebnisse zu verfälschen. Das führe dazu, dass nicht die besten WissenschaftlerInnen die Lehrstühle besetzen, sondern diejenigen mit den besten “marketing skills”. Um die technischen Möglichkeiten unserer Zeit auszunutzen, die die gesamte wissenschaftliche Literatur für text mining öffnen könnten, braucht es nicht nur Open Access, sondern auch einen gemeinsamen Standard, damit diese Literatur sowie die dazugehörigen Forschungsdaten und Software auch von Maschinen als solche erkannt werden können. Brembs und Munafò sehen ebenso wie Gradmann hier die Forschungsinstitutionen bzw. Bibliotheken in der Verantwortung, solche Entwicklungen stärker zu forcieren und dabei die Verlage ins Boot zu holen, die weiterhin insbesondere für die Selektion der herausragenden Forschungsergebnisse sorgen sollen – jedoch nach deren Publikation und einem offenen peer-review-Verfahren!

UB-Wien-Services

An der Universität Wien sind bereits umfangreiche Publikationsinfrastrukturen, betreut von der Universitätsbibliothek, in Betrieb:

Optimierung

Im Rahmen des OJS-Service wurde von HerausgeberInnenseite der Wunsch geäußert, durch eine stärkere Bindung an die Universität in einem weniger prekären Umfeld zu arbeiten. Diese Bindung könnte man dadurch erreichen, dass formal und gegenseitig Verpflichtungen vereinbart werden. Dazu muss natürlich nicht eine finanzielle Unterstützung zählen, jedoch kann ein gewisser Leistungskatalog festgeschrieben werden, der z.B. einer jungen Zeitschrift die nötige Sicherheit und, das ist vermutlich wichtiger, den Rahmen einer dauerhaften Institution gibt. Auch gehört zu einem professionellen Betrieb einer Publikationsplattform die Vergabe von DOIs. Die minimale jährliche Gebühr, die Crossref für diesen Service von Publishern verlangt, liegt bei $ 275 plus $ 1 pro registriertem aktuellen Artikel (Backfile: $ 0.15) oder sonstiger Publikation – viel für eine kleine Non-Profit-Zeitschrift, wenig für eine Institution, die mehrere Zeitschriften hostet.94 Bietet man bei Ressourcenknappheit ein eher flaches Service-Portfolio, das in erster Linie die technische Infrastruktur bietet und auf die Eigeninitiative der HerausgeberInnen, AutorInnen und ihrer Fach-community baut, könnte beispielsweise folgendes enthalten sein:

Es lässt sich kaum abschätzen, wie häufig ein solcher Service an der Universität in Anspruch genommen würde. Allerdings ist zunächst nicht mit einem enormen Andrang zu rechnen, da mit einer längeren Bekanntwerdungs- und Etablierungsphase zu rechnen ist. Aufgrund des bereits laufenden OJS-Service kann der Aufwand bei Zeitschriften als nur in der Startphase nennenswert eingeschätzt werden. Auch sollte ein solcher Service nicht als Ersatz für Angebote anderer Verlage gesehen werden, sondern einerseits als Übernahme der oben eingeführten Verantwortung der Universität für ihre Angehörigen, und andererseits als Ergänzung zu externen Angeboten, die besonderen Bedürfnissen entgegen kommt:

So ist durchaus denkbar, dass eine Beratung zu der Empfehlung führt, dass konkurrierende Angebote eher den Erwartungen entsprechen würden. Daher ist es selbstverständlich, die NutzerInnen vor dem Hintergrund der genauen Kenntnis des Marktes zu beraten. Aufgrund der ständig aktualisierten Expertisen der Universitätsbibliothek Wien in der Bibliometrie, in Konsortien und in Open Access generell kann hier auf dieses Wissen gebaut werden. Bereits jetzt wird das Angebot der individuellen Publikationsberatungen sowohl für AutorInnen als auch für ZeitschriftenherausgeberInnen gern angenommen.

An der Universität Wien muss ein Publikationsservice gar nicht mit viel Vorbereitungsaufwand eingerichtet werden. Es kann vielmehr als Pilotprojekt mit der Nachfrage nach einem so formatierten Angebot wachsen. Die Grundsteine dazu sind bereits durch das bestehende Beratungsangebot und durch den Betrieb von OJS und u:scholar gelegt. Notwendige technische Anpassungen wie die Einrichtung eines automatischen Archivierungsworkflows für die mit OJS publizierten Artikel sind ohnehin bereits angedacht. Der zusätzliche Betrieb von OMP bedeutet aufgrund der technischen Ähnlichkeit zu OJS Mehraufwand in überschaubarem Ausmaß. Da ein Betreiber und nicht eine Plattform bei Crossref angemeldet wird, entsteht hierdurch auch kein zusätzlicher Aufwand. Wohl aber wäre eine formale Vereinbarung mit dem ZID erforderlich, die einen reibungsfreien technischen Betrieb gewährleistet. Selbstverständlich wird auch die Konzeptionierung eines Pilotprojektes einige Überlegungen erfordern, z.B. ob ein Print-on-Demand-Service zum Paket gehören soll, was jedoch das Konzept aufgrund der damit verbundenen Ausgaben und Einnahmen deutlich verkomplizieren würde. Schließlich bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft auch in Österreich Infrastrukturförderungen für Bibliotheken geben wird, wie sie von der DFG und Jisc ausgeschrieben werden. Die Empfehlung des bis 2013 als Präsident des FWF amtierenden Christoph Kratky stimmt hier optimisitsch: “Funders should help to establish new, noncommercial academic publication models, which could be hosted by institutions such as universities, research organizations and learned societies. This strategy could contribute to revitalizing the market, which is hindered by a lack of competition between few oligopolistic publishers” (Kratky 2013). Der Aufruf richtet sich jedoch v.a. an die Europäische Kommission, die jetzt noch die Chance habe, die enormen Kosten der Informationsversorgung durch Investitionen in den Umstieg auf den Goldenen Weg des Open Access gering zu halten.

Austrian Academic Press

Die gegenwärtig rasanten technischen Entwicklungen ermöglichen ohne viel Aufwand Services, deren Einführung nur eine logische Konsequenz aus bislang an der Universitätsbibliothek Wien angebotenen Services sein kann. Es sollte nicht auf externe Förderungen gewartet werden, wenn kleine Schritte sofort gegangen werden können. Wie weiter oben ausführlich dargestellt, sind Bibliotheken, in Kooperation mit Rechenzentren, die Orte, an denen das Publizieren der Zukunft erprobt wird, während kommerzielle Verlage aufgrund äußeren Drucks gezwungen sind, über die Anpassung ihrer Geschäftsmodelle nachzudenken. Darüber hinaus steht das vorgeschlagene Service-Portfolio durchaus nicht im Widerspruch zum oben eingeforderten Grundsatz der (internationalen) Vernetzung von Open-Access-Aktivitäten. Im Gegenteil: Im Rahmen eines nicht auf die Publikation von Spitzenforschung ausgelegten Services können Expertisen aufgebaut werden, die auch für größer angelegte Projekte wie einer Austrian Academic Press (Reckling, Haslinger, and Scherag 2012) nützlich wären. Das Nachdenken über ein Konzept zu so einer österreichweiten Kooperation, die auch bestehende Wissenschaftsverlage einbezieht, sollte immer wieder aktualisiert werden – nun auch vor dem Hintergrund des Open Access Netzwerks Austria (OANA).

3.4 Fazit

AutorInnen bevorzugen es, in etablierten Verlagen zu publizieren. Die Investition von Bibliotheksressourcen in den Aufbau alternativer Services ist risikobehaftet, da das Interesse von AutorInnen, solche Services in Anspruch zu nehmen, gering sein kann. Daher ist es sinnvoll, das Angebot schrittweise aufzubauen. Im deutschsprachigen Raum gibt es – im Vergleich zu den USA – nach wie vor wenige Universitätsverlage und breit aufgestellte Publikationsservices.

Der große Vorsprung der kommerziellen Verlage im Hinblick auf die Reputationsproduktion ist für forschungsinsititutionseigene Publikationsservices in absehbarer Zeit schwer aufzuholen. Selbst wenn die Services technisch und organisatorisch ausgefeilt sind, müssen sie sich erst etablieren. Allerdings sind insbesondere für BuchautorInnen attraktive Open-Access-Verlage noch immer rar. Eine Chance für Non-Profit-Services – seien sie nun von Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Stiftungen oder Fachgesellschaften betrieben – ist es also, den kommerziellen Angeboten eine kostengünstigere Open-Access-Alternative entgegenzusetzen. Dafür muss die Dienstleistung jedoch auch mindestens so gut sein; mehr noch, die Aussicht auf eine eher bescheidene Reputationsübertragung von der Marke des Services auf die AutorIn muss kompensiert werden. Nur wenige Non-Profit-Einrichtungen werden die nötigen Ressourcen aufwenden können, um sich in diesem Wettbewerb zu behaupten. Aus diesem Grund wird hier empfohlen, Services konzeptionell als Ergänzung zu den Angeboten etablierter Verlage anzubieten.

Um Open Access stärker zu fördern, empfiehlt sich die Prüfung globaler Projekte zur Schaffung finanzieller Anreize auch für kommerzielle Verlage, auf Open Access umzustellen. Dazu gehören Projekte wie das weiter oben beschriebene Knowledge Unlatched, aber auch die im Hinblick auf die Organisationsform der Verlage indifferente Förderung von Publikationsgebühren über Fonds. Natürlich verbietet es sich intuitiv, mit öffentlichen Geldern enorme Gewinnmargen zu subventionieren, aber der einzige Weg, dies zu vermeiden und einer Open-Access-Welt näher zu kommen, ist die weitestgehende Überzeugung der AutorInnen, dass Reputation nicht ausschließlich über einen etablierten Verlag erzeugt wird und Open Access alternativlos ist. Solange die AutorInnen Closed Access publizieren wollen oder die Frage der Zugänglichkeit für sie keine Rolle bei der Wahl des Publikationsorts spielt, werden alle Versuche, ohne eine Zusammenarbeit mit den kommerziellen Verlagen dem Ziel näher zu kommen, zum Scheitern verurteilt sein. Auch hier ist wieder entscheidend, dass sich Forschungseinrichtungen und Politik global auf eine gemeinsame Strategie verständigen. Solange das nicht geschieht, werden verbreitet alle drei Wege eher zufällig, je nach passenden Gelegenheiten, gefördert:

  1. Eine kommerzielle Open-Access-Verlagsbranche, in der echter Wettbewerb herrscht,

  2. Forschungsinstitutionseigene Publikationsinfrastrukturen und

  3. Non-Profit-Verlage, hinter denen Stiftungen und, seltener, Fachgesellschaften oder andere Non-Profit-Organisationen stehen.

Auf lange Sicht kann natürlich auch das “Gießkannenprinzip” zum Ziel führen, nur ist dieser Weg der teuerste und langwierigste. Die Entscheidung für eine Förderstrategie, die eine der drei Optionen stark bevorzugt, fällt nicht leicht. Man mag sich idealistisch ein Publikationswesen, das von Non-Profit-Akteuren bestimmt wird, wünschen, aber die dafür nötige Anstrengung ist nicht zu unterschätzen. Um AutorInnen eine ähnliche hohe Reputation zu vermitteln wie die kommerziellen Verlage, fehlt es den Bibliotheken und anderen Wissenschaftsinstitutionen derzeit noch an Kapital in allen bourdieuschen Ausprägungen, das im Publikationswesen einlösbar ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Fachgesellschaften mehrheitlich Partner der kommerziellen Verlage sind. Diese betreiben bereits hoch entwickelte technische und organisatorische Infrastrukturen. Man darf auch die Prognose wagen: Wenn eine kommerzielle Open-Access-Verlagsbranche besteht, fällt es sehr viel leichter, nicht-kommerzielle Angebot attraktiv am Markt zu platzieren. Als Universitätsbibliothek bis dahin schon einmal mit dem Aufbau solcher Services und der Erschaffung einer Marke begonnen zu haben, wird dann von großem Vorteil sein.

4 Empfohlene Maßnahmen an der Universität Wien

In den 1970er Jahren vollzog sich ein Umbau des Publikationswesens, der aus heutiger Sicht zu einem für die Wissenschaftskommunikation dysfunktionalen Publikationswesen führte (siehe entsprechenden Abschnitt). Heute leben wir in einer Zeit, in der das Publikationswesen sich abermals neu strukturiert. Jene Forschendengeneration, die derzeit auf dem Gipfel ihrer Karriere steht, hat den letzten Evolutionsschub sogar noch miterlebt: Das Publikationswesen ist weniger starr, als man angesichts der Marktmacht der großen Wissenschaftsverlage annehmen könnte. Der Goldene Weg des Open Access – mit seinen diamantenen oder platinenen Derivaten – bietet konkurrenzlos mehrere hier untersuchte Konstruktionspläne für ein Publikationswesen an, das durch ein Verbreitungs-, nicht durch ein Verwertungsparadigma (Stefan Gradmann) geleitet ist.

Der Einfluss einer großen Forschungseinrichtung auf das Publikationswesen und die Gefahr einer international ungleichzeitigen Adaption von Open Access sollten nicht unterschätzt werden. Für alle Open-Access-Aktivitäten an einer Institution gilt daher, dass sie am wirkungsvollsten sind, wenn sie nicht von einer einzelnen Person oder Abteilung dieser Institution, sondern von der gesamten Institution gestützt werden. Darüber hinaus ist von enormer Bedeutung, die eigenen Aktivitäten mit möglichst vielen vergleichbaren Institutionen international mit Hilfe geeigneter Gremien wie z.B. EOS zu akkordieren und darüber in international wahrnehmbarer Form zu berichten (siehe entsprechenden Abschnitt), z.B. in internationalen Fachzeitschriften, auf Konferenzen oder anderen Mitteilungsformaten wie englischsprachigen Blogs.

Anfang 2010 hat die Universität Wien die “Berliner Erklärung” (siehe auch hier) unterzeichnet, in der es heißt: “We realize that the process of moving to open access changes the dissemination of knowledge with respect to legal and financial aspects. Our organizations aim to find solutions that support further development of the existing legal and financial frameworks in order to facilitate optimal use and access.”

4.1 Universitätsleitung

Wie das vorangegangene Kapitel gezeigt hat, wurde seitdem vieles unternommen. Folgende Maßnahmen der Universitätsleitung helfen jedoch, diesem Bekenntnis noch besser zu entsprechen:

  1. Die Verwendung und Schaffung von internen Kommunikationsinstrumenten (siehe Abschnitt über Gremien): Der multidirektionale Informationsfluss zwischen Rektorat, Bibliotheksleitung und Open Access Office (OAO) muss stets gewährleistet sein. Die Zuständigkeiten und Inhalte der Repräsentation auch von Teilaspekten einer gesamtuniversitären Open-Access-Strategie nach außen gilt es zu vereinbaren. Es müssen darüber hinaus Strukturen geschaffen werden, um alle Fakultäten zu erreichen: Strategien und Aktivitäten zur Stärkung von Open-Access-Publikationen sollen in einer Open-Access-Policy festgelegt und im Rahmen von Zielvereinbarungs- und Monitoringgesprächen mit den Fakultäten weiterhin regelmäßig thematisiert werden, z.B. auch die Nutzung der Services des an der Universitätsbibliothek angesiedelten OAO. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit des OAO mit einem zu etablierenden Netzwerk von fakultäts- oder institutsweiten Open-Access-Verantwortlichen sinnvoll.

  2. Die Unterstützung des Author-Pay-Modells: Vieles spricht für dieses international mit breiter Basis durch Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Bibliotheken geförderte Geschäftsmodell. Die Errichtung eines Publikationsfonds ist die Basis für die Förderung des Goldenen Wegs des Open Access (Definition siehe Einleitung). Dieser soll zentral von der Universitätsbibliothek nach international etablierten Kriterien administriert und durch die Open-Access-Verantwortlichen (siehe Abschnitt zum Fonds) unterstützt werden. Das hybride Modell ist davon ausgeschlossen, da es ebenso wie der Grüne Weg des Open Access zwar einzelne Artikel zugänglich macht, es jedoch auch langfristig unwahrscheinlich ist, dass diese Praktiken zu einer Behebung der Dysfunktionalität des Publikationswesens beitragen.

  3. Die Beachtung von Open Access und innovativen Publikationsformaten (siehe Abschnitt zum Overlay-Modell) in Evaluationen: Beides ist inhaltlichen Kriterien nachgelagert. Die während individueller und institutioneller Evaluationen erzeugten Gesprächssituationen sind für Forschende Momente größter Aufmerksamkeit. Open Access hier zu thematisieren und dann zu einem Kriterium zu machen, wenn Qualifikationen gleich zu bewerten sind, verspricht in hohem Maße, zur Bewusstseinsbildung beizutragen. Das Rektorat fordert so alle Mitglieder der Universität auf, sich mit der innovativen Weiterentwicklung des Publikationswesens auseinanderzusetzen.

  4. Die Förderung von universitären Publikationsorganen und -services (siehe Abschnitt zum “in-kind support”): Open-Access-Publikationsorgane wie z.B. Zeitschriften werden technisch, organisatorisch und finanziell unterstützt, insbesondere wenn sie durch eine internationale Orientierung und Innovationsfähigkeit eine hohe Sichtbarkeit versprechen. Dazu gehören bestehende ebenso wie neu zu gründende als auch auf Open Access umzustellende Publikationsorgane.

  5. Die Sicherstellung der Finanzierung der Übergangskosten: Es entstehen unvermeidliche Übergangskosten, wenn die Literaturversorgung aufrecht erhalten und gleichzeitig die neuen Infrastrukturen des Publikationswesens aufgebaut werden sollen. Diese müssen durch die Fördernden des Wissenschaftssystems getragen werden (siehe weiter oben). Neben Drittmittelgebern ist für die Universität Wien die Politik gefragt. Die obenstehenden Maßnahmen erfordern eine Etatsteigerung, die in den Leistungsvereinbarungen 2016-2018 verhandelt werden soll.

4.2 Bibliotheksfunktion

Selbstverständlich ergibt sich bei einer Fokussierung auf die Umstrukturierung des Publikationswesens vor allem für Bibliotheken Bedarf an organisatorischen Veränderungen. Falls eine weitestgehende Umstellung auf den Goldenen Weg des Open Access gelingt – und diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dies ein erstrebenswertes Ziel ist – werden die Kernkompetenzen von Bibliotheken neu auszurichten sein. Das Bestandsmanagement steht schon heute nicht mehr im Vordergrund der Mission einer der führenden wissenschaftlichen Bibliotheken, der Harvard Library: “The Harvard Library advances scholarship and teaching by committing itself to the creation, application, preservation and dissemination of knowledge.”95

Vergleicht man diese Mission mit ihrem Entwurf96, fällt auf: Die Mission ist nicht wie in der geltenden Version von den strategic objectives getrennt und wird mit dem Ziel eingeleitet, “the world of knowledge to our communities” zu öffnen. Dies soll an erster Stelle unter anderem damit erreicht werden, den weltweiten Zugang zum hervorragenden Bestand der Bibliothek zu schaffen. Darüber geht die Harvard Library in der geltenden Version der Mission weit hinaus, indem sie die Wissenserzeugung und -anwendung vor die -erhaltung und -verbreitung stellt.

Nach wie vor kann die Funktion einer Bibliothek weit gefasst als das Zugänglichmachen von Informationen definiert werden, denn dies umfasst auch die Wissenserzeugung, z.B. die Unterstützung von Forschenden beim Publizieren. Dadurch werden Bibliotheksprozesse zunehmend stärker an Forschungsprozesse gekoppelt. Insbesondere in einer Open-Access-Welt verlagert sich der Schwerpunkt weg vom Bestandsmanagement: Zu den zukünftig zentralen Aufgaben gehört neben der Bereitstellung von Rechercheinfrastrukturen und der Bildung von Informationskompetenz auch der Ausbau von Publikationsinfrastrukturen sowie der Support und die Beratung für elektronisches Publizieren und Archivieren.

4.3 Bibliotheksmaßnahmen

Derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase, die auch an der Universitätsbibliothek Wien zu zahlreichen Aktivitäten führte (nähere Erläuterung weiter oben), die einerseits die internationale Zugrichtung verstärken und andererseits auch die eigene Organisationszukunft vorbereiten. Um diese Entwicklung weiter zu fördern, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

  1. Bibliotheksservices müssen sich parallel zum Publikationswesen entwickeln. Am ehesten gelingt dies, wenn die Bibliothek selbst aktiv zur Entwicklung des Publikationswesens beiträgt. Die Universitätsbibliothek sollte hier an die frühere und aktuelle Mitarbeit in internationalen Projekten anknüpfen. Ein Beispiel sind die sich derzeit etablierenden internationalen Maßnahmen zur Förderung von Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie für Monographien. Analog zur ersten Empfehlung an die Universitätsleitung ist es aufgrund des prekären Charakters der Übergangsphase von größter Bedeutung, dass die Universität geschlossen auftritt. Das OAO kann dabei organisatorisch an der Universitätsbibliothek verortet sein, sollte aber als das spezifische Gremium der Universität für Open-Access-Fragen wahrgenommen werden.

  2. Publikationskompetenz ebenso wie Informationskompetenz zu fördern, gehört zur Aufgabe von wissenschaftlichen Bibliotheken. An den meisten, auch an der Universitätsbibliothek Wien, werden den NutzerInnen zur Stärkung ihrer Informationskompetenz Workshops zum Recherchieren im Katalog und in Datenbanken angeboten. Auch das Thema Publikationskompetenz, also das zielgenaue Verbreiten von Informationen, kann hier Platz finden, um einen weiteren Schritt in Richtung der ganzheitlichen Unterstützung des Forschungsprozesses zu gehen. Darüber hinaus sollte analog zum diesbezüglichen Workshop-Angebot des DoktorandInnenzentrums, an dem die Universitätsbibliothek maßgeblich beteiligt ist, auch für das Masterniveau ein entsprechendes Angebot bestehen.

  3. Die Bibliothek soll als erste Ansprechpartnerin für die Bereitsstellung von Publikationsinfrastrukturen innerhalb der Forschungseinrichtung wahrgenommen werden. Dies erfordert die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den anderen potentiellen Ansprechpartnern, dem Forschungsservice und dem Zentralen Informatikdienst. Nur so können Services nach dem Bedarf der BenutzerInnen ausgerichtet und innovative Publikationsprojekte unterstützt werden.

  4. Die angebotenen Publikationsservices müssen stärker professionalisiert werden (Konkretes weiter oben). Dies erfordert die Ergänzung und Bündelung des bestehenden Angebots. Höchste Priorität haben die Entwicklung von vollständigen Workflows zur Unterstützung bei der Planung von Publikationsprojekten, die Erzeugung von Verbindlichkeit durch service level agreements und eine ständige Anpassung der Publikationsinfrastrukturen an aktuelle Standards.

  5. Ein zentrales Management eines Publikationsfonds durch die Bibliothek ist der effizienteste Weg, das Author-Pay-Modell zu fördern. Zusätzliche institutionelle Verlagsmitgliedschaften sollten erst abgeschlossen werden, wenn ein solcher Fonds besteht, um AutorInnenentscheidungen nicht durch andere Kritierien als das Preis-Leistungsverhältnis zu beeinflussen (genaueres dazu hier).

4.4 Bibliotheksexpertisen

Abschließend sollen Hinweise zur Organisationsentwicklung der Universitätsbibliothek gegeben werden, die hier lediglich als Derivat vorliegen und eine vertiefende Analyse des Bestehenden sowie der Risiken und Chancen erfordern. Ziel sollte sein, die traditionellen bibliothekarischen Expertisen im Bestandsmanagement und in der Informationsvermittlung für die neuen Aufgaben einzusetzen und zielgerichtet auszubauen:

  1. Für das Management eines Publikationsfonds werden Expertisen in der Budgetverwaltung bzw. Etatverteilung benötigt, die zweifelsfrei bei derzeit in der Erwerbung tätigen BiblothekarInnen vorhanden sind.

  2. Die Langzeitarchivierung von Publikationen, Forschungsdaten und weiteren im Forschungsprozess anfallenden, archivierungswürdigen Materialien erfordert die Standardisierung und Normalisierung von Metadaten. Erfahrungen aus der Katalogisierung von Print-Produkten und lizenzpflichtigen elektronischen Ressourcen sind für die Bearbeitung der Metadaten überaus wertvoll.

  3. Auch wenn Verlage ihre Geschäftsmodelle vollständig umstellen und ihre Services vorrangig den AutorInnen anbieten, bleibt die Aufrechterhaltung der Geschäftsbeziehungen zwischen Bibliotheken und Verlagen wichtig, insbesondere, wenn institutionelle Publikationsservices in Kooperation mit Branchenerfahrenen aufgebaut werden sollen.

  4. Die allgemeine NutzerInnenberatung, der Informationsdienst, sollte besonders gut über Ursachen, Verlauf und Status des Wandels im Publikationswesen informiert sein. Insbesondere, so lange Open Access nicht zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, muss zugriffsbezogenen Fragen der NutzerInnen zielgruppenspezifisch und versiert begegnet werden.

  5. In vielen wissenschaftlichen Bibliotheken sind die Fachreferate und akademische MitarbeiterInnen von Fachbereichsbibliotheken Schlüsselpositionen, da diese aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz die ersten AnsprechpartnerInnen für Forschende sind, wenn es um Fragen der Informationsvermittlung geht. Diese “Grenzposten” erhalten in einer Open-Access-Welt z.B. als embedded librarians (siehe z.B. Drewes and Hoffman 2010) immense Bedeutung.

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  1. Grafik von Cameron Neylon & OASPA, Scale of OA Publishing, figshare, 2013, http://dx.doi.org/10.6084/m9.figshare.650794.

  2. Siehe http://www.doaj.org/doaj?func=byPublicationFee&uiLanguage=en. Die Tendenz ist jedoch steigend: Im August 2011 waren es erst 26% (Solomon and Björk 2012). Für die Aufnahme in das Verzeichnis, das auch die Möglichkeit der Indexierung auf Artikelebene bietet, sollte die Zeitschrift nicht nur Open Access, sondern auch qualitätsgeprüft sein, siehe http://www.doaj.org/doaj?func=loadTemplate&template=about&uiLanguage=en#criteria, beide zuletzt besucht am 19.April 2013. Allerdings ist anzumerken, dass der Vergleich der Gebühren die Dimension der dafür zu erhaltenen Leistungen der Zeitschriften bzw. Verlage entbehrt. Außerdem beschreiben sich die Zeitschriften hier selbst – es ist also Vorsicht angebracht, insbesondere, was die Angaben zum reviewing angeht. Darüber hinaus handelt es sich bei den ungefähr 10000 verzeichneten Zeitschriften nur zum Teil um “goldene” nach der obigen Definition: Etwa 38% verwenden Creative-Commons-Lizenzen, davon knapp die Hälfte die offenste: CC BY. Viele sind einfach nur zugänglich.

  3. Siehe zur Komplexität der Prozesse wissenschaftlichen Publizierens auch Björk (2007). Obwohl die unzähligen, verschachtelten Diagramme sehr viele Aspekte erfassen, werden Wechselwirkungen zwischen Ereignissen oder Beziehungen zwischen Akteuren in diesem Modell leider nicht dargestellt. Darüber hinaus spricht man bereits vom Durchbrechen der linear-zirkulären Struktur des Erzeugens von Wissen, hin zu einer netzartigen Struktur. Mehr dazu im Abschnitt zum Overlay-Modell.

  4. Unter “Non-Profit” ist hier zu verstehen, dass Gewinne aus der verlegerischen Tätigkeit in andere Aktivitäten der gemeinnützigen Organisation reinvestiert werden. Dies trifft vor allem auf Fachgesellschaften zu, die zumeist eine vereinsähnliche Rechtsform aufweisen.

  5. Der impact factor einer Zeitschrift gibt jeweils für ein Bezugsjahr an, wie oft ihre Artikel in den zurückliegenden zwei Jahren in anderen Zeitschriften zitiert wurden – geteilt durch die Gesamtzahl der in der betreffenden Zeitschrift veröffentlichten Artikel. Die impact-Faktoren aller indizierten Zeitschriften werden jährlich in den Journal Citation Reports (JCR) publiziert.

  6. Haucap and Muck (2013 und die dort angegebene Literatur).

  7. Für die Grundlagen der systemtheoretischen Wirtschaftssoziologie siehe Luhmann (1988); zum Marktbegriff v.a. Kapitel 3.

  8. Siehe http://bjoern.brembs.net, zuletzt besucht am 31.12.2012.

  9. “The Cost of Knowledge”, auch bekannt als “Elsevier-Boykott”, wurde vom Mathematiker William Timothy Gowers Anfang 2012 gestartet. Mittlerweile wurde das Positionspapier von 13070 ForscherInnen unterzeichnet, die sich dazu bekennen, ihre Arbeit Elsevier nicht mehr kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Die Aktion zog eine große Medienaufmerksamkeit nach sich. Siehe http://thecostofknowledge.com, zuletzt besucht am 31.12.2012.

  10. Die Presse berichtete flächendeckend, als das Department for Business Innovation & Skills (sic!) die Mittelvergabe am 7.September 2012 meldete, siehe http://news.bis.gov.uk/Press-Releases/Government-invests-10-million-to-help-universities-move-to-open-access-67fac.aspx. Zur weiteren Entwicklung siehe Paul Jump, Funding model for open access unveiled, Times Higher Education, 8.November 2012, http://www.timeshighereducation.co.uk/421790.article, beide zuletzt besucht am 11.April 2013.

  11. Es kann hier keine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Report erfolgen. Für eine gut nachvollziehbare, sachliche Kritik siehe SPARC Europe response …, 11.Februar 2013, http://sparceurope.org/sparc-europe-response-to-the-uk-government-department-of-business-innovation-skills-committee-inquiry-into-the-uk-governments-open-access-policy/, zuletzt besucht am 11.April 2013.

  12. Ein “small subset” der in dem Modell aufbereiteten Daten sind als in MS Excel ausführbare Datei verfügbar: The Online model. Economic Implications of Alternative Scholarly Publishing Models (EI-ASPM). A project funded by the UK Joint Information Systems Committee (JISC) and conducted by The Centre for Strategic Economic Studies at Victoria University and The Departments of Information Science, Economics and LISU at Loughborough University, zusammengestellt von John Houghton, Mai 2011, http://www.cfses.com/EI-ASPM/JISC%20EI-ASPM%20Model%20%28Version%205.0%29.exe, zuletzt besucht am 22.April 2013.

  13. Nach Solomon and Björk (2012) ist der mittlere APC $ 906. Nimmt man einige der 74% Open-Access-Journals hinzu, die gar keine APCs verlangen, reduziert sich dieser Betrag noch einmal.

  14. Bei der vorliegenden Kalkulation wurden Zeitschriften mit niedriger (höchstens 30% der eingereichten Artikel werden abgelehnt), mittlerer (mehr als 30%) oder hoher (mehr als 90%) Ablehnungsquote einbezogen; repräsentativ für das Publikationsverhalten der ForscherInnen in UK: 17% der Artikel erscheinen in Zeitschriften mit niedriger, 57% in solchen mit mittlerer und 27% in solchen mit hoher Ablehnungsquote.

  15. Die Mitgliederzahlen von STM-Fachgesellschaften nehmen v.a. in den USA tendenziell ab, was sich deutlich auf die Auflagen der Zeitschriften auswirkt. Die Zahl der Subskriptionen sinke, insbesondere für Printausgaben: um 43% innerhalb der drei untersuchten Jahre. Betrachtet man nur die institutionellen Subskriptionen, so zeige sich, dass einige Zeitschriften bei ihren Online-Ausgaben allerdings sogar zugelegt haben. Pro Artikel lag der Umsatz bei € 2260, pro Seite bei € 230.

  16. Bis 1992 wurden die drei heute unter diesem Namen bekannten und von der Thomson Corporation vermarkteten Datenbanken Science Citation Index, Arts and Humanities Citation Index und* Social Sciences Citation Index* von dem Institute for Scientific Information (ISI) geführt. Fußnoten und Bibliographien von ca. 12000 wissenschaftlichen Zeitschriften werden hier teilweise retrospektiv bis 1900 so ausgewertet, dass der am Zeitschriftenmarkt und für Berufungsverfahren sowie für Fördergeldanträge an vielen Forschungseinrichtungen bedeutende impact factor einer Zeitschrift berechnet werden kann.

  17. Wobei offen bleiben muss, ob dies tatsächlich nicht repräsentativ ist – es gibt keinen umfassenderen Zeitschriftenindex. Allerdings gibt Ware (2009) die Zahl der aktiven wissenschaftlichen, qualitätsgeprüften Zeitschriften mit 25400 an.

  18. Nach einer von Uwe Thomas Müller (2009 siehe v.a. Abb.21) durchgeführten Befragung, an der sich über 1200 Open-Access-Journals beteiligten, liegen hierzu Daten vor: In den Kunstwissenschaften findet das reviewing zu über 40% im Editorial Board oder HerausgeberInnenkreis statt, weitere über 20% können nur auf weniger als 10 GutachterInnen zurückgreifen. Zwar nicht mit so hohen Anteilen, aber doch vergleichbar ist die Lage in den Literatur-, Sprach-, Geschichts-, Politik-, Rechts- und Religionswissenschaften sowie in der Philosophie. Einzige Ausnahmen im HSS-Feld sind die übrigen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, wo die Anteile des unabhängigen peer reviewings um 70% liegen.

  19. Die Studie wurde mit Hilfe eines Online-Fragebogens durchgeführt, zu dem v.a. über Mailinglisten von großen Verlagen mit Open-Access-Business-Modell eingeladen wurde. Insgesamt nahmen fast 54000 ProbandInnen, davon ca. 46000 aktive ForscherInnen, teil. Gut 38000 der befragten Personen hatten in den letzten fünf Jahren einen Artikel veröffentlicht, was ebenso wie die Beantwortung einer Schlüsselfrage zu Open Access dafür Ausschlag gab, sie in die Auswertung hinein zu nehmen. Vom ursprünglich fachlich heterogenen Feld blieb eine Überrepräsentation von NaturwissenschaftlerInnen. Auch ForscherInnen aus den forschungsintensiven, westlichen Weltregionen sind überrepräsentiert. Dass 52% bereits Open Access publiziert hatten, überrascht nicht, wenn man die Methode, ProbandInnen zu akquirieren, betrachtet. Die Daten wurden vollständig mit einer CC-0-Lizenz (gemeinfrei) im Januar 2011 veröffentlicht und können daher frei wiederverwendet werden: http://bit.ly/ejuvKO, zuletzt besucht am 3.September 2013.

  20. Siehe z.B. die Beiträge in Radder (2010).

  21. Vom 22.Oktober 2003, http://oa.mpg.de/files/2010/04/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf, zuletzt besucht am 3.April 2013.

  22. Siehe http://creativecommons.org, zuletzt besucht am 23.April 2013.

  23. Bei Büchern könnte sich dies hingegen durchaus lohnen, weshalb es hier zu unterscheiden gilt. Jedoch ist auch dieser Fall eher unwahrscheinlich, weil zu einem erfolgreichen Vertrieb eines Buches die Person der AutorIn bei Buchvorstellungen und auf Konferenzen als “Marke” eingesetzt wird, um nennenswerte Verkaufszahlen zu erzielen.

  24. Siehe auch eine umfangreiche, von Creative Commons in Auftrag gegebene Studie dazu: Defining “Noncommercial”: A Study of How the Online Population Understands “Noncommercial Use”, 4.September 2009, http://wiki.creativecommons.org/Defining_Noncommercial, zuletzt besucht am 10.Juli 2013.

  25. “Too often a journal’s decision to publish a paper is dominated by what the Editor/s think is interesting and will gain greater readership — both of which are subjective judgments and lead to decisions which are frustrating and delay the publication of your work. […] Judgments about the importance of any particular paper are then made after publication by the readership (who are the most qualified to determine what is of interest to them).” (PLOS ONE Journal Information, http://www.plosone.org/static/information, zuletzt besucht am 2.April 2013.)

  26. Siehe Article-Level Metrics Information, http://www.plosone.org/static/almInfo, zuletzt besucht am 2.April 2013.

  27. Siehe figshare partners with Open Access mega journal publisher PLOS, http://figshare.com/blog/figshare_ partners_ with_ Open_ Access_ mega_ journal_ publisher_ PLOS/68, zuletzt besucht am 2.April 2013.

  28. Welcome to Ambra, urlhttp://www.ambraproject.org/, zuletzt besucht am 27.Juli 2013.

  29. Diese Kritik findet sich in einer Reihe von Wissenschaftsblogs; um nur einen zu nennen, der viele andere zitiert und die Entwicklung von PLOS ausführlich darstellt: Richard Poynder, PLoS ONE, Open Access, and the Future of Scholarly Publishing, in: Open and Shut?, 7.März 2011, http://poynder.blogspot.co.at/2011/03/plos-one-open-access-and-future-of.html, zuletzt besucht am 3.April 2013; und, dies ebenfalls thematisierend, aber weniger negativ bewertend: Stephen Curry, PLoS ONE: from the Public Library of Sloppiness?, in: Reciprocal Space, 1.April 2012, http://occamstypewriter.org/scurry/2012/04/01/plos1-public-library-of-sloppiness/, zuletzt besucht am 3.April 2013. Currys Position wird von einer Reihe von Bloggern geteilt.

  30. Siehe Gunther Eysenbach, Open Access monopoly may threaten smaller journals, 12.Jan. 2013, in: BMJ, als Kommentar zu einem Artikel von Lynn Eaton, http://www.bmj.com/rapid-response/2011/10/29/re-re-open-access-monopoly-may-threaten-smaller-journals.

  31. The Open Library of Humanities, https://www.openlibhums.org, zuletzt besucht am 18.August 2013.

  32. Q&A: Martin Eve on Why We Need a Public Library of the Humanities and Social Sciences. Interview mit Meredith Schwartz, 15.Januar 2013, http://lj.libraryjournal.com/2013/01/oa/qa-martin-eve-on-why-we-need-a-public-library-of-the-humanities-and-social-sciences/, zuletzt besucht am 18.August 2013.

  33. Siehe Freier Eintritt in die Geisteswissenschaft, science orf.at vom 19.08.2013, http://science.orf.at/stories/1723088/, zuletzt besucht am 20.August 2013.

  34. Scientific Electronic Library Online, Brasil, http://www.scielo.br, zuletzt besucht am 20.12.2012.

  35. Japan Science and Technology Information Aggregator, Electronic, https://www.jstage.jst.go.jp, zuletzt besucht am 20.12.2012.

  36. Hierzu liegen noch weitere Studien vor, z.B. Gumpenberger, Ovalle-Perandones, and Gorraiz (2012), die statt auf die historische Entwicklung den Fokus auf die Indizierung von Open-Access-Journals in den Journal Citation Reports (JCR) gelegt haben. Hier wird z.B. gezeigt, wie sich einige wenige große Verlage, v.a. aus dem anglo-amerikanischen Raum weitestgehend den Markt der höchstgerankten Journals aufteilen.

  37. Review Process, Hydrology and Earth System Sciences, http://www.hydrology-and-earth-system-sciences.net/review/review_process_and_interactive_public_discussion.html, zuletzt besucht am 8.April 2013, s.a. Björk (2011).

  38. Article Processing Charges (APC), Hydrology and Earth System Sciences, http://www.hydrology-and-earth-system-sciences.net/submission/service_charges.html, zuletzt besucht am 8.April 2013.

  39. Im Vergleich zu den Aussagen anderer Autoren sind diese first copy costs hoch.

  40. Jede Subskription erfordert zusätzlichen administrativen Aufwand.

  41. Cost Effectiveness for Open Access Journals. Powered by Eigenfactor.org and journalprices.com, http://www.eigenfactor.org/openaccess/, zuletzt besucht am 3.November 2013.

  42. Sie hierzu auch Michael Clarke, Why Hasn’t Scientific Publishing Been Disrupted Already?, in: the scholarly kitchen (Weblog), 4.Januar 2010, http://scholarlykitchen.sspnet.org/2010/01/04/why-hasnt-scientific-publishing-been-disrupted-already/, zuletzt besucht am 5.April 2013.

  43. Siehe jedoch die Zeitschrift Hydrology and Earth Systems Science.

  44. Fakulty of 1000, http://f1000.com/prime, zuletzt besucht am 19.November 2013.

  45. Siehe http://arxiv.org, zuletzt besucht am 3.April 2013.

  46. Why I’ve also joined the good guys, in: Gowers’s Weblog. Mathematics related discussions, 16.Januar 2013, http://gowers.wordpress.com/2013/01/16/why-ive-also-joined-the-good-guys, zuletzt besucht am 5.April 2013.

  47. http://journalofdigitalhumanities.org, zuletzt besucht am 25.Juli 2013.

  48. http://digitalhumanitiesnow.org, zuletzt besucht am 25.Juli 2013. Betrieben werden beide Publikationsmedien vom Roy Rosenzweig Center for History and New Media der staatlichen George Mason University in Virginia, USA. Ein anderes bekanntes Projekt dieser Einrichtung ist die Literaturverwaltungssoftware Zotero.

  49. Es ist allerdings auch Kritik an Transparenz und Verlässlichkeit des Evaluationsprozesses geäußert worden: Adeline Koh, The Journal of Digital Humanities: Post-Publication Review or the Worst of Peer Review? http://www.adelinekoh.org/blog/2013/08/29/journalofdigitalhumanitie/, zuletzt besucht am 12.September 2013.

  50. Interessant sind auch Stefan Gradmanns (2007) Überlegungen, dass am Markt für wissenschaftliche Literatur nicht ausschließlich Dienstleistungen angeboten werden sollten, sondern auch Wissen selbst, unter der Voraussetzung, dass es so weit aggregiert und sedimentiert ist, dass aus ihm “ein in nennenswerter Auflage marktfähiges Lehrbuch gemacht werden kann”. Es ließe sich allerdings darüber streiten, ob Lehrbücher wissenschaftliche Literatur im engeren Sinne sind, oder ob es sich hier nicht vielmehr um populäre Sachbücher handelt, für die generell andere Marktlogiken herrschen.

  51. DOAB, Information for Publishers, http://www.doabooks.org/doab?func=about&uiLanguage=en#forPublishers, zuletzt besucht am 12.August 2013.

  52. FWF, Publikations- und Kommunikationsförderung, Selbstständige Publikationen, http://fwf.ac.at/de/projects/selbststaendige_publikationen.html, zuletzt besucht am 12.August 2013.

  53. Jisc Collections, OA Monographs Conference, https://www.jisc-collections.ac.uk/JISC-Collections-events/oabooksconf/OAbooksprogramme/, zuletzt besucht am 12.August 2013.

  54. http://www.librarypublishing.org/about-us/mission, zuletzt besucht am 12.August 2013.

  55. Knowledge Unlatched, http://www.knowledgeunlatched.org/, zuletzt besucht am 12.August 2013.

  56. OpenEdition, Freemium programme, http://www.openedition.org/8873, zuletzt besucht am 19.November 2013.

  57. Falls nicht anders angegeben basiert dieser Abschnitt auf den Erkenntnissen von Björk (2012) und der dort angegebene Literatur.

  58. Springer Open Choice, http://www.springer.com/open+access/open+choice?SGWID=0-40359-0-0-0. Einen Überblick über Publishers with Paid Options for Open Access bietet SHERPA/RoMEO, http://www.sherpa.ac.uk/romeo/PaidOA.html, beide zuletzt besucht am 29.Juli 2013.

  59. Vgl. auch die Angaben von Elsevier im Hybrid-Abschnitt.

  60. SPARC Europe, Hybrid Journals, http://sparceurope.org/hybrid-journals/, zuletzt besucht am 29. Juli 2013.

  61. Double Dipping Policy, http://cdn.elsevier.com/assets/pdf_file/0013/112171/Sponsored_Articles_2011.pdf, zuletzt besucht am 1. August 2013.

  62. Auch ist auf den Webseiten insbesondere der großen Verlage kaum ersichtlich, für welche Journals eine Open-Access-Option gilt. Darüber hinaus werden “freigekaufte” Artikel nicht immer klar markiert, so dass es für eine Bestandserhebung notwendig wäre, jeden Artikel einzeln aufzurufen.

  63. Times Higher Education, World University Rankings 2012, University of Vienna, http://www.timeshighereducation.co.uk/world-university-rankings/2012-13/subject-ranking/subject/arts-and-humanities/institution/university-of-vienna, zuletzt besucht am 11.August 2013.

  64. Thomson Reuters, Top 20 Countries in Physics, 1997-2007, März 2008, http://sciencewatch.com/articles/top-20-countries-physics-1997-2007, zuletzt besucht am 11.August 2013. Vergleichbare Rankings wurden auch für alle Disziplinen, für Mathematik und für die Ingenieurwissenschaften durchgeführt, wo Österreich nicht unter den ersten 20 aufgeführt ist. Die Thomson-Reuters-Indizes sind bekanntlich vor allem aussagekräftig in Bezug auf STM. So gehören beispielsweise mehr als 50% der Open-Access-Zeitschriften mit impact factor zu den Fachgebieten Medizin oder Life Sciences (Reding et al. 2013). Nur einen geringer Teil der HSS-Zeitschriften, geschweige denn Monographien, finden Berücksichtigung.

  65. Diese Zählungen ergibt sich aus den intellektuell ausgewerteten Daten der Research Activities Documentation (RAD) und den Journals, die den an anderer Stelle näher beschriebenen OJS-Service in Anspruch nehmen. Folgende Journals sind gemeint: The Austrian Journal of South-East Asian Studies (ASEAS), Austrian Studies in Social Anthropology (ASSA), European Integration Online Papers (EIOP), Suicidology Online, Wiener Elektronische Beiträge des Institutes für Finno-Ugristik (WEB-FU).

  66. Zu der zugrundeliegenden Studie muss angemerkt werden, dass ein “goldenes” Open-Access-Journal dort nicht ebenso wie hier (siehe Einleitung) definiert wurde. Es gibt allerdings auch keine Datenquelle, die Zeitschriften entsprechend differenziert. Eine Stichprobe ergab, dass im DOAJ nicht wenige Journals verzeichnet sind, die eine Weiterverbreitung ihrer Inhalte untersagen. Für Reding et al. musste dennoch als Kriterium die Verzeichnung im DOAJ (223 einbezogene Zeitschriften) genügen, wo zwar die Verwendung von CC-Lizenzen angegeben werden kann, einige Zeitschriften aber die Verbreitung auch ohne CC-Lizenz erlauben. Wäre eine CC-Lizenz Bedingung, würde die Zahl der Open-Access-Publikationen weitaus geringer ausfallen.

  67. Die Daten entstammen der Research Activities Documentation (RAD) der Universität und wurden vom Team Bibliometrie aufbereitet. Es wurden nur Organisationseinheiten einbezogen, die mehr als 100 Publikationen aufweisen.

  68. FWF, Anschubfinanzierung für Open Access Zeitschriften in den Geistes- und Sozialwissenschaften, http://www.fwf.ac.at/de/aktuelles_detail.asp?N_ID=506, zuletzt besucht am 28.August 2013.

  69. Inwiefern die genannten Mittel bereits an anderen Einrichtungen eingesetzt werden, konnte im Rahmen der vorliegenden Studie nicht untersucht werden, wäre aber eine interessante Fragestellung für weitere Nachforschungen.

  70. Universität Wien 2015. Entwicklungsplan, 2012, http://rektorat.univie.ac.at/entwicklungsplan, zuletzt besucht am 17.September 2013.

  71. Insitut für Textkritik, Für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte, zusammen: Die UrheberInnen sehen sich in ihrer Presse- und Publikationsfreiheit beschränkt (genauer hätte man formulieren können: in ihrer Eigentumsfreiheit aufgrund ihrer Urheberschaft) und befürchten die Gefährdung der Freiheit von Lehre und Forschung. http://www.textkritik.de/urheberrecht/, zuletzt besucht am 17.September 2012. Die Diskussion lässt sich von Deutschland gut auf Österreich übertragen, da die Gesetzesgrundlagen in beiden Ländern Verfassungsrang haben und ähnlich formuliert sind. Entsprechende Gerichtsentscheidungen gab es in beiden Ländern bislang noch keine.

  72. Siehe die Arbeit von Anna Werchracki und die dort angegebene Literatur: Beschränkungen der Urheberrechte wissenschaftlicher Autoren im Lichte der Wissenschaftsfreiheit (Stichwort Institutional Mandates), 2011, http://www.iuwis.de/dossierbeitrag/beschränkungen-der-urheberrechte-wissenschaftlicher-autoren-im-lichte-der-wissenschaf, zuletzt besucht am 17.September 2013.

  73. SCOAP3, Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics, http://scoap3.org/, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  74. OpenAIRE, Open Access Infrastructures for Research in Europe, http://www.openaire.eu/, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  75. Siehe die Präsentation von Frank Scholze bei den 7.Open-Access-Tagen in Hamburg, Open Access in Europe and how SPARC Europe is trying to help, 1.Oktober 2013, http://youtu.be/1_Kn1OMGCLQ?t=1h17m18s, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  76. SPARC Europe, Our Mission, http://sparceurope.org/about/, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  77. SPARC, http://www.arl.org/sparc/, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  78. OASPA, http://oaspa.org/, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  79. EOS, http://www.openscholarship.org, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  80. EOS, Who are we & why this website?, http://www.openscholarship.org/jcms/c_5012/en/home, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.

  81. Die Länge von zwölf Seiten ist beliebig gesetzt. Selbstverständlich weisen unterschiedliche Disziplinen auch unterschiedliche Durchschnittslängen von Artikeln auf. Es konnte mit Hilfe der Literatur keine allgemeine Durchschnittslänge eruiert werden.

  82. OA journal funds, Open Access Directory, http://oad.simmons.edu/oadwiki/OA_journal_funds, zuletzt besucht am 10.April 2013.

  83. SPARC, Open Access Funds in Action, Oktober 2011, http://www.sparc.arl.org/sites/default/files/fundsinaction.pdf, zuletzt besucht am 10.April 2013.

  84. Open Access Key, https://www.openaccesskey.com, zuletzt besucht am 20.August 2013.

  85. Vergleiche die umfangreiche und ständig aktualisierte Beall’s List, Scholarly Open Access, http://scholarlyoa.com/publishers/, zuletzt besucht am 20.August 2013.

  86. OASPA, Code of Conduct, http://oaspa.org/membership/code-of-conduct, zuletzt besucht am 20.August 2013.

  87. Ein selten beschriebenes Modell, das bereits (2002) von der deutschen Hochschulrektorenkonferenz vorgeschlagen wurde, soll hier kurz Beachtung finden: Die Institution archiviert die Manuskripte ihrer ForscherInnen, kauft dann aber von den Verlagen Mehrwertprozesse ein, um das Endprodukt wiederum selbst zu archivieren und zugänglich zu machen. Leider scheint weder forschungsinstitutions- noch verlagsseitig Interesse an dieser Form der Kooperation zu bestehen – in der Literatur kommt es nicht vor.

  88. innsbruck university press, http://www.uibk.ac.at/iup/peerreviewed.html.de, zuletzt besucht am 28.Juli 2013.

  89. ag universitätsverlage, Mitglieder, http://blog.bibliothek.kit.edu/ag_univerlage/?page_id=535, zuletzt besucht am 28. Juli 2013.

  90. Das DFG-Projekt CARPET hat einen Software-Katalog entwickelt: Community for Academic Reviewing, Publishing and Editorial Technology, http://www.carpet-project.net/en/catalogue/, zuletzt besucht am 24.Juli 2013.

  91. Siehe Public Knowledge Projekt, Software, http://pkp.sfu.ca/software, zuletzt besucht am 24.Juli 2013.

  92. nestor, http://www.langzeitarchivierung.de; APA and APARSEN, http://www.alliancepermanentaccess.org/. Das seit 2007 bestehende Österreichische Wissensnetzwerk Digitale:Langzeitarchivierung, das vom Bundeskanzleramt, dem Staatsarchiv und der Nationalbibliothek getragen wird, scheint zu schlafen (siehe http://www.austria.gv.at/site/7439/default.aspx), während die großen wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs bislang eher informell kooperieren. Alle Websites zuletzt besucht am 24.Juli 2013.

  93. Siehe die Musterangebote auf Vandenhoeck & Ruprecht, http://www.v-r.de/de/content-171-171/fuer_autoren_und_herausgeber/, zuletzt besucht am 28.August 2013. Die Druckkosten für 300 Seiten betragen ca. € 2650. Mit zusätzlichen € 4500 kann das Werk “freigekauft” werden. Eine reine Open-Access-Publikation dieses Umfangs kostet € 6650; alle Preise zuzüglich Mehrwertsteuer.

  94. Crossref, publisher fees, http://www.crossref.org/02publishers/20pub_fees.html, zuletzt besucht am 21.August 2013. Die Höhe der Gebühr richtet sich nach dem Einkommen bzw. den Ausgaben des Verlags; institutionelle Publikationsservices dürften für das Verbleiben in der untersten Gruppe bis zu $ 1 Mio. für Publikationsaktivitäten ausgeben.

  95. Harvard Library, Mission & Vision, http://library.harvard.edu/vision-mission. Bernhard Mittermaier verwies darauf bei den 7.Open-Access-Tagen in Hamburg, 2.Oktober2013 http://youtu.be/JYfNos48RoU?t=26m35s, beide zuletzt besucht am 17.Dezember 2013. In den strategic objectives der Harvard Library werden allerdings weniger progressive Töne angeschlagen. Vergleiche jedoch Wissenschaftsrat (2001): “Gegenüber der ehemals stark betonten Bestandsorientierung gewinnt die Beschaffung von Information und die Vermittlung von Informationszugängen und -nachweisen an Bedeutung”. Der Trend von der Bestands- hin zu einer primären NutzerInnenorientierung, deren Definition variiert, wird von Bielemeier and Schwarz (2008) als Selbstverständlichkeit behandelt.

  96. Harvard Library, A Note from the Library Leadership Team: Draft Mission Statement, 19.März 2013, http://library.harvard.edu/note-library-leadership-team-draft-mission-statement, zuletzt besucht am 17.Dezember 2013.